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Die globale Schifffahrt will mit einem 5-Mrd-Fonds ihre CO2-Bilanz verbessern. Jedes Unternehmen soll künftig eine Forschungsabgabe von 2 $ je t Kraftstoff einzahlen.

Die globale Schifffahrt will einen mit 5 Mrd. $ ausgestatteten Klima-Fonds einrichten, um die Emissionen abzubauen. Die Industrie soll das Geld über ein[ds_preview]en Zeitraum von zehn Jahren aus einer Abgabe für alle Unternehmen in Höhe von 2 $ je t verbrauchten Kraftstoffs aufbringen. Laut Schätzungen liegt der Bunkerverbrauch weltweit derzeit bei jährlich etwa 250 Mio. t.

Abgabe auf Bunkerverbrauch

Aus dieser neuen »CO2-Abgabe« soll der »International Maritime Research and Development Fonds« ausgestattet werden (IMRF), der durch die IMO kontrolliert wird. Ziel sei es, zu Beginn der 2030er-Jahre kommerziell nutzbare und emissionsfreie Schiffe zu entwickeln. Die Reeder sollen bei ihrem jeweiligen Flaggenstaat über die Bunker-Lieferscheine ihre Zahlungen belegen und dafür ein Zertifikat erhalten.

Beispiel Hapag-Lloyd

Flotte: 240 Schiffe

Bunkerverbrauch: 4,4 Mio. t / Jahr

Bunker-Abgabe: 2 $ / t

Fonds-Kosten: ca. 8,8 Mio. $ / Jahr

Ein grundsätzlich positives Echo kam von der deutschen Container-Linienreederei Hapag-Lloyd. Sie wäre jährlich mit etwa 8,8 Mio. $ zusätzlich belastet. Der geplante Forschungsfonds zur CO2-Reduzierung könne die Kooperation industrieweit stärken und neue Impulse beim Klimaschutz setzen, teilte das Unternehmen auf Nachfrage der HANSA mit. »Zum jetzigen Zeitpunkt sind aber noch viele organisatorische Fragen offen. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob und in welcher Form wir uns an der Initiative beteiligen können«, heißt es.

Weltweit werden etwa 90% aller Waren per Schiff transportiert. Gleichzeitig ist die globale Schifffahrt für ungefähr 2% der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich. Es liege jetzt in der Verantwortung der International Maritime Organization (IMO), die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen weltweit zu regulieren, da diese nicht einzelnen Staaten zugerechnet werden könnten, teilte der Verband Deutscher Reeder (VDR) mit.

50% weniger CO2-Emissionen bis 2050

Die Vorgaben sind bereits gemacht: Demnach sollen die globalen CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 2008 mindestens halbiert werden. Dieses Ziel sei nicht ohne eine enorme Effizienzsteigerung der Schiffe zu erreichen. Statt der heute gebräuchlichen fossilen Kraftstoffe müssten neue, möglichst kohlenstofffreie Kraftstoffe zum Einsatz kommen, heißt es weiter. Dies erfordert die Entwicklung von Technologien und Antriebssystemen mit »grünem« Wasserstoff, Ammoniak, Brennstoffzellen, Batterien oder anderen synthetischen, aus regenerativen Energien erzeugten Kraftstoffen.

»Innovation ist dringend nötig, damit die Technologien entwickelt werden«, sagt Esben Poulsson, Chairman der ICS. Neben dem internationalen Reederverband ICS stehen mit Bimco, CLIA, Intercargo, Interferry, Intertanko, IPTA oder der World Shipping Council weitere Dach- und Branchenverbände hinter dieser Initiative. Sie vertreten den Angaben zufolge mehr als 90% aller Akteure in der weltweiten Schifffahrt. Die Teilnahme weiterer Interessengruppen sei aber sehr willkommen, heißt es weiter.

Ausweitung des MARPOL-Übereinkommens?

Der Vorschlag für den Milliardenfonds sei bereits der IMO vorgelegt worden und soll bereits im März beim nächsten Treffen des Marine Environment Protection Committee (MEPC) diskutiert werden. Eine baldige Annahme durch die Mitgliedstaaten der IMO, spätestens bis 2023, werde angestrebt. Dies könne zum Beispiel durch eine Annahme von Zusatzregelungen zum MARPOL-Übereinkommen erfolgen.

Damit richtet sich der Vorschlag explizit gegen rein regionale Maßnahmen wie das Vorhaben der EU, die Schifffahrt in den europäischen Emissionshandel einzubinden. Davor hatte zuletzt auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) immer wieder gewarnt. Einzellösungen könnten zu Ungleichgewichten und Wettbewerbsverzerrungen im Markt führen.