Richard Greiner (Foto: Moore Stephens)
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Die Schifffahrtsindustrie steht in den kommenden Jahren vor einigen sehr großen Herausforderungen, hat aber laut der Beratungsfirma BDO eine Reihe von Gründen, um guten Mutes in das neue Jahrzehnt zu starten.

Richard Greiner, Partner, Shipping & Transport bei BDO, sagt: »Im vergangenen Jahr [ds_preview]jährte sich zum 150. Mal die Eröffnung des Suezkanals, der in vielerlei Hinsicht dazu beigetragen hat, die globalen Schifffahrtsmärkte zu revolutionieren. Jetzt, an der Schwelle zu einem neuen Jahrzehnt, ist zwar nichts Vergleichbares in Sicht, aber es stehen dennoch eine Reihe sehr wichtiger grundlegender Veränderungen an, und darüber hinaus gibt es eine Reihe von Gründen, um die Geschicke der Branche in den kommenden zehn Jahren optimistisch zu sehen.«

Ende 2019 sei die Stimmung in der Branche so gut wie zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen sechs Jahren gewesen, sagt Greiner. Trotz einer allgemeinen Abschwächung des weltweiten BIP ist die Nachfrage nach den Dienstleistungen der Schifffahrt demnach weiterhin stark, während ein Rückgang der Zahl der bestellten Neubauten und ein stetiger Strom von Recycling das Angebot unter Kontrolle gebracht hat. »Wenn Angebot und Nachfrage in Einklang stehen, wird unweigerlich viel Gutes folgen«, sagt Greiner.

Dennoch stehe die Schifffahrt in unmittelbarer Zukunft vor ernsthaften Herausforderungen, um neue Vorschriften zu erfüllen. »Environmental Social Governance (ESG) wird außerdem zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mit Inkrafttreten der IMO 2020 wird die Treibstoffpreisdifferenz ab dem ersten Tag des neuen Jahrzehnts ein bedeutender Faktor sein, und es wird noch zu sehen sein, ob die Frachtraten die dadurch verursachten erhöhten Kosten decken werden«, so der BDO-Shipping-Chef.

Die Nachrüstung von Scrubbern im Rahmen der IMO-2020-Regelung werde weiterhin Tonnage vom Wasser fernhalten, die Verschiffung von schwefelarmem Treibstoff gleichzeitig die Produktentanker-Verkehre ankurbeln. Neue Treibstofflösungen werden weiter erprobt werden, während sich herausstellen wird, ob die »Poseidon Principles« der neue globale Rahmen für eine verantwortungsvolle Schiffsfinanzierung sein können.

»Jede dieser Wahlen hat das Potenzial, die Schifffahrt positiv und/oder negativ zu beeinflussen«

»Anderswo werden die Betriebskosten voraussichtlich steigen, während Geopolitik, Handelskriege und Sanktionen weiterhin ihren üblichen Einfluss ausüben werden. Die erste vollständige Finanzberichtssaison mit den neuen Rechnungslegungsstandards für Leasingverhältnisse wird zweifellos zu größeren Bilanzen für einige in der Branche führen«, meint Greiner.

»Wir wissen jetzt, dass Brexit wirklich Brexit ist, aber was bedeutet Brexit tatsächlich? Für 2020 sind eine Reihe von Präsidentschafts- und Parlamentswahlen geplant, unter anderem in den Vereinigten Staaten, Ägypten, Griechenland, Hongkong, Neuseeland, Polen, Singapur und Venezuela. Jede dieser Wahlen hat das Potenzial, die Schifffahrt positiv und/oder negativ zu beeinflussen«, so de Berater weiter.

Als weitere Themen, mit denen die Schifffahrtsindustrie zu Beginn eines neuen Jahrzehnts konfrontiert wird, identifiziert er die Wechselkursvolatilität und die Frage, ob die US-Zinsen weiter sinken werden. »Der LIBOR wird erst Ende 2021 ersetzt werden, aber die Zeit ist jetzt gekommen, um sich darauf vorzubereiten.«

»Größte Herausforderung bleibt die technische Innovation«

Die vielleicht größte Herausforderung sei jedoch die Notwendigkeit, die technische Innovation im Schiffs- und Motorenbau aufrechtzuerhalten und zu steigern, und Big Data und künstliche Intelligenz zu nutzen »– und dann nicht zu vergessen, für die Seeleute der Zukunft zu planen«.

»Über Jahrzehnte hinweg steigen die meisten Märkte historisch gesehen so oft, wie sie fallen. Die Schifffahrt hat das vergangene Jahrzehnt besser überstanden, als viele vorhergesagt haben, und geht deshalb umso stärker in das neue Jahrzehnt. Wenn sie die finanziellen, technologischen und regulatorischen Herausforderungen meistern kann, die sich ihr stellen, wird sie für bestehende und neue Investoren gleichermaßen attraktiv bleiben«, schließt Greiner.