Piraten pirate flag, Symbolfoto Piraterie
Print Friendly, PDF & Email

82 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe in Asien sind dem ReCAAP Information Sharing Centre (ISC) 2019 gemeldet worden. Sowohl bei der Gesamtzahl als auch bei den erfolgreichen Angriffen ist ein Anstieg zu beobachten.

Das ReCAAP ISC hat heute seinen Jahresbericht 2019 veröffentlicht. Insgesamt [ds_preview]82 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe in Asien wurden von Januar bis Dezember 2019 gemeldet, davon 71 tatsächliche Vorfälle und 11 Versuche. Dies entspricht einem Anstieg um 8 % (6 Vorfälle) der Gesamtzahl der Vorfälle und einem Anstieg von 15 % (9 Vorfälle) der tatsächlichen Vorfälle im Vergleich zu 2018.

RECAAP ISC annual figures 2019 2
Quelle: ReCAAP

Trotz einem Anstieg gegenüber 2018 seien diese Zahlen immer noch die zweitniedrigsten seit 2007, als ReCAAP ISC mit der Meldung von Vorfällen begann, heißt es. 2018 war bisher das Jahr mit dem niedrigsten Wert.

Der Schweregrad der Vorfälle hat sich im Jahr 2019 im Vergleich zu 2018 nicht verschlechtert. So gab es wie 2018 zwei Vorfälle der Kategorie 1 (Mehr als 9 Täter mit Schusswaffen und Messern bewaffnet, Besatzung verletzt, Schiff gekapert oder Ladung gestohlen); sechs Vorfälle der Kategorie 2 gegenüber 8 im Vorjahr (4-9 Angreifer meist mit Messern bewaffnet, Besatzung bedroht/als Geiseln genommen, Täter stehlen Geld und Schiffsausrüstung). 69% der Vorfälle waren der Kategorie 4 zuzuordnen (Täter nicht bewaffnet, Besatzung nicht verletzt)

Licht und Schatten, Straße von Singapur gefährlich

Es gab einen Rückgang der Vorfälle hauptsächlich in Häfen und Ankerplätzen in Bangladesch (von 11 auf 0), Indonesien (von 27 auf 23) und den Philippinen (von 9 auf 6). Im Vergleich zu 2018 gab es an zwei Orten einen Anstieg der Vorfälle. In der Straße von Singapur wurden 31 Vorfälle gegenüber 7 im Jahr 2018 gezählt. Vor  Bandar Penawar, Johor, Malaysia, wurden 5 Vorfälle gegenüber 0 im Jahr 2018 gemeldet.

2019 ereigneten sich insgesamt 31 Vorfälle in der Straße von Singapur, davon 15 auf der Westspur des Traffic Separation Scheme (TSS) hauptsächlich von Januar bis August und 16 auf der Ostspur des TSS von Ende September bis Dezember. 14 von 15 Vorkommnissen in der westgehenden Fahrspur ereigneten sich an Bord von Schleppern, die Schiffe im Schlepp hatten. Bei den gestohlenen Gegenständen handelte es sich hauptsächlich um Schrott von Schleppkähnen (9 Vorfälle). Da die Kähne unbemannt waren, gab es keine Konfrontation zwischen der Besatzung und den Tätern und keine Verletzung aufseiten der Besatzung.

»Zusammenarbeit intensivieren, äußerste Wachsamkeit üben«

RECAAP ISC annual figures 2019 1
Quelle: ReCAAP

16 Schiffe, die in der östlichen Fahrspur des TSS geentert wurden, waren Massengutfrachter (8), Tankschiffe (4), von Schleppern gezogene Lastkähne (3) und VLCC (1). Bei 10 Vorfällen wurde nichts gestohlen, da die Täter nach Auslösung des Alarms mit leeren Händen flohen. Bei 6 Vorfällen wurden Gegenstände wie Motorersatzteile, Schrott, Schlösser und Seile sowie persönliche Gegenstände gestohlen. Bei 7 Vorfällen wurden die Täter im Maschinenraum entdeckt; dies kann darauf hindeuten, dass sie es auf Maschinenteile abgesehen hatten. Es kam auch zu Konfrontationen zwischen der Besatzung und den Tätern; bei einem Vorfall wurden zwei Besatzungsmitglieder leicht verletzt und bei drei Vorfällen wurden einige Besatzungsmitglieder gefesselt.

In der Straße von Singapur ist ein Auf und Ab bei den Werten zu beobachten: 99 Vorfälle im Jahr 2015, 2 Vorfälle 2016, 8 Vorfälle im Jahr 2017 und 7 im Jahr 2018, 31 im Jahr 2019. ReCAAP ISC fordert die Anrainerstaaten auf, die Überwachung und Patrouille zu verstärken und ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. Der Schifffahrtsindustrie wird geraten, äußerste Wachsamkeit zu üben, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen und alle Vorfälle unverzüglich dem nächstgelegenen Küstenstaat zu melden.

Lage in den Sulu-Celebes-Meeren und -Gewässern vor Ost-Sabah

Im Jahr 2019 gab es zwei tatsächliche Vorfälle von Entführungen der Besatzung in der Sulu-Celebes-See und den Gewässern vor Ost-Sabah (2 tatsächliche und 1 versuchter Vorfall im Jahr 2018).

Am 8. Juni 2019 wurden neun Besatzungsmitglieder von zwei Fischerbooten in den Gewässern vor Ost-Sabah, Malaysia, entführt; die gesamte Besatzung wurde am 21. Juni 2019 freigelassen. Am 23. September wurden drei Besatzungsmitglieder von einem Fischerboot in den Gewässern vor Ost-Sabah, Malaysia, entführt. Zwei Besatzungsmitglieder wurden am 22. Dezember 2019 gerettet, ein Besatzungsmitglied ist noch immer in Gefangenschaft.

Als mittelfristiger Trend ist die Zahl der Vorfälle seit 2016 rückläufig:

  • 2016: 12 tatsächliche und 6 versuchte Vorfälle
  • 2017: 3 tatsächliche und 4 versuchte Vorfälle
  • 2018: 2 tatsächliche und 1 versuchter Vorfall
  • 2019: 2 tatsächliche Vorfälle

Das Risiko der Entführung der Besatzung bleibt also bestehen. Den Reedereien wird empfohlen, sich auf die im Juli 2019 von der ReCAAP ISC veröffentlichte Guidance on Abduction of Crew zu beziehen.

Vor Bandar Penawar, Johor, Malaysia, ereigneten 2019 sich fünf Vorfälle an Bord von Schiffen, die hier vor Anker lagen – außerhalb der ausgewiesenen Ankergebiete der Anrainerstaaten. Den Kapitänen wird empfohlen, zur besseren Überwachung nur an den ausgewiesenen Ankergerplätzen vor Anker zu gehen.

»Gestiegene Zahl der Vorfälle ist eine deutliche Erinnerung«

»Die im Vergleich zum Vorjahr um 15 % gestiegene Zahl der tatsächlichen Vorfälle im Jahr 2019 sowie die Häufung der Vorfälle in der Straße von Singapur sind eine deutliche Erinnerung daran, dass die Regierungsbehörden und die Schifffahrtsindustrie ihre jeweiligen Bemühungen als gemeinsame Verantwortung kontinuierlich aufrechterhalten sollten«, sagt Masafumi Kuroki, Exekutivdirektor der ReCAAP ISC.

»Die regionale Zusammenarbeit zwischen den Küstenstaaten und die gegenseitige Kooperation zwischen Regierungsbehörden und der Schifffahrtsindustrie sind der Schlüssel zur Gewährleistung der Sicherheit der Seeleute und der sicheren Navigation der Schiffe«, sagt Kuroki.