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Der Baltic Dry Index ist diese Woche abgestürzt. Nur auf einigen Strecken im Atlantik und Richtung Fernost fahren die Bulker noch ihre Betriebskosten ein.

Der Dry-Cargo-Markt steckt wieder tief im Tal der Tränen: Der Baltic Dry Index brach[ds_preview] im Wochenverlauf bis gestern um ein Viertel auf 576 Punkte ein und liegt damit noch einen Tick tiefer als im Februar 2019.

Vor einem Jahr hatte der Dammbruch in einem Minenkomplex des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale zu massiven Störungen im Eisenerzhandel geführt und vor allem die Capesize-Raten auf Talfahrt geschickt. Auch diese Woche waren die »Capes« wieder die größten Verlierer: Die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Geschäft stürzte gestern auf 5.071 $/Tag – ein Minus von 42,4% im Vergleich zur Vorwoche.

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Besonders brutal ist die Lage im Pazifik, wo die Aktivität aufgrund der Nationalfeiertage in China stark nachgelassen hat. Dort sind die Index-Raten der Baltic Exchange für Transpazifik- und für China-Brasilien-Rundreisen auf rund 1.800 und 3.200 $/Tag gesunken – weit unter Betriebskostenniveau. Viele Schiffe liegen aber ganz ohne Beschäftigung vor Anker.

Für den tiefen Fall der Raten gibt es nicht den einen entscheidenen Grund wie vor einem Jahr. Es fehle einfach generell an Charternachfrage, vor allem auf den Rennstrecken für Eisenerz ex Westaustralien und ex Brasilien. Aus Australien heraus war diese Woche mit Rio Tinto nur eines der großen Bergbauunternehmen am Markt aktiv. Von Vale gab es nur ganz vereinzelt Ladungen ex Brasilien nach Fernost. Auch der Periodenmarkt bietet den Reedern aktuell kaum Halt. Die meisten länger laufenden Vereinbarungen werden derzeit an den Capesize-Spotindex gekoppelt mit einem kleinen Bonus, etwa 5TC +5%.

Für die Panamaxe ging es diese Woche um knapp 17% auf durchschnittlich 6.425 $/Tag runter, wobei die heftigsten Rückgänge im Nordatlantik verzeichnet wurden. Transatlantik-Rundreisen ab Nordeuropa werfen inzwischen keine 5.000 $/Tag mehr ab und haben sich damit dem Niveau im Nordpazifik angepasst.

Relativ stabil sind noch die Raten für Transporte von der Ostküste Südamerikas nach Fernost. Mitte der Woche zahlte der US-Händler Bunge noch 13.800 $/Tag plus 380.000 $ Ballastbonus für eine Verladung Ende Januar von Santos in die Singapore-Japan-Range mit der 2012 gebauten »Everglory« (81.666 tdw).

Im Supramax- und dem Handysize-Segment (38.000 tdw) fielen die Durchschnittsraten um 2,5% und um 4,5% auf 6.002 und 6.592 $/Tag. Damit fahren die kleinsten Bulker jetzt die besten Raten ein. Aber auch hier fällt es den Reedern auf den meisten Routen schwer, die Betriebskosten zu decken.

Die kleinen Bulker leiden derzeit massiv unter der schwachen saisonalen Nachfrage in Asien, wo die Schiffe im Durchschnitt nicht einmal die Hälfte (Supramax) oder nur rund zwei Drittel des Ratenniveaus im Atlantik erzielen können. Für die Handy-Frachter ist der Markt im Mittelmeer und im Schwarzen Meer genauso schlecht wie in Asien mit Charterraten zwischen 3.000 und 5.000 $/Tag. Der dänische Befrachter Ultrabulk konnte Mitte der Woche die »Panda« (34.960 tdw, Bj. 2018) zu 4.400 $/Tag für einen Trip ab der Türkei nach Zentralamerika buchen.

Vergleichsweise stabile Verhältnisse herrschen dagegen an der Ostküste Südamerikas. Für einen Trip von dort nach Marokko erhielt die »Maple Fortitude« (32.544 tdw, Bj. 2011) von Pacific Basin kürzlich noch 11.500 $/Tag.

Tankermarkt stabil, Containerschifffahrt spürt chinesisches Neujahr

Der Tankermarkt entwickelte sich bis Mitte der Woche recht stabil, am Donnerstag gab es dann für VLCC und Suezmaxe auf einigen Routen starke Einbußen. Auf Wochensicht knickten die Spot-Einnahmen der VLCC bis gestern um 2,4% auf 61.200 $/Tag ein, wie Clarksons Platou berichtet. Hauptgrund dafür war die nachlassende Aktivität auf der Route vom Persischen Golf nach China. Nur im Atlantik konnten sich die VLCC dank vermehrter Ladungen in Westafrika deutlich verbessern.

Suezmaxe und Aframaxe verbuchten auf Wochensicht stärkere Verluste von 8%-9% und landeten noch bei durchschnittlich 58.100 $/Tag (Suezmaxe) und 56.400 $/Tag (Aframaxe). Im Mittelmeer wirkt sich die Schließung der libyischen Ölhafen negativ auf den Markt aus, und auch im US Golf habe sich die Aktivität etwas beruhigt, berichteten Makler.

In der Containerschifffahrt hat der Druck sowohl auf die Frachtraten als auch auf die Charterraten kurz vor Chinesisch Neujahr etwas zugenommen. Die einschlägigen Indices wiesen aber nur leichte Einbußen auf. (mph)