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Im Rotterdamer Hafen hat es im vergangenen Jahr 113 Unfälle gegeben. Bei 10 % der Unglücksfälle waren Passagierschiffe involviert.

Diese Zahlen veröffentlichte der Hafenbetrieb Rotterdam bei der Vorstellung der nautischen Jahreszahlen. Damit gab es 2019 einen Unfall mehr als im Vorjahr. Die meisten Schäden seien an am Kai liegen[ds_preview]den Schiffen entstanden, hieß es. Aufgrund eines sehr schweren Unglücksfalls lag der Nautical Safety Index (NSI) – ein Indikator für nautische Sicherheit – nach Angaben der Niederländer bei 6,56 und damit leicht unter der Norm von 7. Bei der Kollision eines Festrumpfschlauchboots (Rigid-Hulled Inflatable Boat – RHIB) und einer Schaluppe, war ein Mensch ums Leben gekommen.

RPA 14. © Hafenbetrieb Rotterdam
Der Hafendienst »RPA 14« auf dem Neuen Wasserweg. © Hafenbetrieb Rotterdam

Drei von vier schweren und 10 % aller Unglücksfälle betrafen die Passagierschifffahrt. Für Hafenmeister René de Vries ist die Zahl der Zwischenfälle in dieser Sparte deutlich zu hoch: »Das sind viel zu viele für eine so kleine Gruppe der Wasserwegnutzer.« Trotz Erhöhung der Aufsicht habe sich nicht geändert, dass dies eine sehr gefährdete Gruppe sei. Deshalb führt man nun Gespräche mit dem niederländischen Ministerium über zusätzliche Maßnahmen. »Es muss etwas getan werden«, machte De Vries bei der Präsentation der nautischen Jahreszahlen deutlich.

Eine neue Entwicklung im Hafen ist das verstärkte Bunkern von LNG während des Lade- und Löschvorgangs von Seeschiffen. Mittlerweile sind regelmäßig drei LNG-Bunkerschiffe im Hafen unterwegs. Weitere vier Einheiten verfügen über die Lizenz, LNG im Hafen zu bunkern. In diesem Jahr werden voraussichtlich noch zwei Bunkerschiffe dazukommen, kündigen die Niederländer an.

Des Weiteren haben unter der Federführung der Häfen Rotterdam und Amsterdam zum ersten Mal elf Seehäfen eine identische Hafenverordnung entwickelt. Die Hafenbetriebe arbeiten auf verschiedenen Gebieten zusammen. So setzen sie bereits mit HaMIS dasselbe Hafenmanagement- und Hafeninformationssystem ein.

Drohnen helfen bei Zwischenfällen

Der Hafenmeister trifft ebenfalls Vorbereitungen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. So werden in Kooperation mit der Veiligheidsregio (Sicherheitsregion) Rotterdam bei Zwischenfällen bereits Drohnen eingesetzt. Auch werden neue Tests mit einem sogenannten »floating lab«, einem schwimmenden Labor, durchgeführt, um die Anforderungen für die Ermöglichung der autonomen Schifffahrt im Hafen zu untersuchen.

Der Hafenbetrieb arbeitet unter Anderem eng mit dem Hafen Antwerpen zusammen, sodass ab dem 1. Januar 2021 eine Bunkergenehmigung für Lieferanten von Bunkerbrennstoffen in Kraft treten kann. Für LNG sei eine solche Lizenz bereits vorgeschrieben. Im Zuge dieser Genehmigung sollen erstmalig Stoffe identifiziert werden, »die in Bunkerschiffen definitiv nicht vorgefunden werden dürfen.« Es sei damit zu rechnen, dass eine Lizenz die Transparenz auf dem Bunkermarkt sowie die Quantität und Qualität der Bunkerschiffe erheblich verbessern werde, meinen die Niederländer. Nähere Informationen sollen Mitte dieses Jahres folgen.