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Zum 25. Mal hat sich das Unglück des Seenotrettungskreuzers »Alfried Krupp« der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gejährt. Es gilt als eines der schwersten in der 155-jährigen Geschichte der Seenotretter. Zwei Menschen waren dabei ums Leben gekommen.

In der stürmischen Nacht vom 1. auf den 2. Januar 1995[ds_preview] waren die Borkumer Seenotretter mit der »Alfried Krupp« ausgelaufen, um sich an der Suche nach einem Kollegen der DGzRS-Schwestergesellschaft Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) zu beteiligen. Er war bei einem Einsatz für einen manövrierunfähigen türkischen Frachter über Bord des Seenotrettungsbootes der KNRM-Station Lauwersoog gegangen.

Auf dem Rückweg von diesem Einsatz geriet die »Alfried Krupp« westlich von Borkum in eine schwere Grundsee. Wie konstruktionsbedingt vorgesehen, richtete sich der Seenotrettungskreuzer anschließend von selbst wieder auf. Der Maschinist war allerdings nicht mehr an Bord. Der Vormann hatte das Manöver im oberen Fahrstand schwer verletzt überstanden. Zwei Rettungsmänner wurden ebenfalls verletzt.

Die »Alfried Krupp« war manövrierunfähig und setzte selbst einen Notruf ab. Ihre Maschinen hatten sich aus Sicherheitsgründen automatisch abgeschaltet. Der Mast war von der Gewalt des Wassers abgeknickt, die Scheiben eingedrückt und Wasser ins Deckshaus eingedrungen.

Vormann geht über Bord

Ein Such- und Rettungshubschrauber der Marine versuchte, die Seenotretter vom Vorschiff abzubergen. Doch es gelang ihnen nicht, das rettende Seil mit der Schlinge zu greifen. Der Vormann schickte seine Männer zurück ins sichere Deckshaus. Ihn selbst riss eine weitere Sturzsee von Bord, die plötzlich über dem Seenotrettungskreuzer zusammenbrach.

Dem Norderneyer Seenotrettungskreuzer »Otto Schülke« gelang es schließlich, den Havaristen auf den Haken zu nehmen und nach Eemshaven zu schleppen. Drei Tage lang suchten mehrere DGzRS-Einheiten und andere Schiffe nach den beiden vermissten Seenotrettern – vergeblich. Die Leiche des Vormanns wurde Ende Februar 1995 am Strand von Juist geborgen, die sterblichen Überreste des Maschinisten Mitte August des selben Jahres nördlich von Borkum.

Seit Gründung der DGzRS 1865 sind insgesamt 45 Seenotretter in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen. Das Unglück der »Alfried Krupp« habe eindrucksvoll gezeigt, dass der Mensch auch trotz modernster Technik zuweilen schwächer sei als die Naturgewalten, so die Seenotretter. Das Schiff wurde repariert und wieder in Fahrt gesetzt. Seitdem hat es ungezählte weitere erfolgreiche Einsätze gefahren.

»Alfried Krupp« geht 2020 außer Dienst

In diesem Jahr wird die »Alfried Krupp« nach 32 Einsatzjahren außer Dienst gestellt. Die DGzRS ruft alle Freunde und Förderer auf, sich an der Finanzierung des Nachfolgers »Hamburg« zu beteiligen. Der Neubau entsteht auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser. Am 19. April dieses Jahres soll er an der Elbphilharmonie in Hamburg getauft werden.