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Die Samskip-Gruppe treibt den Ausbau ihrer Aktivitäten in Europa voran – zur See

und auf der Schiene. Der deutsche Markt ist wichtig, steht jedoch nicht ganz oben auf der Agenda.

Der mittlerweile in den Niederlanden ansässige Shortsea- und Multimodal-Operator mit isländischen Wurzeln transportiert nach eigenen Angaben rund 850.000TEU pro[ds_preview] Jahr und ist Europas größter Multimodal-Anbieter. Zuletzt waren verschiedene neue oder angepasste Services veröffentlicht worden.

Chief Operating Officer (COO) Diederick Blom betont im Gespräch mit der HANSA, dass sich der Blick keineswegs nur auf den Bahnverkehr richte oder auf diesen insgesamt ein stärkerer Fokus gelegt werde, wie manche meinten: »Unser Ziel ist es, ein großes multimodales Netzwerk zu betreiben, das Shortsea, Binnenschiffe und Züge umfasst. Das eine schließt das andere nicht aus.« Es gebe zwar auch Schienenaktivitäten, die nicht ans Shortsea-Netz angeschlossen seien, wie zwischen Schweden und Deutschland, allerdings strebe man allgemein die Verknüpfung der Verkehrsträger an. Beide Segmente hätten in den vergangenen zwölf Monaten Wachstum verzeichnet. Auch für das kommende Jahr erwartet der COO nicht, dass das Bahnangebot stärker ausgebaut wird als die Schifffahrt.

Dabei wird der Fokus vor allem auf organisches Wachstum gelegt. »Wir waren mit Übernahmen aktiv, etwa von Coolboxx, Van Dieren, frigoCare und Nor Lines, und werden das je nach Möglichkeit auch bleiben – im Schifffahrts- und Bahnsegment. Aber aktuell hat das keine Priorität. Möglich sind eher weitere Vessel-Sharing-Kontrakte«, sagt Blom.

In einer Zeit, in der sich die großen Linien der Containerschifffahrt als Reaktion auf schwächelnde Seefrachtraten intensiver im europäischen Hinterland engagierten, gebe es gute Gründe dafür, die Kundenbeziehungen, sagt er. Ebenso wichtig sei es, »weiterhin neue Marktanteile vom Straßenverkehr zu gewinnen.«

Zu den jüngsten neuen Shortsea-Aktivitäten gehört ein Dienst von der Westküste Norwegens ins Baltikum. Auch im Portugal-Verkehr hat sich die Gruppe verstärkt. Bislang gab es dort ein Slot-Charter-Agreement, nun ist es ein Vessel-Sharing-Kontrakt mit der Reederei X-Press-Feeders. Beide Partner betreiben jeweils ein Schiff auf der Route, so wird Portugal direkt mit Großbritannien und den Niederlanden verbunden. Samskip selbst setzt ein 1.000-TEU-Schiff ein. Auch mit der 2017 übernommenen Reederei Nor Lines wolle man enger kooperieren, so Blom.

Umwelt sorgt für Nachfrage

Die Verantwortlichen blicken zuversichtlich in die Zukunft. »Wir verzeichnen in Europa eine gestiegene Nachfrage nach multimodalen Lösungen, auch aufgrund des wachsenden Bewusstseins für umweltfreundlichere Transporte, vor allem von Großunternehmen«, sagt Blom. Das gelte zwar prinzipiell auch für Deutschland, allerdings »gibt es Regionen, in denen dies stärker ausgeprägt ist, etwa in den Niederlanden.«

In Deutschland gibt es aktuell keine konkreten Pläne für einen Ausbau der eigenen Terminalaktivitäten im Hinterland. »Wenn es sich ergibt und entsprechende Nachfrage von unseren Kunden entsteht, könnte es aber auch sein, dass wir weitere Terminals aufnehmen«, betont der Manager.

Auch im Shortsea-Geschäft sind kurzfristig keine Maßnahmen für Deutschland zu erwarten, etwa in Form eines zusätzlichen Direktdiensts. Der hiesige Markt wird vor allem über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen abgedeckt. Gegen einen eigenen Shortsea-Dienst spricht der Einschätzung der Samskip-Verantwortlichen nach die starke Konkurrenz aus dem Straßenverkehr, deren Transitzeiten bisweilen nicht erreicht werden könnten.

Die 850.000TEU werden mit Schiffen, Binnenschiffen, Bahnen, und 750 Trucks befördert. Es geht um Ziele in »ganz Europa«, den baltischen Staaten, Island und den Färöern sowie Russland. Insgesamt umfasst die Shortsea-Flotte derzeit 17 Schiffe. Davon sind zehn Samskip-eigene, der Rest ist kurz- und langfristig gechartert. An dieser Struktur will man auch künftig festhalten. Neubaupläne gibt es momentan nicht. Je nach Bedarf könne sich das ändern, »aber wir gehen Neubau- oder Charter-Aktivität nur an, wenn Bedarf besteht. Nicht wie andere Akteure, die Schiffe aufnehmen und dann schauen, was sie damit machen«, heißt es.

Mit Blick auf die neue Umweltregulierung im Januar setzt Samskip vor allem auf niedrigschwefeligen Kraftstoff. Scrubber wird es zunächst nur auf drei Schiffen geben, die auf längeren Strecken eingesetzt werden. Eine Umrüstung auf LNG wird als »finanziell nicht lohnenswert« betrachtet. Verfügbare Bunker-Kapazitäten in den Häfen wären nicht das Problem, sagt Blom. »Rotterdam bietet gute Möglichkeiten, auch unsere Nor-Lines-Schiffe nehmen dort LNG als Kraftstoff auf.«


Michael Meyer