Quelle: ITF
Print Friendly, PDF & Email

Nun also doch: Um die Handelsschifffahrt im schwelenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu schützen, sendet Südkorea Marine-Truppen in die Straße von Hormus. Allerdings setzt man sich explizit von der US-geführten Koalition in der Region ab.

Noch[ds_preview] im vergangenen Jahr hatte sich die Regierung in Seoul genötigt gesehen, Spekulationen um den Einsatz der »Cheonghae«-Einheit klarzustellen. Seinerzeit wurden Anti-Piraterie-Einsätze vor Ostafrika als Grund für das Auslaufen genannt. Jetzt allerdings hat sich das Interesse offenbar verschoben.

Südkorea entsendet Truppen in die Straße von Hormus, indem es die Einsatzgebiete seiner in der Nähe stationierten Anti-Piraterie-Einheit erweitert, um seine Schiffe, die die strategische Wasserstraße passieren, zu schützen, teilte das Verteidigungsministerium heute mit.

Als wichtigste Ölpassage der Welt und als Engpass zwischen dem Arabischen Golf und dem Golf von Oman ist die Meerenge der Weg zum offenen Ozean für mehr als ein Sechstel der weltweiten Ölförderung und 70 % der Ölimporte Südkoreas von strategischer Bedeutung. Etwa 25.000 Südkoreaner leben im Nahen Osten, und etwa 170 südkoreanische Schiffe fahren nach Angaben der Regierung etwa 900 Mal pro Jahr durch Hormuz.

Die Truppen werden sich jedoch nicht der von den USA geführten Koalition anschließen, sondern unabhängige Operationen durchführen, sagte das Ministerium laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap. Dies wird als ein Kompromiss verstanden. So könne Seoul seine Beziehungen zu Teheran aufrechterhalten und gleichzeitig der Bitte aus Washington nachkommen, einen Beitrag zur Sicherung der Gewässer vor dem Iran zu leisten.

»In Anbetracht der gegenwärtigen Situation im Nahen Osten hat die Regierung beschlossen, den Tätigkeitsbereich der Cheonghae-Einheit vorübergehend zu erweitern, um die Sicherheit unserer Bürger und die Freiheit der Schifffahrt zu gewährleisten«, so das Ministerium in einer Mitteilung.

Die 300-köpfige Cheonghae-Einheit, die seit 2009 im Golf von Aden vor Somalia im Einsatz ist, wird der Ankündigung zufolge ihr Einsatzgebiet in den Golf von Oman und weiter in den Persischen Golf ausdehnen. Dabei geht es unter anderem um den Zerstörer »Wang Geon«.

Während die Cheonghae-Einheit allein agieren wird, sollen zwei Verbindungsoffiziere, die mit der Einheit verbunden sind, dem von den USA geführten Internationalen Maritimen Sicherheitskonstrukt (IMSC) angehören, »für Kooperationen wie den Informationsaustausch«, heißt es weiter.

»Seit Mai letzten Jahres, als sich die Spannungen im Nahen Osten zu verschärfen begannen, haben wir verschiedene Optionen geprüft«, sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums und fügte hinzu, dass die Regierung der Sicherheit der südkoreanischen Bevölkerung und Schiffe Priorität einräume. Vor der Bekanntgabe der Entscheidung gab es Konsultationen mit den USA und diplomatischen Vertretern des Iran. Lau dem Ministeriumssprecher hätten die USA den Schritt begrüßt, auch der Iran habe Verständnis für die Haltung Südkoreas gezeigt.

Um Missionen in größeren Zonen durchführen zu können, habe das Militär den Zerstörer mit zusätzlichen Waffen wie U-Boot- und Flugabwehrwaffen sowie Sonar ausgerüstet, so ein Militäroffizier dem Bericht zufolge. So soll die patrouillierten Route von ursprünglich 1.350 auf rund 4.000 km ausgeweitet werden.

»Wir haben Vorbereitungen für mögliche Einsätze in der Straße von Hormuz getroffen. Aber die grundlegenden Missionen von Cheonghae – Anti-Piraterie-Aktivitäten und das Eskortieren von Schiffen – bleiben unverändert«, sagte ein Offizier. Was die Bedeutung der »vorübergehenden« Ausweitung betrifft, so sagte der Ministerialbeamte, dass sie gültig sei, »bis sich die Lage im Nahen Osten verbessert hat«.