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ShipParts.com, ein E-Procurementportal für Schiffsersatzteile und -ausrüstung, will durch Digitalisierung der Beschaffungsprozesse die Bearbeitungszeit für Ersatzteile um 80 % verkürzen.

Dafür nimmt das Unternehmen nun an einem Projekt teil, das untersucht, wie die additive Fertigung (3D-Druck) »die Art und Weise der Beschaffung und Lieferung von Ersatzteilen revolutionieren« könnte.

Roy Yap, Chief Growth Officer von ShipParts, sieht in naher Zukunft eine noch größere Zeitersparnis durch das Wachstum der 3D-Drucktechnologien. »Diese Technologie hat das Potenzial, die Ersatzteilindustrie zu revolutionieren. Teile können auf Anfrage und in der Nähe des Bedarfsstandortes produziert werden, wodurch die zeitaufwändigen Logistik-, Lager-, Versand- und Zollverfahren umgangen werden können«, sagt er.

ShipParts beabsichtigt nicht, selbst ein 3D-Druckunternehmen zu werden, sondern stattdessen eine Partnerschaft mit bestehenden und zukünftigen Spezialisten in oder in der Nähe von Häfen auf der ganzen Welt einzugehen. Anstatt also ein Teil zu beschaffen und an den Kunden zu schicken, würde Shipparts.com sichere digitale Dateien an einen 3D-Druckspezialisten in der Nähe des Kunden liefern und so die Logistik reduzieren.

»Dreieck aus Kosten, Qualität und Geschwindigkeit«

Yap bezieht sich auf ein »Dreieck aus Kosten, Qualität und Geschwindigkeit«. In Bezug auf die Kosten ist beim derzeitigen Stand der 3D-Drucktechnologie ein einzelnes Teil, das durch additive Fertigung hergestellt wird, teurer als ein gleichwertiger Artikel von der Stange – »aber das wird sich in Zukunft sicherlich ändern«, sagt er. »3D-Druckteile werden von gleichwertiger Qualität sein; die Originaldaten, aus denen das Teil hergestellt wird, sind in beiden Fällen identisch, und es ist möglich, eine Vielzahl von Metallen und Legierungen sowie Materialien auf Kunststoffbasis im 3D-Druckverfahren zu verwenden.«

»Derzeit wird die Logistik einbezogen, und das braucht Zeit«, sagt Yap. »Wenn unsere Hersteller ein Teil, beispielsweise von einer Ursprungsfabrik, wo es hergestellt wird, zum Zielhafen oder zur Werft, wo der Kunde es benötigt, schicken müssen, entstehen Kosten. Wenn wir die gesicherten Daten nur an ein 3D-Fertigungszentrum im Hafen oder auf der Werft schicken, wo die Daten überprüft und das Teil hergestellt werden kann, kann der Kunde die Teile innerhalb einer viel kürzeren Vorlaufzeit erhalten.

Weniger Logistik = weniger Emissionen

Ein weiterer Vorteil des gedruckten 3D-Modells sei die deutliche Reduzierung der Emissionen, insbesondere des Kohlenstoffausstoßes, so Shipparts. Nicht nur der Energieverbrauch des Herstellungsprozesses könnte reduziert werden, sondern auch die gesamte Logistikkette würde rationalisiert, was zu weniger Emissionen durch einen geringeren Transportbedarf führen würde.

Heute müssen in besonders dringenden Fällen Teile per Luftfracht verschickt werden. Yap sagt: »In Notfällen, in denen ein Schiff wegen eines kritischen Ersatzteils stillgelegt werden kann, sind die Kosten kein Thema. Die schnellere Reaktion, die der 3D-Druck bietet, wird die Betriebszeit verbessern, die Einnahmen (Charter-Miete) erhöhen und die Kosten senken. Wir verfügen über Daten aus über fünf Jahren, so dass wir wissen, welche Teile oft gebraucht werden.« Als Beispiel nennt er Pumpenlaufräder, die sich gut für den 3D-Druck eignen würden.

Lagerhaltung nicht kosteneffizient

Er sagt, dass bei einer Vielzahl verschiedener Größen und Ausführungen die Lagerhaltung eines vollständigen Sortiments an Laufrädern nicht kosteneffizient sei. Die Möglichkeit, auf Anfrage zu fertigen, bedeute aber, dass das richtige Teil überall und schnell verfügbar sei. Es seien also »schnelldrehende« Teile wie diese, die das größte Potenzial für den 3D-Druck hätten. Ein Technologiesprung bei den metallischen 3D-Druckverfahren wird nach Yaps Aussage bis 2022 erwartet.

Zwangsläufig stellt sich die Frage nach dem geistigen Eigentum, doch es gibt es laut Yap bereits einen rechtlichen Rahmen zum Schutz digitaler Dateien und Zeichnungen, auch wenn dieser in der Welt des 3D-Drucks noch nicht vollständig zu Ende gedacht sei. »Es wird immer möglich sein, ›Raubkopien‹ zu produzieren, die einige skrupellose Anbieter nutzen könnten, und der 3D-Druck wird daran nichts ändern. Die Antwort ist, immer einen seriösen Lieferanten zu verwenden«, meint er.

»Es wird einige frühe Anwender geben, aber die meisten werden abwarten und sehen, wie sich der Markt entwickelt. Aber wenn die Vorteile deutlich werden, wird die additive Fertigung wahrscheinlich nach und nach zur Norm für eine Vielzahl von Ersatzteilen und Ausrüstungen werden. Die Vorteile der Herstellung vor Ort werden nicht nur Geschwindigkeit bieten; der Verzicht auf den Versand physischer Gegenstände wird zur Dekarbonisierung beitragen«, resümiert der Manager.