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Die Reederei Seatrade hat die Flotte bei 36 Einheiten stabilisiert. Auch der Anteil eigener Kühlschiffe wurde stark ausgebaut.

Der Reefer-Carrier Seatrade sieht sich nach Marktanteilsverlusten [ds_preview]in den vergangenen Jahren wieder in sicherem Fahrwasser. Das vergangene Jahr hat die belgisch-niederländische Firma nach eigenen Angaben genutzt, um die Flotte zu reorganisieren und den Anteil der Tonnage im Eigenbesitz deutlich auszubauen.

Allein im Segment der großen Kühlschiffe mit Kapazitäten von mindestens 450.000 Kubikfuß (cbft) seien fünf Schiffe zugekauft worden. Dabei handelt es sich um Frachter aus finanziell angeschlagenen Fondsgesellschaften des Emissionshausees MPC, die sich vorher bereits im kommerziellen Management bei Seatrade befunden hatten. Zuzüglich kleinerer Schiffe, die im Joint Venture Greensea Chartering eingesetzt werden, seien es zwölf Einheiten, die in den Besitz der Firma übergegangen seien, erklärte CEO Yntze Buitenwerf auf der Fruit Logistica gegenüber der HANSA.

Die Kernflotte von Schiffen im Eigenbesitz, die unter der Seatrade-Flagge (450.000-660.000 cbft) unterwegs sind, umfasse somit 27 Einheiten. Damit hat sich die Gruppe innerhalb weniger Jahre von einem kommerziellen Manager ohne eigene Schiffe zu einem bedeutenden Schiffseigner gemausert. »Für die nächsten Jahre haben wir uns dadurch die Transportkapazität gesichert, die wir benötigen«, unterstrich Buitenwerf.

Durch die finanziellen Turbulenzen und erforderlichen Refinanzierungen der MPC-Frachter war Seatrade unter Zugzwang geraten. Ohne ein finanzielles Engagement wären wohl noch mehr Schiffe an Dritte verkauft worden und aus dem Einflussbereich des Carriers verschwunden.

Buitenwerf zufolge ist die von Seatrade betriebene Gesamtflotte inklusive Charterschiffen in den vergangenen zwölf Monaten stabil geblieben Die Zahl liege jetzt bei 36, wovon 20 das ganze Jahr über in den drei Liniendiensten der Firma zwischen Lateinamerika und Europa untergebracht seien. »Die Flotte ist zum Vorjahr quasi unverändert, aber der Anteil eigener Schiffe ist stark gestiegen«, so Buitenwerf.

Die Nachfrage seitens der Exporteure und des Lebensmitteleinzelhandels nach spezialisierten Reefer-Diensten hat laut Buitenwerf seit Ende vergangenen Jahres wieder zugenommen. »Wir sind heute auf allen unseren Diensten überbucht. Vor allem die großen Supermarktketten geben uns mehr Ladung als vorher«, sagt der CEO. Offenbar würden die Kunden vermehrt Ware von den Linienreedereien zurück auf spezialisierte Reefer-Carrier verlagern, deren Transportkonzepte und Hafenrundläufe maßgeschneidert für Kühlfrachtgut seien. Bei denen Containerlinien liege die Priorität zumeist auf trockenem Stückgut.

Der Seatrade-Chef rechnet infolge des Coronavirus mit einer noch höheren Nachfrage nach konventionellem Kühlschiffsraum. Grund: Weltweit zeichneten sich drastische Engpässe bei Kühlcontainern ab, weil viele Tausend Boxen in den chinesischen Häfen feststecken und nicht rückpositioniert werden müssten. Verlader von frischen Waren seien deshalb auf Alternativen angewiesen. »Es wird mindestens zwei Monate dauern, bis sich die Lage wieder normalisiert«, meint Buitenwerf. (mph)