Der »Green Deal« der Europäischen Kommission sieht vor, dass Europa im Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent ist. Damit das klappt, wäre der Einsatz der Power-to-X-Technologie dringend erforderlich, meint der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
Ohne die Umwandlung von grünem Strom in andere Energieformen wie Gas oder Flüssigbrennstoffe (Power-to-X) wird die EU ihr Klimaziel wohl nicht [ds_preview]erreichen. »Die EU muss Power-to-X als Lösungsmöglichkeit in den Green Deal einbeziehen und klare Wege hin zum Einsatz von CO2-neutralen Kraftstoffen aufzeigen. Aktuell verhindern die Gesetze der Mitgliedsstaaten die kosteneffiziente Produktion von solchen eFuels«, sagt Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions und Vorsitzender des VDMA Motoren und Systeme.
Die Europäische Kommission hat mit ihrem Green Deal in Brüssel ambitionierte Pläne vorgestellt: Europa soll als erster Kontinent bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Der Green Deal soll neben der gesetzlichen Verankerung der Klimaziele verschiedene Maßnahmenpakete umfassen, um die Klimaneutralität zu ermöglichen und gleichzeitig industriepolitische Chancen zu generieren. Neben der Sektorenkopplung, Änderungen in der Energiebesteuerung und Strategien für eine nachhaltige Mobilität ist auch die Förderung nachhaltiger alternativer Kraftstoffe angedacht.
In diesem Zusammenhang ist auch der vom ersten EU-Vizepräsidenten, Frans Timmermans, formulierte Traum der Partnerschaft mit Nordafrika zu sehen, dort Wasserstoff zu produzieren und mittels bestehender Infrastruktur nach Europa zu transportieren. So kann auch aus Sicht der Industrie eine umfassende Energiewende gelingen, bestätigt der VDMA.
»Wettbewerbsfähigkeit durch klimafreundlichen Rechtsrahmen«
Gegenwärtig können allerdings weder grüner Wasserstoff noch daraus hergestellte synthetische, klimaneutrale eFuels im Wettbewerb mit fossilen Kraftstoffen bestehen. »Um eFuels wettbewerbsfähig zu produzieren, ist es notwendig, die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben in den EU-Mitgliedstaaten anzupassen. Klare Rahmenbedingungen und damit Sicherheit für die Unternehmen müssen gegeben sein, da sonst dringend notwendige Investitionen ausbleiben«, betont Lauber.
Der VDMA und seine Mitglieder aus der Industriemotorenbranche setzen sich bereits seit Längerem beispielsweise für die Maritime Energiewende ein, die eine klimaneutrale Schifffahrt zum Ziel hat. Die Technologie-Roadmap sieht hier neben der Hybridisierung und dem Einsatz von LNG-Gasmotoren insbesondere den sukzessiven Austausch fossiler Kraftstoffe durch eFuels vor.
»Als Motorenbranche sehen wir das enorme Potenzial, das die Power-to-X Technologie für die Schifffahrt bietet. Mit im Power-to-X-Verfahren hergestellten eFuels ist die Maritime Energiewende möglich – dafür werben wir«, sagt Reiner Rößner, Vertriebsleiter bei MAN Truck & Bus.
Exportchancen für deutsche Industrie
Die Entwicklung und der Einsatz neuer Technologien wie Power-to-X böten zudem große Chancen für den Standort Deutschland und Europa, so der VDMA. Neben stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen sei es dazu wichtig, einen technologieoffenen Ansatz zu verfolgen. Nur der Wettbewerb um die beste technologische Lösung ermöglicht es, einen tiefgreifenden ökologischen Wandel zu verwirklichen.
Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des VDMA-Fachverbands sagte der CSU-Generalsekretär Markus Blume in seiner Gastrede, der Klimaschutz dürfe nicht durch Verbote einzelner Technologien zu einer Schwächung des Industriestandorts Deutschland führen. »Deutschland hat die Chance, durch intelligenten technischen Fortschritt und smarten Klimaschutz zu einer globalen Leitregion zu werden. Wir setzen auf die Innovationskraft und die Fähigkeiten der Unternehmen und Forschungseinrichtungen, dass sie effiziente Wirtschaftskreisläufe, effizientes Energiesparen, neue Antriebstechnologien und weitere Klimainnovationen hervorbringen werden«, so Blume.
»Wir wollen Vorreiter beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sein. Power-to-X-Technologien bieten deutschen Unternehmen hervorragende Exportchancen und können so dazu beitragen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern«, sagte der CSU-Generalsekretär.