Foto: Wind Europe / Frank Glimm
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Die Offshore-Windindustrie hat in Europa einen neuen Rekord an installierter Kapazität erreicht. Für die Zukunft erwartet die Branche allerdings klare politische Initiativen.

Wie der[ds_preview] Verband WindEurope jetzt mitteilte, wurden im Jahr 2019 3,6 GW neue Offshore-Windkapazität installiert. Dies sei ein neuer Rekord bei den jährlichen Installationen. Zehn neue Offshore-Windparks gingen in fünf Ländern ans Netz.

Fast die Hälfte der neuen Kapazität entfiel den Angaben zufolge mit 1,7 GW auf Großbritannien. Danach folgten Deutschland mit 1,1 GW, Dänemark mit 374 MW sowie Belgien mit 370 MW. Europa verfügt nun über 22 GW Offshore-Windenergie. Drei Viertel davon entfallen auf das Vereinigte Königreich und Deutschland. Dänemark, Belgien und die Niederlande teilen sich fast den gesamten Rest.

Die durchschnittliche Leistung der im letzten Jahr installierten Offshore-Turbinen betrug 7,8 MW. Auch die Offshore-Windparks werden immer größer. Die durchschnittliche Leistung hat sich laut WindEurope verdoppelt – 2010 betrug sie 300 GW, jetzt sind es über 600 MW. Der größte ist »Hornsea 1« in Großbritannien mit 1,2 GW.

WindEurope hat nach eigenen Angaben über 400 Mitglieder, die in über 50 Ländern aktiv sind. Neben Windturbinenherstellern gehören zu den Mitgliedern auch Komponentenlieferanten, Forschungsinstitute, nationale Verbände für Windkraft und erneuerbare Energien, Entwickler, Auftragnehmer, Stromversorger, Finanz- und Versicherungsunternehmen sowie Berater.

Mit dem Start des neuen portugiesischen Projekts »WindFloat Atlantic«, das vom EU-Programm NER300 finanziert wird, verfüge Europa nun über 45 MW Offshore-Windenergie durch die sogenannte Schwimmplattform-Technologie. Frankreich, das Vereinigte Königreich, Norwegen und Portugal entwickeln weitere Projekte dieser Art. Frankreich plant die Versteigerung eines großen schwimmenden Windparks im Jahr 2021. 2019 wurden auch Investitionsentscheidungen für vier neue Offshore-Windparks getroffen, die eine Kapazität von 1,4 GW und Investitionen in Höhe von 6 Mrd. € umfassen.

An die Politik richtete der Verband bei der Veröffentlichung der Zahlen eine klare Botschaft. Zwar gebe die Europäische Kommission an, dass Europa bis 2050 zwischen 230 und 450 GW an Offshore-Windenergie benötigt, um das Energiesystem zu entkarbonisieren und den Green Deal zu erfüllen. Dies erfordert, dass in Europa bis 2030 jährlich neue Offshore-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 7 GW und bis 2050 von 18 GW gebaut werden. Aber das derzeitige Niveau der Neuinstallationen und Investitionen liege weit hinter diesem Ziel zurück, heißt es.

Giles Dickson, CEO von WindEurope, schaute zum Einen auf die Industrie selbst: »Europa hat sich 2019 wirklich für die Offshore-Windenergie entschieden. Die Auktionspreise haben gezeigt, dass der Bau von Offshore-Windkraftanlagen jetzt billiger ist als neue Gas- oder Kohlekraftwerke. Mehrere Regierungen haben den Betrag, den sie bauen wollen, erhöht. Letztes Jahr um diese Zeit haben wir uns 76 GW bis 2030 vorgenommen. Jetzt sind es 100 GW. Aber wir bauen derzeit nicht genug auf, um das zu erreichen, geschweige denn die ehrgeizigeren Volumina, die für die Umsetzung des Green Deal erforderlich sind. Die EU-Kommission sagt, dass wir bis 2050 bis zu 450 GW Offshore-Windenergie benötigen. Das bedeutet 7 GW neue Offshore-Windenergie jährlich bis 2030 und 18 GW bis 2050. Letztes Jahr haben wir eine Rekordmenge gebaut, aber nur 3 Gigawatt.«

Gleichzeitig nahm Dickson die EU-Kommission in die Pflicht: »Die größeren Zahlen sind machbar und erschwinglich. Die neue Offshore-Windstrategie der EU im Green Deal sollte klar darlegen, wie die für 450 GW erforderlichen Investitionen mobilisiert werden können. Entscheidend ist ein Masterplan, der a) die Offshore- und Onshore-Netzanschlüsse entwickelt und b) die maritime Raumplanung in die richtige Richtung lenkt.« Dies werde eine immer engere Zusammenarbeit zwischen den Regierungen in der Nord- und Ostsee erfordern. Und dies sollte trotz Brexit auch das Vereinigte Königreich einschließen – »sie machten im letzten Jahrzehnt die Hälfte der europäischen Investitionen in die Offshore-Windenergie aus und werden bei weitem der größte Markt bleiben.«