Print Friendly, PDF & Email

Die weltweiten Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs bekommt längst auch die Schifffahrt zu spüren. Crewing-Agenturen und Shipmanager berichten von Problemen beim Besatzungswechsel wegen der Quarantänemaßnahmen.

Aufgrund des tödlichen Virus wurden für Seeleute, die Häfen im asiatisch-pazifischen Raum anlaufen, strenge Beschränkungen eingeführt. Die Crewing-Agentur Danica, die Rekrutierungsbüros in ganz Osteuropa unterhält, [ds_preview] berichtet von Problemen für Seeleute und Reedereien. Geschäftsführer Henrik Jensen sagt: »Wir erhalten Hilfeersuchen von Reedereien, die eigentlich Seeleute chinesischer Nationalität beschäftigen würden, weil die Besatzungsmitglieder aufgrund der Reiseverbote nicht auf die Schiffe kommen können.« Die Agentur soll sich also um Ersatz-Crews kümmern.

Glücklicherweise habe man diesen Anfragen bisher nachkommen können, die gestiegene Nachfrage sei im Vergleich zu der großen Anzahl osteuropäischer Seeleiute in den von Danica abgedeckten Ländern relativ gering. Folglich wirke sich dieser Mangel derzeit auch noch nicht auf das Gehaltsniveau aus.

Störungen im Ablauf bei allen Nationalitäten

Jensen: »Alle unsere Seeleute, die auf diesen Schiffen mitfahren, sind über die zu treffenden Vorkehrungen informiert, und wir haben bisher keinen Widerwillen aufseiten osteuropäischer Seeleute erlebt, auf diese Schiffen zu gehen. Wir sehen jedoch einige Störungen im Ablauf der Besatzungswechsel bei allen Nationalitäten.« Das sei darauf zurückzuführen, dass die Schiffe vor der chinesischen Küste oder in Ländern liegen, in denen Reisebeschränkungen die Seeleute daran hindern die Schiffe zu betreten oder zu verlassen.

»Wir beobachten diese sich schnell verändernde Situation täglich und halten alle unsere Eigner, Schiffe und Besatzungsmitglieder auf dem neuesten Stand«, sagt Jensen.

Schiffe werden umgeleitet, aber auch das hilft nicht immer

Rajesh Unni, CEO und Gründer des in Singapur ansässigen Shipmanagers Synergy Group, sagt: »Die Seeleute arbeiten unter enormem Druck und leisten eine erstaunliche Arbeit, um den Welthandel in Bewegung zu halten. Aber viele sind verständlicherweise besorgt darüber, wann sie ihre Familien wieder sehen können, da bei der Ankunft in einigen Ländern Beschränkungen für den Wechsel der Besatzung und Quarantänezeiten gelten.«

Die Besatzung der weltweiten Handelsflotte von Tankern, Massengutfrachtern und Containerschiffen darf die Schiffe nicht verlassen, wenn sie Häfen in China, dem Epizentrum des Virus, anlaufen. Beschränkungen, die die Besatzung daran hindern, das Schiff zu verlassen, oder den Seeleuten den Zugang zu einem Visum bei der Ankunft verweigern, gibt es auch in einer Reihe von Ländern wie Singapur, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Russland, Australien und Südkorea.

Die Logistik des Crewmanagements ändert sich, wenn in so vielen Ländern Beschränkungen gelten, was in einigen Fällen dazu geführt hat, dass Schiffe in Zwischenhäfen umgeleitet werden, in denen ein Wechsel der Besatzung möglich ist. »Das ist auf einigen Strecken sehr schwierig, weil ein Besatzungswechsel an beiden Enden nicht erlaubt ist«, sagte Unni. Trotz den großen logistischen Herausforderungen gebe es aber bislang noch keine operativen Probleme.

»Kontakt mit Landpersonal reduzieren und Hygienevorschriften akribisch einhalten«

Synergy beschäftigt etwa 10.000 Seeleute und verwaltet eine diversifizierte Flotte von fast 300 Schiffen. Ihre lokalen Büros im asiatisch-pazifischen Raum arbeiten eng mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um die Einhaltung der Gesundheitsvorkehrungen und -maßnahmen, einschließlich der Quarantäne, zu gewährleisten. Über die kostenlose iCall-Helpline für mentale Wellness des Unternehmens wurden Beratungsdienste sowohl für die Mitarbeiter von Synergy als auch für die breitere Schifffahrtsgemeinschaft bereitgestellt.

Ihren Crews rät Synergy, den Kontakt mit dem Landpersonal zu reduzieren und die Standardvorkehrungen zu befolgen, einschließlich der Einhaltung akribischer persönlicher Hygienevorschriften, wie von den Behörden empfohlen. »Die Tatsache, dass die Coronavirus-Epidemie mehr Menschen betroffen hat, und zwar schneller als der SARS-Ausbruch vor 17 Jahren, ist äußerst besorgniserregend«, sagt Unni. »In Anbetracht dessen haben wir alle unsere Notfallpläne, einschließlich der Verfahren zur Infektionskontrolle, in Kraft gesetzt.«

Infografik: Coronavirus: Diese Länder sind betroffen | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista