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Foto: Zeaborn
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Deutsche Schiffe werden vermehrt ins Ausland verkauft, die Flotte »im Eigentum« ist erneut geschrumpft.

Deutschland ist den Zahlen nach[ds_preview] aktuell die fünftgrößte Schifffahrtsnation mit einem Anteil von 4,9% an der Welthandelsflotte, teilte der Verband Deutscher Reeder (VDR) heute mit. Weiter vorn platziert sind Griechenland – nicht zuletzt durch Käufe deutscher Schiffe – China, Japan und Singapur. Der aktuelle Markanteil ist um 0,6% leicht geschrumpft.

Ende 2019 waren in deutschen Schiffsregistern insgesamt 2.140 Schiffe mit 52,8 Mio. BRZ registriert. »Das sind 184 Schiffe oder 4,7 Mio. BRZ weniger als ein Jahr zuvor – aber immer noch erheblich mehr als vor Beginn des Booms in der Schifffahrt vor 20 Jahren«, sagte Verbandspräsident Alfred Hartmann. Unter deutscher Flagge fahren derzeit nur noch 302 Schiffe.

In der Containerschifffahrt halten deutsche Akteure (nach BRZ) 14,5% Marktanteil, bei Bulkern sind es 2,8%, bei Tankern 1,3% sowie 10,7% bei Mehrzweckschiffen. Mit Blick auf die Containerschifffahrt sei Deutschland noch nach Anzahl der Schiffe, aber nicht mehr nach Gesamt-TEU die größte Nation: »Dass China uns hier überholen würde, war abzusehen: zum einen werden heute einfach sehr viel größere Containerschiffe gebaut, zum anderen handelt es sich um einen erwartbaren Nachlauf der langen Krise nach 2009«, so der Leeraner Reeder.

Insgesamt seien »in den vergangenen Jahren« rund 1.600 Schiffe verloren gegangen, ein großes Problem. Dies sei aber nicht allein die Schuld der Reeder, so Hartmann. »Jeder schiebt die Schuld auf andere. Es haben sich aber einige vertan, die Weltwirtschaft hat sich nicht so entwickelt wie von vielen prognostiziert«, sagte er mit Blick auf Finanz-, Wirtschafts- und Schifffahrtskrisen der letzten Jahre. Auch der Rückzug vieler deutscher Banken aus der Schiffsfinanzierung sei ein wichtiger Faktor. »Neue, meist ausländische Eigner bringen die Frachter dann zum Teil zu sehr niedrigen Preisen in den Markt, wodurch sich die schwierige Lage nicht gerade bessert«, betonte Hartmann.

Im vergangenen Jahr hatte es einige Abgänge in der deutschen Flotte gegeben. Laut dem VDR wurden 254 Schiffe mit 6.57 Mio. BRZ verkauft, zehn Einheiten wurden verschrottet. Demgegenüber stehen »lediglich« 55 Ankäufe (1,2 Mio. BRZ) und 25 Neubauten, die 916.000 BRZ ausmachen. Das Netto-Minus von 184 Schiffen ist von mehr als 50 Abgängen in der Containerbranche geprägt.

Was die Reedereistruktur betrifft, ist Deutschland nach wie vor von einer großen Anzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen geprägt. Etwa 80% der deutschen Schifffahrtsunternehmen bereedern weniger als zehn Schiffe. Die Zahl von Reedereien dieser Größe ist laut Hartmann allerdings drastisch eingebrochen.

316 vor allem kleine und mittlere Unternehmen

Die Branche umfasst derzeit 316 Reedereien – der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 200 Mitglieder. 41% der Unternehmen haben eine Flotte von »0 bis 1« Schiff, 23% haben zwei bis vier Einheiten, 17 haben fünf bis neun Schiffe. Zusammen bereedern sie 253 Einheiten mit 10,9 Mio. BRZ. 63 weitere Reedereien sind für 1.512 Frachter mit 42 Mio. BRZ verantwortlich. Nur 1% haben mehr als 70 Schiffe, beispielsweise Hapag-Lloyd oder Oldendorff Carriers, 15% 10 bis 29 Einheiten.

Viele Unternehmen, deren eigene Flotte geschrumpft oder gar aufgelöst wurde, haben sich mittlerweile und wohl oder übel andere Beschäftigungsfelder suchen müssen. Dazu gehört vor allem das Shipmanagement. Nach Ansicht von Hartmann ist das ein Feld, das »vorangetrieben« werden soll. »Einige machen für Investoren, die Schiffe gekauft haben, die Bereederung. Da sind wir am Standort nach wie vor ein attraktiver Partner«, sagt der VDR-Präsident. Im Fokus steht dabei vor allem das technische und nautische Shipmanagement, weniger die kommerzielle Bereederung im Sinne von Befrachtung.