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Schwerer Rückschlag für die FSG-Werft in Flensburg: Die australische Fährreederei TT-Line hat den Auftrag für zwei Neubauten zurückgezogen und vergibt ihn neu nach Finnland.

Der Anfang 2018 erteilte Auftrag zum Bau von zwei neuen LNG-Fähren [ds_preview]sei gekündigt worden, teilte die australische Reederei TT-Line Company jetzt mit. Diese Entscheidung sei »einvernehmlich« mit der Werft getroffen worden. Die beiden Schiffe sollen jetzt stattdessen in Finnland bei Rauma Marine Constructions (RMC) gebaut werden.

Eigentlich sollte die FSG die beiden Fähren, die in der Bass Strait zwischen Tasmanien und dem australischen Festland eingesetzt werden sollen, bis 2021 abliefern. Der vereinbarte Preis lag bei mehr als 400 Mio. €. Man sei nach Überprüfung der Situation zu dem Entschluss gekommen, den Auftrag zu kündigen, sagte CEO Michael Grainger. Es gehe auch darum, die Investition und die Interessen des Bundesstaates Tasmanien zu schützen, heißt es. Man sei übereingekommen, keine weiteren Details zu nennen.

Es seien keinerlei Zahlungen an die FSG geleistet worden, und es würden auch keine Zahlungen erfolgen. Stattdessen übernimmt die finnische Werft RMC, die beim ursprünglichen Auswahlverfahren nur knapp unterlegen war. Eine entsprechende Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet worden, so Grainger.

Nun gelte es, die endgültigen Spezifikationen und einen neuen Liefertermin festzulegen. Angepeilt wird eine Fertigstellung Ende 2022 und Ende 2023. Die Neubauten (1800 Personen, 600 Pkw) sollen die Fähren »Spirit of Tasmania« und »Spirit of Tasmania II« ersetzen. Die Schiffe verkehren seit 2002 auf der nautisch anspruchsvollen Route.

Die FSG steckt bereits seit Monaten in erheblichen Schwierigkeiten. Fest vereinbarte Neubauten leiden unter zeitlichen Verzögerungen. Es fehlt zudem an Geld für die Bauzeitfinanzierung. Der langjährige Auftraggeber und Werfteigner Siem Industries hatte sich im September 2019 endgültig zurückgezogen, seither hält der Investor Lars Windhorst mit der Tennor Holding alle Anteile.

Die jüngste Krise bei der FSG war zunächst durch Verzögerungen beim Bau der Fähre »W.B. Yeats« für Irish Ferries und eine dadurch fällige Vertragsstrafe in Höhe eines sechsstelligen Betrages ausgelöst worden. Danach gerieten aber auch die Fertigstellung der LNG-Fähre »Honfleur« (42.200 GT) für Brittany Ferries sowie ein weiterer Neubau zur Ablieferung im Oktober 2019 in Verzug.

Auch bei den TT-Line-Neubauten könnte es Probleme gegeben haben. Darauf deutet eine Aussage von FSG-Chef Alex Gregg-Smith: »Diese Entscheidung ist Teil unserer Neuausrichtung der FSG, da wir uns auf die zeit- und budgetgerechte Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte konzentrieren wollen.«

Rauma Marine Constructions hatte sich Anfang 2019 auch den Auftrag für eine neue LNG-Schnellfähre für die Reederei Tallink gesichert. Den letzten LNG-Neubau für Tallink hatte noch Meyer Turku gebaut.