Hapag-Lloyd Schriftzug auf Containerschiff
Foto: Hapag-Lloyd
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Hapag-Lloyd rechnet wegen der Coronavirus-Krise mit einem »schwierigen« Jahr und wird bei Bedarf die Flotte verkleinern. Investitionen werden verschoben.

Wenn es nach Reedereichef Rolf Habben Jansen gegangen wäre, [ds_preview]hätte die deutsche Linienreederei wohl lieber so weitergemacht, wie sie 2019 beendet hatte. Mit einem um 45 Mio. € deutlich auf 418 Mio. € verbesserten Konzernergebnis, einem von 2 auf 2,2 Mrd. € gesteigerten Vorsteuergewinn (EBITDA) und einem EBIT von 908 Mio. €. Der Umsatz wuchs dank verbesserter Frachtraten und einem um 1,4% größeren Transportvolumen insgesamt um 3% auf 14,1 Mrd. $.

Damit hatte Hapag-Lloyd unter den global agierenden Linienreedereien mit die besten Zahlen vorgelegt, war besser als Maersk oder auch CMA CGM. Mit einem Effizienzprogramm und mehr Kundennähe will das Unternehmen die eigene Profitabilität verbessern und die Schulden zurückfahren. Im vergangenen Jahr konnten immerhin 1 Mrd. $ der zuvor rund 6 Mrd. $ schweren Verbindlichkeiten zurückgefahren werden. Die Nettoverschuldung zu EBITDA verringerte sich auf 3,0x, das lag unter den zum Ziel gesetzten 3,5x.

Corona-Krise wirft alle Prognosen über Bord

Der Ausbruch des Corona-Virus hat alle Prognosen über Bord geworfen oder zumindest unter »große Unsicherheiten« gestellt, sagt Habben Jansen heute. Bestenfalls könnten Zahlen auf Vorjahresniveau erreicht werden, heißt es bei Hapag-Lloyd. Die Pläne sehen ein  EBITDA von 1,7–2,2 Mrd. € und ein EBIT von 0,5–1,0 Mrd. € vor.

Rolf Habben Jansen CEO Hapag-Lloyd
CEO Rolf Habben Jansen (© Hapag-Lloyd)

Ein ordentlicher Start ins Jahr hatte noch Optimismus geschürt, doch dann machte sich das Coronavirus breit. »Die genauen Auswirkungen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht bestimmen«, sagt Habben Jansen. Vorsorglich habe man sich ausreichend Liquidität gesichert. Hapag-Lloyd beziffert die finanziellen Reserven derzeit mit 1,15 Mrd. €, »das sichert uns gegen alle Verwerfungen bis ins 3. Quartal hinein ab«, so Habben-Jansen.

Auch alle geplanten Investitionen sollen mindestens auf das zweite Halbjahr verschoben werden, notfalls auch länger. Das betrifft in erste Linie sechs Megamax-Neubauten mit 23.000 TEU, über die zuletzt mit asiatischen Werften verhandelt wurde. »Darüber werden wir jetzt final wir erst nach einer vollständigen Markterholung entscheiden.«

Flottenverkleinerung wurde Charterschiffe treffen

Habben Jansen rechnet auch damit, dass in den kommenden Monaten die Flotte verkleinert wird, um der geringeren Nachfrage entgegenzuwirken. Derzeit gebe es kein Aufliegerschiff, die Dienste würden alle aufrechterhalten – abgesehen von einigen abgesagten Abfahrten. Auch wenn in China die Häfen nahezu wieder im Normalbetrieb seien, könnte es zu weiteren Ladungsrückgängen kommen. Wenn Tonnage aus dem Verkehr genommen werden, dann werde es ausschließlich Charterschiffe treffen. Sie machten einen Anteil an der Flotte im zweistelligen Prozentbereich aus, »das gibt uns ausreichend Flexibilität.«

»Wir werden uns in den kommenden Wochen und Monaten hauptsächlich auf drei Dinge konzentrieren: die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter, die Stabilität der Lieferketten sowie finanzielle Vorsichtsmaßnahmen die wir dem Sturm entgegensetzen, wenn er länger anhält als erwartet«, sagt Rolf Habben Jansen.