STX, St. Nazaire, Frankreich, France
Die ehemalige STX-Werft in St. Nazaire (Foto: STX)
Print Friendly, PDF & Email

Die Corona-Pandemie legt nicht nur das operative Geschäft der maritimen Industrie in Italien still. Auch die geplante Übernahme von Chantiers de l’Atlantique durch die Werftgruppe Fincantieri ist vorerst gestoppt. Es fehlen Unterlagen.

Die Kartellbehörden[ds_preview] der Europäischen Union haben ihre Untersuchung des Angebots von Fincantieri für die französischen Chantiers de l’Atlantique ausgesetzt. Der Grund liegt offenbar in der fehlenden Arbeitsfähigkeit in Italien. Das Land ist in Europa von der Corona-Pandemie am stärksten betroffen, so hat Fincantieri seine Werften bereits vorübergehend geschlossen.

Die Untersuchung der Brüsseler Wettbewerbshüter wurde offenbar bereits am 13. März gestoppt, wie die Nachrichtenagentur reuters berichtet. Eigentlich sollte die Prüfung am 17. April abgeschlossen sein, der Termin dürfte nicht mehr einzuhalten sein.

Die Italiener streben eine 51%-Beteiligung an der bislang staatlichen Werft Chantiers de l’Atlantique (zuvor STX France) an und hätten damit die Kontrollmehrheit. Der Preis wird auf knapp 60 Mio. € taxiert. Die Dockkapazitäten in St. Nazaire erlauben den Bau von Flugzeugträgern und anderen großen Marineschiffen – damit ist der Standort von strategischer Bedeutung für Frankreich.

»Dieses Verfahren bei Fusionsuntersuchungen wird aktiviert, wenn die Parteien wichtige Informationen, die die Kommission von ihnen angefordert hat, nicht rechtzeitig zur Verfügung stellen«, sagte die Kommissionssprecherin Arianna Podesta. »Der derzeitige schwierige Kontext, der durch den COVID-19-Ausbruch verursacht wurde, könnte die Fähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt haben, rechtzeitig Informationen zu liefern.«

Fincantieri habe in der vergangenen Woche die EU-Frist für Zugeständnisse zur Lösung der EU-Wettbewerbsbedenken nicht eingehalten. Die EU-Wettbewerbshüter sind besorgt, dass die Kombination von zwei weltweit führenden Unternehmen in einem konzentrierten und kapazitätsgesättigten Markt zu Preiserhöhungen für Kreuzfahrtschiffe führen könnte.

Bei dieser Einschätzung beruft sich reuters auf – nicht näher beschriebene – Quellen, »die mit der Angelegenheit betraut sind«. Demnach hätten Kunden von Fincantieri der Kommission gegenüber bereits solche Bedenken geäußert.