Foto: Novatek
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Russlands Staatsreederei Sovcomflot (SCF) ist mit einem deutlichen Ergebnis-Sprung zurück in der Gewinnzone. Doch der fast schon dramatische Ölpreis-Trend hängt wie ein Damokles-Schwert über der russischen Wirtschaft.

Das vergangene Jahr war offenbar sehr erfolgreich für die Reederei, die eine Flotte[ds_preview] von 147 eigenen und gecharterten Schiffen – darunter Produkten- und Öltanker sowie Gastanker – mit insgesamt 12,8 Mio. t Tragfähigkeit betreibt.

Einer offiziellen Mitteilung zufolge stieg der Umsatz um 9,6% auf 1,67 Mrd. $, das EBITDA sogar um 41,7% auf 823 Mio. $. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 225,4 Mio. $. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein enormer Sprung: 2018 musste noch ein Verlust von 45,6 Mio. $ hingenommen werden.

Detaillierte Gründe für das starke Wachstum wurden nicht genannt. Allerdings ist davon auszugehen, dass der Ausbau der Flotte mit modernen Schiffen das Geschäft angekurbelt hat. Das Staatsunternehmen SCF spielt eine wichtige Rolle bei der Erschließung der arktischen Gasvorkommen und hat ein ambitioniertes Neubauprogramm aufgelegt, unter anderem für eisbrechende LNG-Tanker. Mehrfach hatte es in der Vergangenheit Versuche gegeben, Sovcomflot an die Börse zu bringen. Dies gilt als Teil eines umfassenden Privatisierungsplans. Schwache Märkte und die internationalen Sanktionen gegen Russland hätten dies bislang verhindert, heißt es. Ein kolportiertes Interesse der chinesischen Staatsreederei Cosco wurde nie bestätigt.

2019 wurden vier Neubauten in Dienst gestellt, drei LNG-betriebene Aframax-Rohöltanker »Korolev Prospect«, »Vernadsky Prospect« und »Samuel Prospect« sowie »Mikhail Lazarev«, ein arktischer MR-Shuttle-Tanker, der im Rahmen eines langfristigen Vertrags mit Gazprom Neft Rohöl für das Novy-Port-Projekt transportiert. »Korolev Prospect» war das erste Schiff, das die gesamte Länge des Nördlichen Seewegs durchquerte und dabei ausschließlich LNG als Brennstoff verwendete.

Zudem wurden Verträge für den Bau von zwei Aframax-Rohöl-Shuttle-Tankern für das Sachalin-1-Projekt unterzeichnet, die Anfang 2022 geliefert werden und für zehn und fünfzehn Jahre gechartert werden. Nicht zuletzt wurden langfristige Zeitcharter-Verträge mit Novatek für drei LNG-betriebene MR-Produktentanker unterzeichnet, die derzeit  im Schiffbaukomplex Zvezda gebaut werden. Mit dem Novatek-Konzern wurde ein Joint Venture (Smart LNG) gegründet, das eine Flotte von LNG-Tankern besitzen und betreiben wird, um einen ganzjährigen LNG-Transport zu gewährleisten.

Als wichtiger Termin gilt zudem der Wechsel an der Unternehmensspitze. 15 Jahre lang hatte Sergey Frank (59) die Geschicke der russischen Reederei geführt, nachdem er zuvor von 1998 bis 2004 Transportminister seines Landes gewesen war. Als sein Nachfolger wurde der bisherige COO Igor Tonkovidov ernannt.

Anlässlich der Bilanz sagte er jetzt: »Insgesamt war 2019 ein erfolgreiches Jahr für Sovcomflot. Die erzielten Ergebnisse liegen nahe an unseren historischen Höchstständen.« Die für den Zeitraum bis 2025 vorgelegte Strategie sehe vor, dass man sich weiterhin auf die Erweiterung des Portfolios von großen und langfristigen Industrieprojekten konzentrieren will, von denen viele für die Wirtschaft des Landes von großer Bedeutung sind. Zu den wichtigsten Partnern gehören russische und internationale Öl- und Gasunternehmen wie unter anderem Gazprom, Novatek, Lukoil, Shell, Total, Exxon Neftegaz, Sakhalin Energy. Auch mit internationalen Banken arbeitet die Gruppe zusammen, im vergangenen Jahr konnten große Kapitalvolumen gesichert werden.

Wie sich das Geschäft von SCF in den kommenden Monaten entwickelt, ist jedoch noch unklar. Die industriellen Rahmenbedingungen sind angesichts der arktischen Gas-Pläne der Regierung zwar nach wie vor gut. Allerdings könnten die russische Wirtschaft und nicht zuletzt der staatliche Haushalt unter dem jüngsten Verfall des Ölpreises und den Streitigkeiten mit den erdölproduzierenden Ländern in der OPEC leiden.