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Versicherungsmakler verzeichnen einen Seitwärtstrend bei den jüngsten Vertrags-Renewals.

Die P&I Clubs haben ihre geplanten Prämienerhöhungen bei den diesjährigen Vertragserneuerungen für die Schiffshaftpflicht weit verfehlt. Das zeigen erste[ds_preview] Rückmeldungen von Versicherungsmaklern unmittelbar nach Abschluss der Prolongationen per 20. Februar. »Die Clubs haben sich in sehr vielen Fällen mitgliederfreundlich verhalten und Augenmaß bewiesen«, erklärte Christian Ross, Geschäftsführer des größten deutschen Maklers für Schiffsversicherungen Georg Duncker. »Nur bei schlechten Schadensverläufen hat es deutlichere Erhöhungen gegeben. Das hören wir auch von unseren Büros in Asien und Nordamerika.« Angesichts der nicht ganz leichten Ausgangslage für die Clubs mit einem Rückgang der freien Reserven um 7% auf 5,3 Mrd. $ im Vorjahr sei der Ausgang der Renewals ohne effektive Prämienanhebungen »erstaunlich« moderat, findet auch Executive Director Matthias Ross.

Olaf Fölsch, Geschäftsführer von Junge & Co., zeigte sich ebenfalls überrascht. »Zumindest in unserem eigenen Bestand haben wir die angekündigten Beitragserhöhungen nicht gesehen. In Einzelfällen gab es sogar leichte Reduktionen.« Letztlich sei der Wettbewerb unter den P&I Clubs wieder zu intensiv gewesen – zu groß die Angst, Tonnage zu verlieren. »Die Kunden waren wechselwillig und hätten auch die Release Calls (zur Ablösung, Anm. der Redaktion) gezahlt. Das zeigte Wirkung, weil die Clubs bemüht waren, auf jeden Fall ihren Bestand zu halten«, analysiert Fölsch. Für die Reedereien und Schiffsgesellschaften sei es eine positive Überraschung, weil sie sich schon auf Prämienerhöhungen von rund 2,5 bis 5% eingestellt hätten. »Da entstehen jetzt wieder Spielräume in den Budgetplanungen.«

Bei der Marine Assekuranz habe man alles »von leichten Reduzierungen bis zu leichten Erhöhungen« gesehen, berichtet Geschäftsführer Michael Hogger. »Insgesamt war es wohl ein Seitwärtstrend.« Hogger findet es verblüffend, dass auch kleinere Clubs mit geringeren Kapitalpolstern nicht stärker auf Prämienerhöhungen gepocht haben. Das könne dazu führen, dass bei der Kapitalisierung die Schere zwischen den Clubs der International Group weiter auseinanderklafft. Folglich dürfte die Konsolidierung der Branche bald wieder zu einem Thema werden. Von großen Tonnageverschiebungen unter den Clubs hat man bei der Marine Assekuranz nichts vernommen. Hogger geht davon aus, dass die Clubs der International Group in Deutschland hier und da den Festprämienversicherern Geschäft abluchsen konnten.

Der Bremer Makler Pandi Marine Insurance konnte eigenen Angaben zufolge die meisten Deckungen zum gleichen Prämienniveau verlängern. »Nur in einem Fall ging es um 1% hoch, das war eher kosmetisch«, sagt Geschäftsführer Thomas Kühl. Die Verhandlungen verliefen aus seiner Sicht eher unspektakulär, »eine richtig harte Verhandlungslinie war nie zu erkennen.«

9 von 13 Clubs der International Group hatten für die Renewals Erhöhungen zwischen 2,5 und 7,5% angesetzt. Drei (Skuld, Britannia, American) haben das Prinzip der »General Increases« inzwischen über Bord geworfen und setzen Preise nur noch gemäß invididuellem Schadensverlauf und Risiko fest. Allein Marktführer Gard hatte sich offiziell auf eine Nullrunde festgelegt. Laut der Rating-Agentur AM Best waren die Prämienziele sehr bescheiden gemessen an den Underwriting-Verlusten des Vorjahres (zusammen 259Mio. $).

Bislang waren die meisten Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass sich der P&I-Markt weiter verhärtet. Daran werden inzwischen leise Zweifel laut.

Junge-Geschäftsführer Fölsch hält es für wahrscheinlich, dass die Clubs im nächsten Jahr wohl entschlossener auftreten werden. »Da wird es keine Reduktionen mehr geben.« Ross gibt zu bedenken, dass bis zum Herbst, wenn die Clubmanager ihre Prämienpolitik festlegen, noch viel passieren kann. »Dann wird man sich anschauen: Wie läuft es an den Investmentmärkten? Wie haben sich Schifffahrtsaktivität und Schäden entwickelt? Wie steht es allgemein an den Schifffahrtsmärkten?« Der finanzielle Druck auf die Clubs könnte im gerade abgeschlossenen Jahr 2019/20 sogar etwas nachgelassen haben. »Wir rechnen mit einer leichten Verbesserung der kombinierten Schaden-Kosten-Quote bei dem einen oder anderen Club. Und die Mehrheit der Clubs dürfte eine Kapitalrendite zwischen 2 und 5% erzielt haben. Das sind zwei positive Entwicklungen«, so Ross.
Michael Hollmann