Foto: Port of Gothenburg
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Wenn der physische Kontakt zwischen den Besatzungsmitgliedern an Bord und den Arbeitern am Kai auf ein Minimum beschränkt werden soll, sind neue Routinen erforderlich – und zwar schnell. Der Druck könnte am Ende positiv für den Digitalisierungsprozess in der Branche sein.

Infolge des Corona-Ausbruchs waren die meisten Häfen weltweit gezwungen, ihre Routinen zu überprüfen. Im Bemühen um die Aufrechterhaltung eines effizienten Arbeitsablaufs war der verstärkte Einsatz digitaler Werkzeuge Teil der Lösung. Gleichzeitig dauert es an den Kais etwas länger, wenn die neuen Routinen eingeführt werden.

Auch wenn ein großer Teil der Arbeit während der Annäherung aus der Ferne erfolgt, sind, sobald sich das Schiff am Kai befindet, normalerweise eine ganze Reihe von physischen Interaktionen zwischen der Besatzung und den Hafenarbeitern erforderlich. Dabei kann es sich um alles handeln, von der Überprüfung der Qualität der Ladung bis zum Durchlaufen von Genehmigungen, Sicherheitschecklisten und Bereitschaftsanzeigen vor dem Laden oder Löschen.

Im schwedischen Hafen Göteborg gibt man dem Thema Automatisierung und Digitalisierung »höchste Priorität«. Die meisten der bereits eingeleiteten Initiativen hätten sich während der Korona-Pandemie als besonders konstruktiv erwiesen, heißt es. Das digitale System Permesso, das 2019 eingeführt wurde, habe zu einer erheblichen Reduzierung der Verwaltung und des persönlichen Kontakts bei der Erteilung von Arbeitsgenehmigungen an Auftragnehmer geführt. Die von APM-Terminals am Containerterminal eingeführten automatischen Gates für Lastwagen sind ein weiteres Beispiel für einen effizienteren Betriebsablauf, der den Bedarf an physischer Interaktion verringert.

Malin Collin, stellvertretende Geschäftsführerin der Göteborger Hafenbehörde, ist für den Digitalisierungsprozess verantwortlich. Sie erklärt, dass in naher Zukunft umfangreiche digitale Veränderungen im Hafen eingeführt werden und einen wesentlichen Unterschied ausmachen könnten.

»Akzeptanz steigt, aber jemand muss die Initiative übernehmen«

Es gehe vor allem darum, die Effizienz zu verbessern und die Güterströme und Verkehrsbewegungen zum und vom Hafen zu visualisieren. »Dies ist eines der kritischsten Themen, und wir haben Ressourcen für die Suche nach einer Lösung bereitgestellt. Wir untersuchen derzeit, wie die künstliche Intelligenz historische Daten nutzen kann, um Ereignisse vorherzusagen und den Entscheidungsprozess zu beschleunigen. Wir können die Planung durch datengestützte Entscheidungen, die Identifizierung von Trends und die Vorhersage von Ereignissen verbessern. Auf diese Weise können wir eine Plattform für effizientere Güterströme und Transportbewegungen zu Lande und zu Wasser schaffen.«

Eine verstärkte Digitalisierung komme allen zugute, so Collin. »Wenn sie jedoch das gewünschte Ergebnis bringen soll, müssen mehr Menschen in der Transportkette in gemeinsame Systeme eingebunden werden und Informationen miteinander austauschen.«

»Mein Eindruck ist, dass die Akzeptanz steigt, besonders jetzt, wo wir mit der Corona-Krise konfrontiert sind. Aber jemand muss die Initiative ergreifen, als treibende Kraft fungieren und wirksame Alternativen anbieten, die mehr Menschen annehmen wollen. Bei der Göteborger Hafenbehörde sind wir nur allzu bereit, eine Vorreiterrolle zu übernehmen, und aus diesem Grund widmen wir der digitalen Entwicklung so viel Zeit und Ressourcen«, sagt sie.