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Die Aktien von Schifffahrts- und Hafenunternehmen sind wegen der Corona-Krise erwartungsgemäß unter großem Druck, die Situation wird mit der vergangenen Finanzkrise verglichen. Die Entwicklungen in den einzelnen Segmenten sind allerdings unterschiedlich, die Aussicht aber unklar.

In einer aktuellen Analyse wagt[ds_preview] der Branchendienst Drewry keine konkreten Prognosen – zu unsicher ist die weitere Entwicklung der Pandemie, die konkreten wirtschaftlichen Folgen und damit die künftige Nachfrage nach seeseitigen Transporten.

Während die Handelskurse von Schiffsfonds am Zeitmarkt durchaus auch Steigerungen erleben, droht insgesamt eine schwere Delle für die Branche. Für die Containerschifffahrt gibt es bereits düstere Prognosen mit milliardenschweren Verlusten.

Im aktuellen »Maritime Financial Research Report« betonen auch die Drewry-Autoren, dass die Aktienkurse für die Containerschifffahrt auf großer Breite gefallen sind: »Anfang März wurde ein Marktsturm ausgelöst, als weltweit Aktien abgestoßen wurden und die Anleger mit der Berechnung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausbruchs des Coronavirus  zu kämpfen hatten.«

In der Analyse wird die Situation auf den Finanzmärkten als »Angstereignis« bewertet,  wahrscheinlich ähnele es den Finanzkrisen von 2008/09. Man glaube, dass die Märkte wahrscheinlich lange volatil bleiben werden, zumindest bis eine Kombination mehrere Aspekte zu sehen sein wird. Dazu zählen eine echte und erfolgreiche Eindämmung des Virus, Klarheit über die Nettoauswirkungen auf die Wirtschaft und eine konzertierte globale politische Reaktion. In Summe sind die Drewry-Autoren der Ansicht, dass die Performance der Containerschifffahrtsunternehmen im Jahr 2020 erheblich beeinträchtigt wird. Linien dürften Praktiken wie Leerfahrten ausbauen, um ihre Verluste zu minimieren.

Auch im Markt der Hafen- und Terminalbetreiber zeigt sich den Angaben zufolge eine »nervöse« Stimmung, nachdem die Branche das Jahr zunächst infolge des »Phase 1«-Abkommen zwischen den USA und China relativ positiv gestartet war. Mittlerweile ist vom transpazifischen Handelskrieg kaum noch die Rede.

»Trotz starker Branchengrundlagen und größter Bedeutung im internationalen Handel verzeichneten die von uns erfassten Hafenbestände massive Rückgänge – einzige Ausnahme: DP World«, heißt es in dem Report. So sank der Drewry Port Index um 22%. Die Analysten glauben, dass die Situation länger anhält und die Corona-Ausbreitung auf die wichtigsten Verbrauchermärkte die Gefahr einer tiefen Rezession erhöht.

Im Bulk-Markt stehen die Charterraten aufgrund der gestörten Rohstoffversorgung und der wirtschaftlichen Notlage in den wichtigsten Nachfragezentren unter Druck. Angesichts der massiven Einschränkungen dürfte sich das im April weiter verschärfen, heißt es. Die einzige positive Nachricht für die Bulk-Reeder sei eine schrittweise Normalisierung der Industrie in China.

Nach der rasanten Entwicklung im März könnte auch das Geschäft für Rohöltanker Dämpfer erleiden, meint man bei Drewry: »Die Erholung wird angesichts der schwachen Wirtschaftsaussichten und einer potenziellen Verlangsamung aufgrund der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie und ihrer negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit nicht lange anhalten.« Auch im Markt der Produktentanker gilt das Risiko: Zwar seien im Einklang mit dem steilen Rückgang der Rohölpreise auch die Preise für raffinierte Produkte stark gefallen, »und die Käufer wollen von dem potenziellen Preisanstieg dieser Produkte in naher Zukunft profitieren«. Die durch das Virus verursachte schwache Weltkonjunktur und ein Rückgang der Transportnachfrage würden aber einige Risiken für den Handel mit Raffinerieprodukten darsellen.