Während die Kosten für die gesamte Schifffahrt in der Corona-Krise wachsen, bereiten die Bunkerpreise derzeit keine Sorgen. Sie fallen auf immer neue Tiefststände.
Die erst jüngst von den OPEC+-Förderländern verkündete Drosselung der Öl-Produktion um knapp 10 Mio. Barrel pro Tag hat bislang wenig Auswirkungen gezeigt. [ds_preview]Die Sorte Brent kostete zuletzt weniger als 30 $ gegenüber knapp 60 $ im Februar. Auf die Bunkerkosten in der Schifffahrt schlägt die Maßnahme bislang gar nicht durch – eher im Gegenteil. Die Preise für alle gängigen Kraftstoffarten sinken sogar weiter.
Lag der Preis IFO 380 (Schweröl, 3,5% Schwefelanteil) Anfang des Jahres noch bei weit über 350 $/t, kostete es gestern in Rotterdam mit 160 $/t weniger als die Hälfte, in Singapur waren mit 20 $ mehr (370 $/t).
Noch stärker gefallen ist der Preis für das IMO 2020-konforme VLSFO (0,5%). Im Januar waren Höchststände von mehr als 700 $/t gemeldet worden, inzwischen ist der schwefelarme Kraftstoff für nur noch 207 $/t in Rotterdam bzw. 250 $/t in Singapur zu haben. Damit hat ist die Differenz (Spread) dramatisch geschrumpft – von 340 $/t auf zuletzt nur noch 47 $/t in Rotterdam. In Singapur waren es 70 $/t.
Die gesunkenen Bunkerpreise sind für Charterer und Schiffseigner angesichts der Einnahmeausfälle und Kostensteigerungen als Folge der Corona-Krise eine willkommene Entlastung bei den OPEX. Für alle Schiffseigner, die aufgrund der IMO 2020-Vorgaben in Scrubber investiert haben, sind es dagegen schlechte Nachrichten.
Die Installation von sogenannten Abgaswäschern erlaubt die weitere Verwendung von Schweröl als Kraftstoff. Sie hatten auf einen größeren Spread gesetzt, um nicht nur die Einbaukosten von bis zu 5 Mio. $ je Schiff schnell zu refinanzieren, sondern auch dauerhaft einen Wettbewerbsvorteil wegen der niedrigeren OPEX zu erzielen. Als Richtwert für ein lohnendes Investment gilt eine Preisdifferenz von 200 $/t. Anders als noch zu Beginn des Jahres wird dieser Kostenvorteil schon lange nicht mehr erreicht.
