FSG, Insolvenz
Wollen die FSG sanieren: Christoph Morgen, Martin Hammer, Stefan Denkhaus, Jaap Klein, Lars Windhorst, Thomas Jansen, Michael Nissen und Michael Schmidt (© FSG)
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Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens soll die FSG in wenigen Wochen wieder die Werfttore öffnen. Die vom Gericht bestellten Sanierungsexperten sehen Chancen.

Das Amtsgericht Flensburg hatte Ende vergangener Woche ein Insolvenzverfahren[ds_preview] in Eigenverwaltung angeordnet. Neuer Geschäftsführer wird neben Jaap Klein der erfahrene Werftenmanager Martin Hammer, Gründer der auf Restrukturierung spezialisierten Beratungsgesellschaft enomyc.

Als Generalbevollmächtigte stehen der Geschäftsleitung die Sanierungsexperten Stefan Denkhaus und Friedrich von Kaltenborn von der Kanzlei BRL aus Hamburg zur Seite. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Christoph Morgen, Partner bei Brinkmann & Partner, bestellt.

Neubau »Honfleur« soll fertiggestellt werden

»Wir als FSG wollen auch in Zukunft für modernen Schiffbau an der Förde stehen. Der Werftbetrieb soll im Frühsommer wieder aufgenommen werden«, kündigte Hammer an. Zunächst müsse erst einmal Ruhe ins Unternehmen einkehren, das sei für die Beschäftigten wie auch die Kunden gleichermaßen wichtig. Nächster Schritt sei die Fertigstellung der RoPax-Fähre »Honfleur« für Brittanny Ferries. Die Ablieferung soll im Herbst erfolgen.

Die FSG hatten wegen der Corona-Krise den Betrieb Ende März gestoppt. Dann folgte aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Ziel müsse es sein, kurzfristig einen tragfähigen Sanierungsplan zu entwickeln und die Finanzierung sicherzustellen, erklärte Morgen als vorläufiger Sachwalter.

Windhorst will sanieren

Der Risiko-Investor und Allein-Gesellschafter Lars Windhorst hat angekündigt, die Werft sanieren und mit Aufträgen des Alt-Gesellschafters Siem fortführen zu wollen. »Wir stehen weiterhin zu unserem Engagement bei der FSG.« Mit dem vormaligen Gesellschafter Siem stehe man in engem, konstruktivem Kontakt. Windhorst hatte im vergangenen Jahr mit siener Gesellschaft Tenor alle Anteile übernommen.

Aktuell erhalten die rund 650 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld. Derzeit wird noch geprüft, für welche Monate die Insolvenzgeldvorfinanzierung greifen soll. Gesichert sind zunächst der laufende Monat sowie die Monate Mai und Juni.

Die IG Metall unterstützt die Bemühungen. »Ich erwarte ein langfristiges Engagement des Gesellschafters bei der FSG. Es darf nicht nur darum gehen, kurzfristig Aufträge abzuarbeiten«, so Michael Schmidt, 1. Bevollmächtigter in Flensburg.

Verluste trotz vollen Auftragsbüchern

Die Krise der FSG bahnt sich seit längerem an, spätestens seit Sommer vergangenen Jahres. Denn trotz zunächst noch vollen Auftragsbüchern hatte die Werft Verluste eingefahren. Allein für 2018 waren es –111 Mio. € bei einem Umsatz von 213 Mio. €.

Wesentlicher Grund für die Verluste war die verspätete Ablieferung der »W.B. Yeats« an Irish Ferries, wofür eine hohe Konventionalstrafe fällig wurde. Dazu fehlte Geld für die Bauzeitfinanzierung weiterer Fähren. Deswegen waren auch andere Neubau-Projekte in Verzug geraten.

Zuletzt war noch die Fähre »Liekut« als achter Neubau für den langjährigen Eigner Siem Industries abgeliefert worden. Die »Honfleur« sollte demnächst folgen. Zwei weitere Aufträge waren Anfang des Jahres von der australischen TT-Line gekündigt und neu nach Finnland vergeben worden.