Reedereichef Thies Klingenberg erklärt gegenüber der HANSA
Foto: Reederei Klingenberg
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Auf einem Schiff der Reederei Klingenberg aus Ellerbek spitzt sich die Lage zu. Der Frachter hat im Mittelmeer 79 Flüchtlinge aufgenommen, die weder in Malta noch in Italien an Land dürfen. Es ist bereits zu Gewalt an Bord gekommen.

Am Sonntag hatte das Containerschiff »Marina« 79 Migranten vor[ds_pereview] Malta aus dem Meer ge[ds_preview]rettet. Die Crew hatte der Aufforderung der maltesischen Behörden Folge geleistet und die Menschen an Bord genommen. Wie Reedereichef Thies Klingenberg gegenüber der HANSA erklärt, war der Notruf von dem Migrantenschiff innerhalb der maltesischen Sicherheitszone abgesetzt worden.

Nun darf das Containerschiff die Menschen aber nicht nach Malta bringen. Dort verwehrt man die Einfahrt zum Einen mit dem Hinweis auf das Coronavirus – wobei Handelsschiffe die Häfen sonst weiter anlaufen dürfen – zum Anderen schiebt man Italien die Verantwortung zu. Das Schiff liege in der 13-Meilen-Zone vor Lampedusa, damit sei Lampedusa der nächste sichere Hafen, argumentieren laut Klingenberg die Malteser. Aber auch Italien hat in der Coronakrise, ebenso wie Malta, seine Häfen als nicht sicher deklariert.

Währenddessen steigt die Anspannung an Bord. Wie Klingenberg berichtet, ist es bereits zu Gewaltausbrüchen unter den Migranten gekommen, auch Messer sollen im Spiel gewesen sein. Nun habe sich die Lage erstmal wieder beruhigt. Die Crew wurde aber nicht angegangen. Die 76 Männer und drei Frauen, sind auf dem Vorschiff untergebracht, die 13 Mann starke Besatzung hat sich in die Aufbauten eingeschlossen und kommt nur heraus, um Wasser und Nahrung auszugeben. »Die Besatzung ist verständlicherweise verängstigt«, sagt Klingenberg.

»Wasser ist knapp, Verpflegung auch. Heute haben einige der Geretteten gedroht, von Bord zu springen, wenn sich keine Lösung findet. Das ist eine unheimliche Stresssituation, auch für die Besatzung«, so der Reedereichef.

Klingenberg hat bereits das Auswärtige Amt und die EU-Kommission verständigt, noch hätten die aber zu keiner Lösung beitragen können. »Für mich ist es enttäuschend, dass die Behörden das auf dem Rücken eines unabhängigen Wirtschaftsunternehmens austragen«, sagt Klingenberg.

Das Containerschiff »Marina« verkehrt regelmäßig zwischen Tunesien und Malta. Derzeit hat das Schiff Container für die Mittelmeerinsel an Bord.