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Erneut haben Piraten vor Westafrika zugeschlagen und Seeleute entführt – dieses Mal weit im Osten des Golf von Guinea. Zwei Attacken stehen möglicherweise in Verbindung miteinander.

[ds_preview]Jüngstes Opfer der Piraterie ist das MPP-Schiff »Rio Mitong« – ein 27 Jahre alter 8.900-Tonner, der unter der Flagge der Komoren fährt. Das Schiff wurde am Samstag zwei Seemeilen vor Malabo angegriffen, berichtet der in der Regel gut informierte Branchendienst Dryad. Malabo liegt auf der Insel Bioko und gehört zu Äquatorial Guinea.

Die »Rio Mitong« wurde offenbar von einem einzelnen Schnellboot aus attackiert. »Es wird vermutet, dass die Täter Leitern benutzt haben, um an Bord des Schiffes zu gelangen«, heißt es in einem Dryad-Bericht. Zwei Besatzungsmitglieder seien entführt worden, bei denen es sich vermutlich um einen Russen und einen Ukrainer handelt. Die übrigen Besatzungsmitglieder sollen in Sicherheit sein.

Nach den jüngsten Attacken summiert sich die Zahl der entführten Seeleute in der Region damit auf 44 Personen. Erst vor wenigen Tagen waren der Produktentanker »Vemahope« und das deutsche Containerschiff »Tommi Ritscher« Opfer eines Angriffs geworden.

Weitere Einzelheiten zum Fall »Rio Mitong« wurden zunächst nicht bekannt. Allerdings könnte ein Zusammenhang zu einem Vorfall wenige Stunden zuvor bestehen. Dabei war »eine verdächtige Annäherung« eines Schnellbootes an den Tanker »Yuan Qiu Hu« beobachtet worden. Das Schnellboot drehte dann allerdings ab.

»In den letzten 48 Stunden gab es einen Anstieg der Meldungen zu verdächtigen Aktivitäten«, heißt es bei Dryad. So wurde ein Schnellboot gesichtet, das eine Offshore-Plattform in den Gewässern vor Mayumba, Gabun, umkreiste, schreiben die Analysten.

Der Vorfall bestätigt den Trend. Ausgangspunkt der Entwicklung in der Region ist zwar Nigeria, wo sich »normale« Piraterie mit politischen und zum Teil terroristischen Aktivitäten vermischt. Aber auch die Nachbarstaaten sind von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert.

In Westafrika nehmen Entführungen von Seeleuten durch Piraten immer mehr zu. Während die Angreifer es früher meist auf die (Öl-)Ladung von attackierten Tankern abgesehen hatte, ist ein Wechsel in der Strategie zu beobachten. Dabei handelte es sich – zumindest in der Vergangenheit – nicht selten um Aktionen von Rebellen, die gegen die Ölindustrie und deren Auswirkungen für die Gesellschaft sowie die grassierende Korruption vorgehen wollen.