Bunkering Singapore
Foto: MPA
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Der Einbruch der Ölpreise macht nicht nur das Bunkern für Reedereien günstiger. Hatte man zu Anfang des Jahres noch befürchtet, schwefelarmer Kraftstoff sei Mangelware, so zeigt sich nun das Gegenteil.

Als Folge der Conovirus-Pandemie, des OPEC-Pokers und der weltweiten Rezession sind die Rohstoffpreise auf breiter Front [ds_preview]zurückgegangen. Der gegenwärtige Umbruch hat die Preise für schwefelarmes Gasöl (MGO LS) so schnell wie nie zuvor abstürzen lassen. Seit der MGO LS-Preis in Singapur am 8. Januar 2020 mit 744 $/t seinen Höchststand erreicht hatte, ist der Preis innerhalb von 84 Arbeitstagen um 67% gesunken und hat sich am 5. Mai bei 243 $/t eingependelt.

»Bunkerverkäufe in großen Hubs unterstreichen den Wandel, den die Schwefelverordnung IMO 2020 mit sich gebracht hat. Vor der Umsetzung war die Industrie über die Verfügbarkeit von schwefelarmen Bunkertreibstoffen besorgt. Jetzt, im April 2020, scheint die Verfügbarkeit von HSFO an einigen Orten das dringendste Problem zu sein – neben dem der Qualität«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst von BIMCO.

Die VLSFO-Preise in Singapur betrugen im April durchschnittlich 245 $/t, was eine massive Reduktion gegenüber dem Januar-Durchschnitt von 664 $/t bedeutet. Der Preisunterschied zum schwefelreichen HSFO wird immer kleiner, die Nachfrage danach geringer. Die Bunkerverkäufe in Singapur veranschaulichen die Entwicklung der HSFO-Nachfrage. Die Verkäufe im ersten Quartal beliefen sich auf 12.716 t, 83% davon waren schwefelarme Brennstoffe, während 17% HSFO waren. Insgesamt wurden 8,8 Mio. t VLSFO verkauft, ein Anstieg um 83% gegenüber dem vierten Quartal 2019.

Diese Veränderung bei den Bunkerverkäufen ist auch in den Häfen von Rotterdam und Panama zu beobachten. In Rotterdam, dem größten Bunkerdrehkreuz in Europa, lag das Verhältnis von schwefelarmen zu schwefelreichen Bunkertreibstoffverkäufen bei 74% zu 26%, wobei VLSFO 42% des Gesamtabsatzes ausmachte. In Panama waren 93% der insgesamt 1,3 Mio. t verkauften Bunkertreibstoffs VLSFO.

»Die Bunkerverkäufe in Panama zeigen das Problem der Nichtverfügbarkeit von HSFO. Die Bunkerlieferanten haben sich auf die IMO-2020-Nachfrage eingestellt und reinigen Tanks und Lagerräume, um schwefelarme Kraftstoffe aufzunehmen, was die Beschaffung von HSFO auf dem Spotmarkt immer schwieriger macht« berichtet Sand. Es sei daher nicht unwahrscheinlich, dass einige mit Scrubbern ausgerüstete Schiffe sich sogar für die Verbrennung von VLSFO entscheiden.

Im Mai 2020 belief sich die mit Scrubbern ausgerüstete und damit zur HSFO-Nutzung bereiten Flotte auf 2.893 Schiffe, d.h. 2,9% der gesamten Flotte, gemessen an der Zahl der Schiffe, beziehungsweise 15,6% der Gesamtflotte nach Tragfähigkeit in Tonnen.