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Knapp sieben Wochen wurde an den Details gearbeitet, nun ist die Rettung der niederländischen Werft Royal IHC beschlossen. Künftig sitzen der Staat, Banken und andere Unternehmen mit am Tisch.

[ds_preview]Die Übernahme und Rekapitalisierung von IHC sei abgeschlossen, teilte die Werft mit. Die neu gegründete Stiftung »Foundation Continuiteit IHC« hat alle Anteile übernommen. Wie viel Geld die neuen Eigner in die Holding pumpen ist nicht bekannt. In einem Statement heißt es lediglich: »Als Ergebnis dieser Kapitalzuführung verfügt Royal IHC wieder über eine gesunde Liquidität, eine starke Bilanz und Zukunftsaussichten.« Es soll um neues Eigenkapital und auch Kreditlinien gehen.

Große Verluste

Die traditionsreiche Werft, bekannt unter anderem für innovative Baggerschiffe, hatte zuletzt große Verluste angehäuft. Schon im vergangenen Sommer war deutlich geworden, dass IHC dringend frisches Kapital braucht. Ein straffes Programm und frisches Kapital sollten die Wende bringen. Offenbar hat das nicht gereicht. 2018 sei ein schwieriges Jahr gewesen, hieß es. Aufgrund von Kostenüberschreitungen bei einer Reihe anspruchsvoller Projekte belief der Verlust schließlich auf 80,6 Mio. €. Zur 2019er-Bilanz gibt es bislang keine konkreten Details.

Die Kostenüberschreitungen basieren nach offiziellen Angaben vor allem auf Verträgen, die in der Krisenzeit zwischen 2015 und 2017 zu niedrigen Preisen abgeschlossen worden waren. Weil diese Projekte aber nun in der Endphase seien, zeiget man sich zuversichtlich. IHC hatte in den letzten Jahren einige prestigeträchtige Aufträge erhalten, vor allem in Spezialsegmenten wie im Baggerbau. Auch im U-Boot-Bau will man künftig mitmischen, eine entsprechende Kooperation war mit der französischen Naval-Gruppe vereinbart worden.

In der Stiftung Continuiteit IHC haben sich HAL Investments, Ackermans & van Haaren, MerweOord und Huisman zusammengeschlossen, »um das Wissen und die Expertise der Royal IHC für das niederländische maritime Cluster zu erhalten«.

Auch der niederländische Staat ist in der Stiftung vertreten. Die Rekapitalisierung wurde mit der Unterstützung des bestehenden Bankenkonsortiums von Royal IHC, der Ministerien für Wirtschaft & Klima und Finanzen sowie des Kreditversicherers Atradius Dutch State Business abgeschlossen.

Wechsel im Aufsichtsrat

Mit dem Abschluss der Transaktion gibt es zudem Anpassungen im Aufsichtsrat, zwei neue Mitglieder wurden ernannt. Menno Snel, der ehemalige Staatssekretär für Finanzen, wird im Namen des Staates einen Sitz einnehmen, ab dem 1. Juli wird Frank Verhoeven, ehemaliges Vorstandsmitglied von Boskalis, im Namen der Stiftung Mitglied.

Wie geplant wird Gerben Eggink die Werft als Interim-CEO leiten, »mit dem Ziel, IHC wieder zu einer profitablen Organisation zu machen.« Weitere Angaben über die Dauer des Engagements machten die Partner auch jetzt nicht.

Eggink selbst sagte: »Es ist positiv, dass wir diese Vereinbarung in kurzer Zeit abschließen konnten. Es ist nun wichtig, hart an der Rentabilität dieses Unternehmens zu arbeiten und gleichzeitig das hohe Qualitätsniveau aufrechtzuerhalten. Mit der Stiftung als neuem Eigentümer und den Veränderungen im Aufsichtsrat haben wir eine starke Führungsstruktur, eine unverändert starke Wettbewerbsposition und damit eine hervorragende Ausgangsposition für die Zukunft.«

Eggink tritt die Nachfolge von Dave Vander Heyde an. Er war in der Vergangenheit unter anderem CEO bei der Gardline Group und dem Schlepper-Unternehmen Smit Lamnalco. Paul van der Harten wurde bereits im April zum Finanzchef ernannt, er war zuletzt bei AEG Power Solutions und hatte verschiedene Finanzpositionen bei OMV und Royal Dutch Shell inne. Dem Verwaltungsrat gehört auch Chief Transformation Officer Gert-Jan Antvelink an.