Foto: Wikimedia Commons / Jonn Leffmann
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Im Golf von Guinea bekommen die Staaten die Piraterie nicht in den Griff. Jetzt wurde offenbar ein Schiff in die Kette gelegt, das in kriminelle Aktivitäten verwickelt sein soll. Es ist hierzulande gut bekannt: gebaut und einstmals betrieben in Deutschland.

[ds_preview]Der Branchendienst Dryad berichtet aktuell, dass das Passagierschiff »Hawa III« von den Behörden von Gabun festgehalten wird. Grund für den Arrest sei der Verdacht auf Beteiligung an schwerer Seekriminalität und Piraterie. Weitere Details zu möglichen Verwicklungen sind bislang nicht offiziell verkündet worden.

Kennern der deutschen Schiffbau- und Passagierschifffahrtsgeschichte dürfte die »Hawa II« nicht unbekannt sein. Sie wurde 1969 gebaut, und zwar auf der Husumer Schiffswerft. Zunächst fuhr sie für eine schwedische Reederei als »Malmö«, später wurde sie an die Hamburger Reederei Hadag verkauft, 1975 übernahm die Flensburger Förde-Reederei das knapp 60 m lange Schiff. Fortan fuhr es unter dem Namen »Seemöwe II«. Nach einem Umbau auf der Lindenau-Werft in Kiel folgten weitere Einätze, bis der »Oldie« schließlich zurück nach Schweden verkauft wurde, wo er danach als »Saga Lejon« betrieben wurde.

Vor drei Jahren wurde die Fähre aussortiert und nach Westafrika abgegeben. Als »Hawa II« verkehrte sie fortan zwischen Lomé und Libreville mit gelegentlichen Anläufen in Nigeria.

Einsatz im Schmuggel?

Laut dem Dryad-Report liegt das Schiff derzeit im Hafen von Libreville: »Analysen deuten darauf hin, dass das Schiff am Morgen des 15. Juni aus Lomé in Gabun eingetroffen ist.«

Im Golf von Guinea sind zumeist nigerianische Piraten für Attacken auf Handelsschiffe verantwortlich. Die Piraterie mischt sich in der Region allerdings noch immer mit anderen kriminellen Machenschaften, vor allem Schmuggel, bei dem kleine und ältere Schiffe eingesetzt werden. In den vergangenen Monaten verschärfte sich die Situation allerdings, als vermehrt Seeleute entführt und an Land verschleppt werden.

Auch die Nachbarstaaten von Nigeria sind von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert. Zwischen Januar und Juni 2020 gab es vier Entführungsfälle vor Gabun.


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