Spirit of Discovery im Dock der Meyer Werft
Foto: Meyer Werft
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Die von der Coronakrise stark betroffene Meyer Werft verhandelt über einen Not-Kredit des Bundes. Dem Vernehmen nach soll es um 200 Mio. € gehen.

Für Mai und Juni ist auf der Meyer Werft in Papenburg [ds_preview]Kurzarbeit angesagt. Außerdem plant die Geschäftsleitung zwei mehrwöchige Produktionspausen und verhandelt mit dem Betriebsrat über eine spätere Auszahlung des Urlaubsgeldes. Ziel ist es, dass bestehende Auftragsbuch zu strecken, um Stornierungen von Neubauten zu vermeiden.

Zur Überbrückung der Krise und zur Sicherung der nötigen Liquidität braucht die Werft darüber hinaus offenbar finanzielle Unterstützung. Das Land Niedersachsen hat Hilfe zugesagt. Auch der Bund prüft derzeit Unterstützungsmaßnahmen, die über das Sonderprogramm der KfW oder den sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds gezahlt werden könnten. Das wurde sowohl vom Wirtschaftsministerium als auch von der Werft bestätigt. Nach einem Bericht des ARD-Magazins »Panorama« geht es um einen Kredit in Höhe von 200 Mio. €, dessen Auszahlung bereits beschlossen sein soll.

Die Kreuzfahrt war mit Ausbruch der Corona-Pandemie weltweit zum Erliegen gekommen. Zum Teil sind Reisen bis zum Jahresende gestoppt, was aus bestehenden Bestellungen von Neubauten wird, ist derzeit völlig unklar. Das trifft auch andere Unternehmen: Die MV Werften mit den drei Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund wollen sogar 600 Mio. € von der KfW, ist zu hören. Auch die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises ist dem Vernehmen nach in Berlin vorstellig geworden.

Werftchef Bernard Meyer hatte vor wenigen Wochen in einer Videobotschaft eine bedrohliche Situation für die Werft beschrieben. Angesichts der Corona-bedingten Krise in der Kreuzfahrtindustrie rechnet er mit schwierigen Jahren bis 2030, erst dann könnte sich die Situation wieder normalisieren. Daher würden alle Pläne und Prozesse überprüft, auch Arbeitsplätze stehen in der rund 3.000 Mitarbeiter zählenden Belegschaft auf der Kippe.

Auch die jüngsten Neubauten der Werft machen weiter Probleme. Die »Iona« für die britische P&O Cruises hätte bereits im Mai übergeben werden sollen. Nach einer ungeplanten Reparatur in Rotterdam ist das Schiff wieder zurück in Bremerhaven. Ein neuer Termin für die Übergabe der »Iona« steht noch nicht fest. Auch ein weiterer Neubau für Saga Cruises verspätet sich nach einem Schwelbrand während der Produktion.