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Die Coronakrise hat dem US-Kreuzfahrtgiganten Carnival, zu dem auch die deutsche Aida Cruises gehört, im zweiten Quartal einen Verlust von 4,4 Mrd. $ beschert.

Eine gut geölte Maschinerie ist zum Stillstand [ds_preview]gekommen. Statt jede Wochen Hunderttausende von Urlaubern über die Meere zu schippern, liegen weltweit 400 Kreuzfahrtschiffe beschäftigungslos auf.

Vor einem Jahr hatte Carnival zwischen April und Juni noch 451 Mio. $ verdient. Doch jetzt ist die mehr als 100 Schiffe zählende Flotte stillgelegt, die Kreuzfahrten wurden spätestens Ende Mai alle abgesagt. Ohne zahlende Gäste stand Ende Juni ein Verlust von -4,4 Mrd. $ inklusive Wertminderungen in den Büchern, vermutlich der größte Quartalsverlust, den ein Schifffahrtsunternehmen überhaupt jemals verbuchen musste.

Der Umsatz brach von 4,8 Mrd. $ auf 700 Mio. $ ein und das auch nur, weil noch im April einige Fahrten stattgefunden haben. Die Aussichten für das restliche Jahr sind mehr als trüb. Vorerst sind Kreuzfahrten bis in den Herbst hinein abgesagt, für einige Fahrtgebiete sogar bis 2021. Wann ein Normalbetrieb wieder möglich wird, vermag derzeit niemand zu sagen.

Noch ist die Liquidität bei der Carnival-Gruppe, zu der neben Aida auch Costa, Cunard oder P&O Cruises gehören, den Angaben zufolge gesichert. Demnach stehen insgesamt gut 7 Mrd. € an flüssigen Mitteln zur Verfügung. Das Unternehmen ist vor Wochen bereits unter den Rettungsschirm der US-Regierung geschlüpft, um sich frische Kredite zu sichern.

Auch Deutschland leistet direkte finanzielle Hilfe, indem Exportkredite für bereits gelieferte oder die 16 noch ausstehenden Neubauten ein Jahr lang gestundet werden. Das betrifft Zahlungsverpflichtungen von insgesamt rund 25 Mrd. €, hieß es. Der Löwenanteil daran entfällt auf die Meyer Werft. Ein Beispiel ist die für P&O Cruises gebaute »Iona«, deren Übergabe noch aussteht. Derzeit dümpelt sie in Bremerhaven an der Pier.

Carnival will nun möglichst viele Schiffe abstoßen, ist zu hören. Sechs Cruiser sollen beschleunigt ausgemustert werden, weitere Verkäufe sollen folgen. Die von der Bremerhavener Lloyd Werft 1996 abgelieferte »Costa Victoria« (75.000 BRZ) ist bereits nach Italien verkauft und soll künftig als Wohnschiff auf der Werft San Giorgio del Porto dienen. Mit 100 Mio. $ stand das Schiff noch in den Büchern, gezahlt wurden nur 25 Mio. $ und damit ein Viertel des eigentlichen Wertes.