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Es scheint paradox: Seit dem Ausbruch der Coronapandemie gibt es weniger Güter in den Häfen und auf Schiffen. Doch die Linienreedereien könnten mit Gewinnen aus der Krise kommen.

Seit dem Beginn der Coronakrise sind die Gütermengen [ds_preview]im Welthandel rückläufig. Um teilweise -25% sackten die Umschlagzahlen in den Häfen ab, die Linienreedereien sagten Hunderte Abfahrten ab, weil schlicht die Ladung fehlte. Dabei ist es ihnen aber offenbar gelungen, aus der Not eine Tugend zu machen.

Denn sie haben die Frachtraten, also die Erlöse pro transportierten Container, nicht nur stabil gehalten, sondern auf den wichtigen Fahrtgebieten zum Teil sogar steigern können. Statt der zunächst prognostizierten Milliarden-Verluste könnten sie am Ende, alle Spareffekte eingeschlossen, sogar mit Gewinnen aus der Krise kommen.

Auf 9 Mrd. $ könnten sich das Einnahmeplus letztlich summieren, schätzen die Analysten von SeaIntelligence. Vorausgesetzt, das Gütervolumen erholt sich weiter und die Reedereien verfallen in der zweiten Jahreshälfte nicht in eine Rabattschlacht. Noch zu Beginn der Pandemie gingen die Experten in einem »Worts Case«-Szenario von Verlusten von bis zu -23 Mrd. $ aus, hätten die Raten in etwa in dem Maße nachgeben wie nach der Finanzkrise 2008/2009. Dann wären auf einen Schlag sämtliche Gewinne der vergangenen acht Jahre (2012-2019) in Höhe von knapp 21 Mrd. $ aufgezehrt worden.

Doch wie schon im jüngsten HANSA Container-Flash nachzulesen, zeigen sich die Frachtraten seit Beginn der Krise krisenresistent und auf einem starken Niveau. Im FBX-Index von Freightos ging es zuletzt um 10% auf eine Durchschnittsrate von 1.767 $/FEU nach oben. Starken Zuwachs gab es dabei vor allem im Pazifik. Zwischen China und der US-Westküste liegt die Rate derzeit bei 2.464 $/FEU und damit um 76% höher als zur gleichen Zeit in 2019.

Auch der World Container Index (WCI) von Drewry stieg um 8,8% auf 1.866 $/FEU. Der WCI für acht Hauptrouten zwischen den USA, Europa und Asien liegt damit 229 $ über dem Fünf-Jahres-Wert (1.389 $/FEU).