Hyundai Merchant Marine, HMM Containerschiff
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Die kommenden Monate werden für die Containerschifffahrt spannender, als die schlimmsten Wochen der Covid-19-Pandemie. Zwar bleibt das Risiko bestehen, dass Teile der inaktiven Flotte im Kampf um Marktanteile reaktiviert werden, derzeit sieht es aber nicht so aus. Wohin bewegt sich der Markt?

Während die Weltwirtschaft langsam wieder anläuft, zeigen die Märkte für Containerschiffe widersprüchliche Signale. Auf fast allen Handelsrouten scheint die Containerschifffahrt hinsichtlich der Auswirkungen auf die Nachfrage über das Schlimmste hinaus zu sein, wobei es laut des jüngsten Horizon-Monatsberichts von Maritime Strategies International keine Anzeichen dafür gibt, dass die Linienreedereien von einem Kurs des raschen und aggressiven Kapazitätsabbaus abweichen. Solche Kapazitätsentscheidungen würden zur Herausforderung, wenn die Welt aus der Flaute herauskomme, so der Bericht. Mit einer Handvoll Ausnahmen seien die Frachtmärkte gesund, während die Zeitchartereinnahmen ausnahmslos schwach seien

»Wir sehen wenig Grund zu der Annahme, dass in naher Zukunft die Frachtraten merklich sinken; der Anstieg der Spot-Raten im Transpazifikraum ist wahrscheinlich ein vorübergehendes Phänomen, aber in diesem Sinne scheinen Linienreedereien die Volumina auf den verschiedenen Handelsrouten eher zu unterschätzen als zu überschätzen«, sagt Daniel Richards, MSI-Containermarktanalyst.

»Strategien zur Gewinnung von Marktanteilen durch einzelne Linienreedereien bleiben eine Risikoquelle, aber die bisherigen Anzeichen der Krise deuten darauf hin, dass Unterbietungsaktivitäten keine attraktive Strategie für die großen Linienreedereien sind«, so Richards weiter.

»Kommende Quartale mit größerer Unsicherheit behaftet als die letzten Monate«

Die Sparmaßnahmen der Linienreedereien haben jedoch zu einem Anstieg der Zahl der nicht inaktiven Schiffe (zusätzlich zu den in Reparaturwerften gebundenen Schiffen) geführt. Im letzten Monat hatte dies nach Aussage von MSI endlich die erwarteten Auswirkungen auf die Einnahmen der Reedereien. Während das Marktniveau Mitte Juni für die meisten Bezugsgrößen wahrscheinlich die Talsohle darstelle, werde die Erholung in der zweiten Jahreshälfte wohl nur langsam kommen.

»In gewisser und subtiler Hinsicht sind die kommenden Quartale mit größerer Unsicherheit behaftet als die letzten Monate; im Vergleich zu den offensichtlichen Auswirkungen von Lockdowns ist die Geschwindigkeit, mit der sich Volkswirtschaften und Volumen in naher Zukunft erholen können, weit weniger klar«, sagt Richards. »Zwar gibt es einige positive erste Signale aus den USA in Bezug auf die Verbraucherausgaben (auch wenn diese durch die wachsende Zahl der COVID-19-Infektionen gedämpft werden), aber wir gehen davon aus, dass die Regionen, die nicht zu den Mainlane-Importregionen gehören, einem anhaltenden wirtschaftlichen Druck ausgesetzt sein werden, und in naher Zukunft dürften die innerasiatischen Volumina bei einer umfassenderen Erholung führend sein.«

Preise für Secondhand-Schiffe dürften weiter sinken

Auch auf der Angebotsseite gibt es nach Beobachtung von MSI vermehrt »Lebenszeichen«: »Die Schiffsablieferungen, vor allem an HMM, bleiben relativ lebhaft, und die Wiedereröffnung der Schiffsabwrackbetriebe hat im zweiten Halbjahr 2020 zu einem Anstieg des Verschrottungsvolumens geführt, das weit über die Aktivitäten im ersten Halbjahr 2020 hinausgehen wird«, so die Analysten.

Die Preise für Secondhand-Schiffe hingegen dürften bei nahezu ausbleibenden Verkäufen und wenig Aktivität auf Maklerseite weiter sinken, aber da die Verkaufsvolumina im zweiten Halbjahr 2020 steigen, gehen wir davon aus, dass die Verkaufswerte sowohl bei ›erzwungenen‹ als auch ›nicht erzwungenen‹ Transaktionen sinken werden.«