Reederband, Digitalisierung, Hartmann, VDR
VDR-Präsident Alfred Hartmann (Quelle: Hartmann AG)
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Die deutschen Reeder begrüßen die Pläne der Bundesregierung für die EU-Ratspräsidentschaft. Gleichzeitig erhofft man sich klare Signale in Richtung der maritimen Branche.

[ds_preview]»Die deutsche Seeschifffahrt ist bereit, die Bundesregierung bei ihren Zielen mit Nachdruck zu unterstützen«, erklärte heute Alfred Hartmann, Präsident beim Verband Deutscher Reeder (VDR). Der Leeraner Unternehmer fügte allerdings eine Einschränkung an: »Dazu müssen die Schifffahrtsunternehmen in Deutschland und in Europa wirksam dabei unterstützt werden, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können – gerade angesichts der Corona-Pandemie.«

Deutschland übernimmt morgen offiziell turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft. Berlin hat die Amtszeit unter das Motto »Gemeinsam. Europa wieder stark machen« gestellt und sich die Bewältigung der Corona-Folgen, aber auch Klimaschutz, Innovationsförderung und Europas Rolle in der Welt als Schwerpunkt gesetzt.

Hartmann erneuerte den viel besprochenen Wert der Schifffahrt: »Die Wirtschaft und die Menschen auf unserem Kontinent sind zentral auf den Handel über die Weltmeere angewiesen: Schifffahrt sichert die Versorgung, auch jetzt in Corona-Zeiten. Deutschland sollte seine Ratspräsidentschaft nutzen, die Bedeutung unserer Industrie für ein starkes und unabhängigeres Europa herauszuheben.«

»Nicht mehr aber auch nicht weniger«

Der VDR-Präsident verwies darauf, dass »vier von zehn Schiffen« auf der Welt von europäischen Reedern gesteuert werden. 685.000 Beschäftigte in Europa, darunter 555.000 Seeleute, seien daran beteiligt, dass Europa und die Welt mit Rohstoffen oder Lebensmitteln versorgt bleiben. Laut Hartmann trägt die Schifffahrt jährlich 149 Mrd. € zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei.

IMO, Regulierung
Foto: IMO

Eine Sonderrolle fordert Hartmann dennoch nicht, die Branche solle von nationaler, aber auch europäischer Förderung und Unterstützung profitieren dürfen, etwa über die Europäische Investitionsbank: »So wie andere Industrien – nicht mehr, aber auch nicht weniger.« Von der Bundesregierung erwartet er, dass sie mit dazu beiträgt, dass die Versorgung des Kontinents nicht von staatlich beeinflussten Schifffahrtsunternehmen von außerhalb abhängig wird.

Auch bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO in London brauche die Branche eine »verhandlungsstarke und diplomatisch versierte Europäische Union«. Die Mitgliedsstaaten der EU sollten dort auch helfen, den von der Schifffahrt eingebrachten Forschungs- und Entwicklungsfonds schnell Wirklichkeit werden zu lassen. Regionale Sonderwege etwa in der EU sollten hingegen vermieden werden, weder Schifffahrt noch Treibhausgase würden an nationalen Grenzen halt machen. »Deshalb kann ein umfassender und nachhaltiger Klimaschutz nur global erfolgen.«

Wasserstoff im Fokus

Europa sollte nach Ansicht der deutschen Reeder bevorzugt erheblich in die Forschung und Entwicklung neuer Brennstoffe investieren. Und weiter: »Beim Klimaschutz, aber auch darüber hinaus bei der Innovationsförderung etwa bei der Digitalisierung, sollte die EU, angetrieben von Deutschland, zum weltweiten Exzellenz-Cluster werden«. Hartmann verwies dabei insbesondere auf die jüngst verabschiedete nationale Wasserstoff-Strategie, die ein wichtiger Schritt sei, um auch in der Schifffahrt den erforderlichen Brennstoff der Zukunft zu finden.