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Corona und Crews – kaum ein Thema bewegt die Schifffahrt und vor allem das Leben und Arbeiten an Bord derzeit mehr[ds_preview] als die Auswirkungen der Pandemie auf Reisen und Ablösungen, Das gilt natürlich auch für das Flaggenregister von Liberia. Bei LISCR Deutschland läuft allerdings auch das »normale« Neugeschäft wieder beziehungsweise weiter.

Merle Stilkenbäumer, Geschäftsführerin von LISCR Deutschland in Hamburg geht davon aus, dass die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf den Handel sowie auf die Arbeit an Bord und an Land noch »mindestens bis Jahresende« ein wichtiges Thema sein werden. Dazu gehörten Fragen des Crew-Wechsels aber auch die Verschiebungen von Neubau-Ablieferungen.

»Für uns ist ein Fokus, die Änderungen, die wir kurzfristig möglich gemacht haben, jetzt auch in langfristige Prozesse zu integrieren. Zum Beispiel sollten ›im Kleinen‹ Video-Konferenzen normaler werden«, sagte Stilkenbäumer jetzt per Videochat bei einem virtuellen Redaktionsbesuch zur »Blattkritik« bei der HANSA. Man arbeite derzeit sehr viel von zuhause, auch müsse kein Kunde mehr persönlich zu LISCR kommen: »Transaktionen können bei uns komplett elektronisch gemacht werden, wenn es sein muss auch mit einer Anerkennung von Unterschriften per Video. Das ist ein großer Schritt.«

Für Stilkenbäumer und ihr Team ist es »wahnsinnig wichtig«, dass Crew-Wechsel wieder möglich werden. Zunächst lag der Fokus in der Corona-Krise darauf, dass Seeleute länger an Bord bleiben können, mittlerweile ist die Frage der Ablösung wichtiger. Sei zum Beispiel ein Seemann krank, berge es große Gefahr, lange an Bord zu bleiben. Auch die Situation in den Heimatländern sei schwierig, wo viele Seeleute warten, wieder losgeschickt zu werden. LISCR müsse Reedern helfen, Seeleute von Bord zu holen.

Im Einzelfall ist es möglich, auf diplomatischem Wege Absprachen mit Hafenstaaten zu ermöglichen, wenn es aufgrund von Krankheiten Notfälle gibt. Das ist allerdings eher der kleinere Teil. Mehr Aufwand betreiben die Flaggen-Experten bei der Arbeit auf IMO-Ebene, etwa zusammen mit der Gewerkschaft ITF und dem internationalen Reederverband ICS. Dort tritt man dafür ein, Lösungen zu finden, wie Crew-Wechsel ermöglicht werden können, etwa mit welcher Airline und über welches Drehkreuz. Stilkenbäumer macht deutlich, dass Kunden mit solchen Forderungen sehr früh deutlich an das Register herangetreten sind.

Zu Jahresanfang war noch die neue Regulierung zum Schwefelgehalt im Abgas (»IMO 2020«) ein großes Thema. Es ging dabei allerdings nach Angaben der Geschäftsführerin weniger um die Verfügbarkeit von Kraftstoffen als um die Funktionalität von Scrubbern und um deren Installation. Mittlerweile ist das alles aber in den Hintergrund getreten, nicht zuletzt weil viele Installationen verschoben werden mussten.

75 bis 80% der Arbeit bei LISCR entfallen derzeit auf die Auswirkungen der Corona-Krise. Wichtig und erfreulich sei jedoch, dass auch normales Neugeschäft gemacht, Schiffe registriert, Flaggenwechsel durchgeführt würden. »Das Geschäft war zuletzt on hold. Ich habe aber das Gefühl, dass wir mittlerweile über den Punkt hinaus sind«, so die Managerin.

Mittelfristig wird ihrer Ansicht nach der Fokus wieder auf das Thema Umwelt wechseln. Es gibt viele Herausforderungen, mit denen sich Reeder beschäftigen müssen. Eine wichtige Frage sei: Wie geht man mit älterer Tonnage um, wo machen Nachrüstungen noch Sinn?