Print Friendly, PDF & Email

Die Hamburger Schleppreederei Fairplay Towage will mit einer Expansion nach Spanien ihre Marktanteile sichern. Denn der Wettbewerb ist nach der Übernahme von Kotug Smit durch Boluda noch einmal schärfer geworden, schreibt Krischan Förster

Schon bei der Übernahme von Bugsier vor knapp drei Jahren hatte Fairplay-Geschäftsführer Walter Collet seine Ambitionen offengelegt, in spanische[ds_preview] Gewässer zu expandieren. Dies ist jetzt nach einer lange Vorlaufzeit auf den Kanaren endlich gelungen. Ausgerechnet im Heimatmarkt des Hauptkonkurrenten Boluda, der seinerseits seine Position in Europa weiter ausbaut.

Nach dem Kauf der URAG und von Lütjen & Reimers 2017 hatte die Boluda-Gruppe im August vergangenen Jahres auch die Übernahme von Kotug Smit festgemacht und die ohnehin schon stattliche Präsenz in Nordeuropa weiter ausgebaut. 300 Mio. € war den Spaniern das ehemalige Joint Venture von Boskalis und Kotug wert. Dazu gehörten 67 Schlepper in wichtigen europäischen Häfen wie Rotterdam, Terneuzen und Vlissingen, Liverpool, London Gateway und Southampton sowie Zeebrugge, Gent und Antwerpen. Insgesamt umfasst die Flotte damit nun mehr als 300 Schlepper in 90 Häfen.

Aus vier mach drei

In der Nordrange sind damit de facto nur noch drei ernsthafte Wettbewerber übrig geblieben, in einigen Häfen sogar nur noch zwei. Neben Boluda sind das Svitzer (als Maersk-Tochter) und vor allem die Hamburger Fairplay Towage, die ihrerseits mit der Übernahme von Bugsier gewachsen ist, mit einer Flotte von rund 100 Schiffe aber nur ein Drittel so groß ist wie Boluda.

»Der Kostendruck bleibt immens, sagt Fairplay-Geschäftsführer Walter Collet. »Geld verdient im Hafenschleppgeschäft derzeit niemand.« Umso wichtiger ist es, die eigene Marktposition zu festigen oder auszubauen. Fairplay hat mit der jüngst errungenen Präsenz auf den Kanaren immerhin einen Konter zur Expansion von Boluda nach Nordeuropa gesetzt. Im März gab es die ersehnte und hart erkämpfte Lizenz. Sie eröffnet nicht nur den Zugang zu den Häfen auf den Kanaren, sondern auch zum Offshore- Geschäft vor Westafrika. »Das war ein harter Kampf«, berichtet Collet.

Zwei Anträge waren zunächst zurückgewiesen worden, erst im dritten Anlauf klappte es, nachdem Fairplay auf Verlangen der Behörden zusichern musste, Voith-Schlepper unter spanischer Flagge und mit spanischen Besatzungen zum Einsatz zu bringen.

Neue Hürden auf den Kanaren?

Seit Mitte März operieren vier Schiffe der Fairplay-Tochter Odiel Towage von Las Palmas auf Gran Canaria aus. Zwei Schiffe stammen aus der Flotte von Bugsier, zwei Einheiten, darunter der einzige ASD-Schlepper seien in Italien und von der Lübecker Reederei L. Johannsen eingechartert worden.

Die ersten Einsätze seien erfolgreich verlaufen, »erstmals haben die Kunden jetzt eine Wahlmöglichkeit«, sagt Collet. Der Wettbewerber heißt – Boluda. Wie es aussieht, wollen sich die Spanier noch längst nicht damit abfinden, dass die Hamburger in ihr heimisches Revier eindringen. Die nächste Pokerrunde um die begehrten Aufträge ist bereits eröffnet worden.

»Es gibt Versuche, die Lizenzbedingungen erneut zu ändern«, berichtet der Fairplay-Chef. Demnach werde diskutiert, eine Flotte von insgesamt neun Schleppern vorzuschreiben. Auch Fairplay müsste aufstocken, ein Überangebot wäre die Folge. Für Collet ist dies ein weiterer Versuch, ihn aus dem Markt zu drängen. »Wir werden die Entwicklung sehr genau beobachten. Notfalls werden wir dagegen juristisch vorgehen.«

Für Fairplay sollen die Kanaren dagegen nur der Einstieg ins Schleppgeschäft in Südeuropa sein. Als nächstes könnte das spanische Festland folgen, Valencia und Algeçiras sind vom Volumen her die beiden interessanten Häfen. Konkretes gibt es aber noch nichts zu vermelden«, sagt Collet.

Mehr als 100 Einheiten

Nach der Fusion der beiden Hamburger Traditionsunternehmen Fairplay und Bugsier ist die Gruppe ein Schwergewicht am europäischen Schlepper-Markt mit mehr als 100 Schleppern in den Häfen zwischen Gdansk (Ostsee) und Antwerpen (Nordsee). Außerdem ist das Unternehmen in der Öl- und Gasindustrie aktiv. Im öffentlichen Auftrag betreibt die Reederei Küstensicherungsschlepper in Deutschland und über die 50% Beteiligung Multaship in den Niederlanden sowie verschiedene Ölbekämpfungsschiffe an den Küsten.

Kaum Entwicklungsmöglichkeiten sieht Collet derzeit in der Nordrange oder in der Ostsee. Dort sind die Marktanteile weitestgehend vergeben. In den umschlagstarken Westhäfen hat Fairplay über einen Anteil von 20-30%. Während sich Boluda dort auf die Containerschifffahrt konzentriere und zum Beispiel an den Terminals der Rotterdamer Maas­vlakte II quasi eine Monopolstellung habe, sei Fairplay vor allem abseits dieses Massengeschäfts unterwegs. »Damit kommen wir auch gut zurecht«, so Collet.

Deutsche Häfen umkämpft

In den deutschen Häfen ist das Bild unterschiedlich. In Bremerhaven ist man in etwa so groß wie Boluda und Svitzer, in Wilhelmshaven ist Fairplay der Platzhirsch, in Hamburg mit rund 40% nur die klare Nr. 2 hinter Boluda einschließlich Kotug.

Die Konsolidierung im europäischen Schleppgeschäft mag abgeschlossen sein, »aber eine Marktberuhigung ist noch nicht eingetreten«, sagt Collet. Der Kampf um die Kunden wird vor allem über den Preis ausgefochten, in den umkämpften Häfen wird das Angebot schon mal »subventioniert«, um den eigenen Marktanteil zu sichern oder auszubauen. »Einigeln« gilt aber nicht, »wir werden unsere Anteile verteidigen«, sagt Collet und schiebt eine Kampfansage in Richtung Spanien hinterher. »Wer gegen uns austeilt, bekommt es mit gleicher Münze zurück.« Wie in Spanien.

Fairplay sei als Unternehmensgruppe längst nicht mehr so auf das Hafen-Schleppgeschäft angewiesen wie noch vor vier, fünf Jahren, sagt der Fairplay-Chef. Andere Geschäftsfelder laufen deutlich besser. So wie die Offshore-Aktivitäten, die mit Bugsier dazugekommen sind. Oder die Notfallschlepper und Ölbekämpfungsschiffe, die Fairplay im Auftrag des Bundes und der Länder an den deutschen Küsten in Nord- und Ostsee betreibt. Das ist ein hoch spezielles Nischengeschäft. »Wir haben dafür deutsche Besatzungen mit dem entsprechenden Know How vor Ort. Das macht es für Außenstehende schwer, in diesen Markt vorzustoßen.«


Krischan Förster