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2017 sorgte die Übernahme der Münchner Conti-Gruppe durch Claus-Peter Offen

für Schlagzeilen. Die Jubiläumsfeier zum 50. Bestehen fällt wegen der Corona-Krise aus,

die Perspektiven aber sind trotz einer verkleinerten Flotte gut.

Noch in den Nachwehen der weltweiten Finanz- und Schifffahrtskrise galt die Conti-Gruppe als ein gut geführter Fondsinitiator, der über[ds_preview] KG-Fonds in Schiffe investiert und zeitweise auch als Reederei agiert hatte. Doch die fünf Gründerfamilien hatten aufgrund der anhaltend schwachen Chartermärkte das Interesse an der Schifffahrt verloren – und suchten nach einem Käufer. Einige Hamburger Schwergewichte wie MPC Capital oder die Döhle-Gruppe sollen interessiert gewesen sein, hatten seinerzeit aber das Nachsehen. Das Rennen machte am Ende Claus-Peter Offen. Bereut hat er es nicht. »Die Conti ist bis heute ein erfolgreiches Unternehmen, das schwarze Zahlen schreibt«, sagt er gegenüber der HANSA.

50 Jahre alt wird die 1970 gegründete Conti jetzt, das Jubiläum sollte eigentlich gefeiert werden. Doch die Corona-Krise machte alle Pläne zunichte. »Nächstes Jahr wird unsere Reederei auch 50 Jahre alt, dann feiern wir das eben zusammen«, sagt Claus-Peter Offen, ein Grandseigneur der Hamburger Schifffahrtsszene. Auch er hatte sein Unternehmen in den 1970er-Jahren gegründet und ist bis heute einer der größten Trampreeder in der weltweiten Containerschifffahrt.

Mit dem Kauf der Conti vor drei Jahren setzte Offen ein Ausrufezeichen im laufenden Konsolidierungsprozess unter den deutschen Reedereien. Er erhielt eine fahrende Flotte von 57 Schiffen, darunter 30 Container-Carrier mit insgesamt 208.000 TEU, 17 Bulker sowie acht Produktentanker. Ausgenommen von der Übernahme blieb die Reederei NSB aus Buxtehude, an der die Conti-Gesellschafter eine Beteiligung von 45% behielten. Der Unternehmenssitz der Conti wurde von München nach Hamburg verlagert, der Name aber ist geblieben und bis heute ein eigenständiger Bestandteil der Hamburger Offen Group. »So soll es auch bleiben«, bekräftigt Offen. Die verkleinerte Flotte zählt heute noch 27 durch KG-Fonds finanzierte Schiffe. Zudem wird eine aus elf Schiffen bestehende Flotte für institutionelle Investoren betreut.

Vor allem die Containerfrachter mit weniger als 5.000 TEU wurden nach und nach verkauft. »Sie waren angesichts der Marktlage kaum adäquat zu beschäftigen«, sagt Conti-Geschäftsführer Birger Meyer. Der gebürtige Hamburger war ab 2006 in München dabei, hat den Umzug an die Elbe organisiert und steht heute an der Spitze dieses Unternehmensteils.

Im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung. Die Nachfrage nach der verbliebenen Kernflotte von Schiffen mit 5.600 TEU bis 8.000 TEU, die sowohl von Offen selbst als auch vom langjährigen Partner NSB bereedert werden, sei gut. »Wir glauben an die mittel- und langfristigen Perspektiven für diese Schiffsgrößen, da kaum Neubauten in den Auftragsbüchern der Werften stehen«, so Meyer. Denn solche Schiffe würden von den Linienreedereien für die klassischen Nord-Süd-Dienste benötigt.

Mit im Paket bei Conti war auch eine Mehrheitsbeteiligung (67,5%) an der Bremer Bereederungsgesellschaft (BBG) mit einem Bereederungsbestand von knapp 30 Bulkern. Sie entpuppten sich zuletzt eher als Sorgenkinder, weil sie sich in einem schwierigen Marktumfeld mit zuletzt wieder einbrechenden Raten bewegten.

Die mit dem Conti-Bestand übernommenen Produktentanker erlebten dagegen, auch zur Überraschung von Marktexperten, zuletzt einen unerwarteten Aufschwung. Nach vielen mageren Jahren werde die Tankerflotte demnächst schuldenfrei sein und anschließend Liquiditätsüberschüsse erwirtschaften, heißt es.

Die Aufgaben innerhalb der Hamburger Schifffahrtsgruppe sind klar verteilt. Claus-Peter Offen hatte zuletzt angekündigt, sich ganz auf die Rolle des Schiffseigners für Containertonnage konzentrieren zu wollen und das Third-Party-Management aufzugeben. Die Conti mit jetzt noch 18 Mitarbeitern im Hamburger Innenstadt-Kontor agiert in erster Linie als Asset-Manager. Neue Schiffsfonds werden schon lange nicht mehr aufgelegt.

Die Befrachtung der Containerschiffe und Bulker übernimmt traditionell der Hamburger Schiffsmakler Carl Bock & Co., an dem Offen Anteile hält. Die Tanker fahren in renommierten Befrachtungspools. Das technische Management für die jüngeren Containerschiffe liegt bei der Reederei CPO in Hamburg, die übrigen Containerschiffe und Tanker werden von der Reederei NSB betreut. Die BBG managt die Bulker.

Im Portfolio gibt es zudem nach wie vor einige Exoten wie die Schaufelraddampfer der Sächsischen Dampfschiffahrt in Dresden und das Hochsee-Kreuzfahrtschiff »Hamburg« des Bremer Reiseveranstalters Plantours, die ehemalige »Columbus« von Hapag-Lloyd Cruises.


Krischan Förster