Remi-Eriksen-DNV-GL
Remi Eriksen CEO von DNV GL (Foto: DNV GL)
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Die Auswirkungen von COVID-19 auf Wirtschaft und Verhalten werden den weltweiten langfristigen Energiebedarf erheblich reduzieren, heißt es in einer neuen Studie der Klassifikationsgesellschaft DNV GL.

Verglichen mit der Vorpandemie-Prognose von DNV GL wird die von der Menschheit[ds_preview] im Jahr 2050 benötigte Energiemenge um 8% niedriger sein. Energieeffizienz bleibt die wichtigste Triebkraft für die Senkung des weltweiten Energiebedarfs, obwohl die geringere Wirtschaftsleistung nach der COVID-19-Pandemie die Nachfrage zusätzlich bremst. Nachhaltige Verhaltensänderungen im Hinblick auf Reise-, Pendler- und Arbeitsgewohnheiten werden der Studie zufolge ebenfalls den Energieverbrauch senken und die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen aus dem Verkehrssektor sowie der Eisen- und Stahlproduktion verringern.

»Wir befinden uns immer noch an einem kritischen Punkt. Wir verfügen im Grunde genommen über die Technologien, um die Ziele von Paris zu erreichen, aber wir brauchen eine intelligentere Politik, um diese Technologien viel schneller zu skalieren. COVID-19 hat enormes menschliches Leid verursacht, hat uns aber gleichzeitig gezeigt, dass Maßnahmen schnell und in großem Maßstab umgesetzt werden können«, sagte Remi Eriksen, Group President und CEO von DNV GL. »Dies ist eine Chance, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen. Regierungen und internationale Regulierungsinstitutionen müssen diese Gelegenheit nutzen, um einen nachhaltigen Einfluss auf die Dekarbonisierung zu nehmen.«

»Müssten Rückgang der Emissionen, den wir 2020 erleben, von nun an jedes Jahr wiederholen«

Die Energienachfrage im Verkehrssektor werde aufgrund des Abschwungs im Luftfahrtsektor und aufgrund veränderter Pendelgewohnheiten, da die Menschen mehr von zu Hause aus arbeiten, niemals das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Im Gegenzug werde der energieintensive Prozess der Eisen- und Stahlproduktion durch eine geringere Nachfrage nach Büroraum beeinträchtigt werden.

Angesichts der früher als erwartet einsetzenden Erdölproduktion und des anhaltend raschen Rückgangs des Kohleverbrauchs zeigt die Prognose von DNV GL, dass die CO2-Emissionen höchstwahrscheinlich bereits 2019 ihren Höhepunkt erreicht haben. Doch selbst mit den hinter uns liegenden Emissionsspitzen und einer flachen Energienachfrage bis 2050 sei der Energiewandel noch lange nicht schnell genug, um das Pariser Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten, so DNV GL. »Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten wir den Rückgang der Emissionen, den wir 2020 erleben, von nun an jedes Jahr wiederholen«, heißt es.

Die Auswirkung von Covid-19 auf die Energienachfrage bringt der Menschheit nur ein weiteres Jahr »zulässiger« Emissionen, bevor das 1,5-Grad-Ziel erschöpft ist (im Jahr 2029) und ein paar Jahre, bevor das 2°C wärmende Kohlenstoffbudget erschöpft ist (im Jahr 2050), so die Klassifikationsgesellschaft.

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»Die Schwere der Klimakrise ist immens, aber wir haben alle Instrumente, um eine nicht nachhaltige globale Erwärmung zu verhindern. Unternehmen und Regierungen müssen jetzt handeln. Jetzt brauchen wir mehr denn je Technologie und die Skalierung der Technologie, um die Einführung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzmaßnahmen sowie die Einführung der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung im industriellen Maßstab und die Nutzung alternativer Brennstoffe zu beschleunigen«, sagte Eriksen.

Der vollständige Energy Transition Outlook von DNV GL wird am 9. September 2020 veröffentlicht.