Rotterdam Gate, LNG
© Port of Rotterdam
Print Friendly, PDF & Email

Im Rotterdamer Hafen hat die Covid-19-Pandemie in der ersten Hälfte des Jahres 2020 auf die Umschlagbilanz gedrückt. Im Containerumschlag haben die Niederländer 3,3 % eingebüßt.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 erzielte [ds_preview]der Hafen von Rotterdam einen Umschlag von 218,9 Mio. t. Das ist 9,1 % weniger als der Rekordumschlag in der ersten Hälfte des Jahres 2019. Trotz den Störungen durch die Covid-19-Pandemie für Wirtschaft, Produktion und Logistik blieb der Hafen von Rotterdam zu 100 % betriebsfähig. Die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 sind der wichtigste Grund für den Rückgang bei den Umschlagmengen.

Im Gesamtumschlag ist ein erheblicher Rückgang beim Umschlag von Kohle, Erzen und Mineralölprodukten, ein geringfügiger Rückgangs beim Containerumschlag und eine Zunahme des Umschlags von Biomasse und LNG zu verzeichnen.

Umschlagmenge im zweiten Quartal weniger ungünstig als erwartet

Der Umsatz stieg um 0,7 % auf 360,4 Millionen €. Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit sank um 4,8 % auf 128,4 Mio. €. Die gesunde finanzielle Lage des Hafenbetriebs ermögliche anhaltend hohe Investitionen (die Brutto-Investitionen betrugen 136,4 Mio. €) unter anderem in die Theemswegtrasse, die Container Exchange Route und in die Maasvlakte Plaza, so Port of Rotterdam.

Allard Castelein, Geschäftsführer des Hafenbetriebs Rotterdam: »Die niederländische Wirtschaft und der Hafen von Rotterdam sind von der Entwicklung im Welthandel abhängig. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind weltweit spürbar. Es sollte daher nicht überraschen, dass das Umschlagvolumen in den vergangenen sechs Monaten deutlich geringer war als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.« Dabei sei positiv zu vermerken, dass die im zweiten Quartal realisierten Umschlagsmengen weniger ungünstig ausgefallen seien als zu erwarten war.

Container und Breakbulk

Beim Containerumschlag war ein Rückgang um 3,3 % im Vergleich zu 2019 (in TEU) zu verzeichnen, also 2,5 Mio. t weniger, weil die Linienreedereien bis zu  20 % aller Dienste im Mai und Juni eingestellt hatten. »Der Umschlagrückgang war ebenfalls weniger stark, was auf die gestiegenen Callsizes und zusätzliche Schiffe zurückzuführen ist, die Rotterdam angelaufen haben«, so der Hafenbetrieb. Die Menge an leeren Containern war deutlich geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, weil die Importe aus Asien zurückgegangen waren, bei gleichzeitigem Anstieg der Exporte.

Das Segment Breakbulk verzeichnete im ersten Halbjahr einen Rückgang um 11 %. Der RoRo-Umschlag sank um 12 %. Der größte Rückgang erfolgte zu Beginn des zweiten Quartals, als der Lockdown in meisten westeuropäischen Ländern in Kraft getreten war. Gegen Ende des Quartals nahm die Menge wieder zu.

Trockene Massengüter

Dry-Bulk-Umschlag betrug 30,8 Mio. t, 19% weniger als in der ersten Hälfte des Jahres 2019. Trockenmassengut macht 14 % des Umschlags im Rotterdamer Hafen aus. Volumenrückgänge gab es vor allem beim Umschlag von Eisenerz und Schrott (-22 %) sowie Kohle (-34 %).

Die Stahlwerke, die den Hafen von Rotterdam für die Erzversorgung nutzen, arbeiteten auf einem viel niedrigeren Produktionsniveau als normalerweise. Die Stahlnachfrage ging ab März infolge von Produktionsstillständen in der Automobilindustrie und im Baugewerbe stark zurück.

Ein niedriger Gaspreis sorge dafür, dass mehr Gas und weniger Kohle für die Energieerzeugung eingesetzt werde, so Port of Rotterdam. Hinzu kam eine Zunahme verfügbarer Windenergie durch die Wetterbedingungen und in der Folge eine geringere Ergänzung der Stromproduktion durch Kohlekraftwerke.

Biomasse nahm stark (+109 %) zu, was auf das weitere Wachstum der Mitverbrennung in Kraftwerken zurückzuführen ist.

Flüssige Massengüter

Es wurden 99,8 Mio. t flüssige Massengüter umgeschlagen, 10 Mio. t weniger als im ersten Halbjahr 2019, was einem Rückgang um rund 9 % entspricht. In Rotterdam sind 46 % des Umschlagvolumens flüssige Massengüter. Der Umschlag von Mineralölprodukten ging stark zurück (-22 %). Bei Rohöl war der Rückgang nur gering (-4 %), während beim LNG-Umschlag ein leichter Anstieg (+2,6 %) zu verzeichnen war. Der Umschlag von anderen flüssigen Massengütern blieb in der ersten Jahreshälfte auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.

Innerhalb der Kategorie Mineralölprodukte war hauptsächlich Heizöl vom Rückgang betroffen. Der Rohöl-Umschlag sank hauptsächlich infolge eines Nachfragerückgangs. Alle großen Raffinerien hatten daher mit einer geringeren Kapazitätsauslastung als üblich gearbeitet.

»Der Gaspreis ist durch die Covid-19-Pandemie noch weiter gesunken. Daher ist es attraktiv geworden, LNG (Flüssiggas) aus der Nordsee und dem Atlantischen Ozean für die Stromerzeugung in Europa zu nutzen«, erkärt Port of Rotterdam.

Ausblick: Gesamtumschlagsvolumen 2020 deutlich niedriger als 2019

Es besteht große Unsicherheit darüber, wie lange die Rezession dauern wird und wann wieder eine Erholung einsetzen wird. Die Erholung der Weltwirtschaft hängt stark davon, ob es eine so genannte zweite Welle von Virusinfektionen geben wird. Es stellt sich zudem die Frage, ob es der EU und dem Vereinigten Königreich gelingen wird, in den kommenden Monaten nach dem Brexit gemeinsam ein Handelsabkommen zu vereinbaren. Für den Rest des Jahres wird mit einer vorsichtigen Erholung der Wirtschaft gerechnet. Infolgedessen wird das Volumen im Hafen nicht weiter zurückgehen, aber es wird wahrscheinlich keine vollständige Erholung des Volumens geben. Daher wird das Gesamtumschlagsvolumen für das gesamte Jahr 2020 voraussichtlich deutlich niedriger ausfallen als 2019.