Emssperrwerk in Gandersum (Foto: WSV)
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Zur Halbzeit der umfangreichen Tests für die Tidesteuerung der Ems sind noch einige Fragen offen – vor allem für das Hafengeschäft. Ein neues Gutachten soll Klarheit schaffen.

[ds_preview]Der technische Test habe nach inzwischen vier Wochen »eine Fülle von ersten Erkenntnissen über die Auswirkungen auf den Fluss und umfangreiche Messdaten ergeben«, teilte die Organisation »Masterplan Ems« beim Amt für Regionale Landesentwicklung Weser-Ems heute mit. Insgesamt wurden 26 Tiden so gesperrt, dass das Tideniedrigwasser im Fluss oberhalb des Emssperrwerks in Gandersum einen Meter über den Pegelständen ohne Sperrung gehalten wurde.

Die Tidesteuerung auf der Ems gilt in der maritimen Branche als wichtiges Instrument für effiziente Abläufe, Nachhaltigkeit und die Schlick-Thematik im Fluss. Betroffen ist der Hafen Emden, aber auch die Meyer-Werft in Papenburg, die ihre zuletzt immer größeren Kreuzfahrt-Neubauten über die Ems zur Nordsee schleppt.

Die Tests

Hauptzweck des technischen Tests ist herauszufinden, wie die beiden Varianten »Tideniedrigwasseranhebung« und »Flutstromsteuerung« auf das Emssperrwerk wirken und praktische Erfahrungen zu sammeln. Begonnen wurde mit der Tideniedrigwasseranhebung. Auf der Grundlage, dass der technische Test den Hafenbetrieb in Emden nicht unzumutbar einschränkt – so auch in der Genehmigung des Tests verankert – kam es zu unterschiedlichen Steuerungssequenzen: getestet wurden die Sperrung mehrerer Tiden in direkter Folge, Sperrung und Nichtsperrung alternierend und mehrere Tiden nacheinander ohne Beeinflussung durch das Sperrwerk. Wichtiges Ergebnis: Die technischen Anlagen des Sperrwerks laufen einwandfrei.

Die Messwerte der Monitoring-Fahrten mit Messschiffen und der festen Güte-Messstationen an vielen Stellen des Flusses zeigen den Angaben zufolge bei erster Betrachtung, dass das System Ems deutlich auf die Steuerungen und auch die Aussetzungen reagiert. »Obwohl der technische Test noch keine optimierte Tidesteuerung darstellt, zeigt er trotzdem schon deutlich, dass sich durch die Steuerung weniger Schwebstoffe im Wasser und höhere Sauerstoffwerte erzeugen lassen«, heißt es. Genauere Aussagen lassen sich nach der wissenschaftlichen Auswertung treffen. Bestätigt sehen sich die Verantwortlichen durch Meldungen mehrerer Emsanrainer und Ems-Nutzer, dass der Fluss oberhalb des Sperrwerks zwischenzeitlich deutlich klarer geworden ist.

Hafengeschäft unterbricht Tests

Nach zwei Wochen mit relativ vielen Sperrungen wurden in der Woche ab 20. Juli alle Sperrungen ausgesetzt. Die Tideniedrigwasser lagen morgen und abends statt mittags und nachts, so dass sie durchweg in den Verladebetrieb des Emder Hafens fielen, der derzeit von 6 bis 22 Uhr erfolgt. Das Niedrigwasser im Emder Außenhafen fällt bei Sperrung rund 40 cm niedriger aus als normalerweise. Das führt zu Problemen mit den Verladerampen.

»Im Emder Außenhafen beginnt sich nach der Corona-Zwangspause der Hafenumschlag wieder zu normalisieren. Rückstände müssen aufgeholt werden, um die Wirtschaftskraft des Standorts Emden und der Region zu stützen. Ausfallzeiten für den Hafenumschlag sind daher zu vermeiden«, so die Organisation Masterplan Ems 2050 jetzt. Die zuvor stets möglichen Nachtsperrungen waren wegen der Tidezeiten in dieser Woche nicht zu realisieren. Voraussichtlich wird ab heute mit der zweiten Phase des Tests fortgefahren – geplant ist dann die Sperrung jeder zweiten Tide.

Besonders der Hafenumschlag in Emden rückt zunehmend in den Fokus der Beteiligten. Der bisherige Ablauf wird dazu führen, dass im Planfeststellungsverfahren für die dauerhafte Implementierung der Tidesteuerung technische Möglichkeiten ausgelotet werden, Tideniedrigwasseranhebung und Hafenumschlag im Außenhafen miteinander kompatibel zu machen. Dafür soll ein Gutachten zur Lösung von temporären Problemen bei Autoverladungen mit Rampen während der Tideniedrigwasseranhebung vergeben werden. »Die in enger und vertrauensvoller Kooperation von Bund, Land, Hafenbetreiber und Verladefirmen gewonnenen Erfahrungen während des Tests können dafür die Grundlagen liefern«, heißt es in der Zwischenbilanz.

Im weiteren Verlauf des Versuchs wird auch noch die zweite Tidesteuerungsvariante getestet: Die Flutstromsteuerung. Diese lasse die Tidewasserstände weitgehend unbeeinträchtigt, auch jene im Emder Hafen, benötigt für den Dauerbetrieb aber eine Erweiterung der Sohlsicherung am Emssperrwerk.