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Foto: Mission to Seafarers
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Der neueste Seafarers Happiness Index, der nun von The Mission to Seafarers veröffentlicht wurde, zeigt den Druck der COVID-19-Pandemie auf Seeleute. Von einer »Krise der psychischen Gesundheit« ist die Rede.

[ds_preview]Der Bericht zeigt den anhaltenden Verfall der Stimmung auf See, der weitgehend darauf zurückzuführen sei, dass viele Seeleute wegen der aktuellen weltweiten Reisebeschränkungen nicht nach Hause zurückzukehren können. Hohe Arbeitsbelastung, Angst vor dem Virus und ein vermeintlicher Mangel an COVID-19-Vorkehrungen an Bord von Schiffen verschärfen den Rückgang der Zufriedenheit. »Ohne sofortige Maßnahmen bestehen erhebliche Risiken für das geistige und körperliche Wohlbefinden der Besatzung und ein wachsendes Sicherheitsrisiko«, erklärt Mission to Seafarers.

Die jüngste Umfrage, die in Zusammenarbeit mit dem Shipowners’ Club und der Wallem Group durchgeführt wurde, analysiert die Erfahrungen von Seeleuten in der weltweiten Schifffahrt zwischen April und Juni 2020, dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie. Insgesamt ist die Zufriedenheit der Seeleute von 6,30 Punkten im ersten Quartal 2020 auf 6,18 im zweiten Quartal gesunken.

Kleinere Besatzungen, höherer Krankenstand, mehr Druck

Der jüngste Bericht zeigt, dass die Schiffe mit weniger Besatzung fahren, dass der Krankenstand an Bord zunimmt und der Druck größer wird, die Hygienestandards auf einem fast krankenhausähnlichen Niveau zu halten. »Die Forderungen, diese Standards zu erfüllen und gleichzeitig die soziale Distanzierung aufrechtzuerhalten, sind unerbittlich, und die Seeleute haben Mühe, sich an neue Richtlinien zu halten«, so ein Ergebnis der Befragung.

Diese Arbeitsbelastung fordere eindeutig ihren Tribut. Seeleute hätten berichtet, dass sie sich nicht unterstützt und gestresst fühlen und keine Ruhepausen bekommen. In Verbindung mit dem schwierigen Zugang zu medizinischen Diensten sei das Risiko einer Zunahme von Selbstverletzungen und Unfällen sehr real, da Stress die Arbeit und die Sicherheit auf allen Ebenen beeinträchtige, heißt es.

»Bericht hebt Kosten der Untätigkeit und Notwendigkeit sofortiger Lösungen«

Steven Jones, Initiator des Seafarers Happiness Index: »Wir befinden uns mitten in einer Wohlfahrtskrise. Während das erste Quartal uns zeigte, wie die Seeleute litten, als COVID-19 die Heimreise antrat, und Einblick in die erforderliche Unterstützung gab, hebt der Bericht für das zweite Quartal die Kosten der Untätigkeit und die Notwendigkeit sofortiger Lösungen hervor. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir mit dem Wechsel der Besatzung, der Schutzausrüstung an Bord und einer verbesserten Kommunikation zwischen Land und See Fortschritte bei der Entschärfung dieser tickenden Zeitbombe sehen. Der Schutz unserer Seeleute steht an erster Stelle, und die Branche muss jetzt zusammenstehen, bevor es zu spät ist.«

Louise Hall, Direktorin Schadensverhütung, Shipowners’ Club: »Dieser Bericht zeigt unter anderem auf, wie sehr die soziale Distanzierung die Beziehungen an Bord beeinträchtigt hat. Berichte über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, wie z.B. die Trennung von Tischen und die Begrenzung der Kapazität der Speiseräume während der Mahlzeiten, haben selbst die gewohnheitsmäßigsten sozialen Interaktionen erschwert. In Verbindung mit längeren Aufenthalten auf See gibt dies Anlass zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich des psychischen Wohlbefindens der Seeleute, da sich Gefühle der Einsamkeit und Isolation verstärken.«

Der Report unterstreicht auch die Bedeutung der Kommunikation an Bord. Da viele Seeleute aufgrund der Krise nicht in der Lage sind, ihre Schiffe zu verlassen, ist der Online-Zugang von grundlegender Bedeutung für ihr Wohlergehen. Ohne die Verbindung nach Hause und ohne die Unterstützung von Hafenseelsorgern sind Seeleute am Rande einer schweren psychischen Notlage.

Der vollständige report kann hier eingesehen werden.