Print Friendly, PDF & Email

Als einer der großen Versicherer in der Schifffahrt sieht der Allianz-Konzern einige Risiken für die Branche. Davon betroffen sind auch Sicherheitsaspekte wie der Brandschutz

Einer der entscheidenden Punkte sei das Auflegen von vorübergehend beschäftigungslosen Schiffen, heißt es im jüngsten Report der Tochter Allianz Global[ds_preview] Corporate & Specialty (AGCS). Während die üblichen Risiken auf hoher See durch das Aufliegen von Schiffen in vielen Fällen zurückgegangen sei, bringe die aktuelle Situation eine Reihe von neuen Herausforderungen. Verzögerungen bei der Wartung und Inspektion von Schiffen und der Notfallausrüstung können nach Ansicht der Analysten dazu führen, dass mögliche Gefahren unentdeckt bleiben. Durch unterbrochene Versorgungsketten können zudem Schmier- und andere Gebrauchsmittel nicht rechtzeitig an Bord eintreffen bzw. regelmäßige Treibstoffproben nur mit Verzögerung in Laboren an Land untersucht werden. Die Folge können Maschinenschäden sein, wenn falsche Alternativen verwendet werden.

»Umfassende Vorkehrungen«

»Bei einem längeren Cold Lay-up kann die Wiederinbetriebnahme sogar zu einem ungeplanten Werftaufenthalt führen. Daher sind umfassende Vorkehrungen und Pläne einschließlich umfangreicher Risikobewertungen, die das Aufliegen umfassen, entscheidend, um die Sicherheit des Schiffes während der Aufliegezeit und die anschließende Wiederinbetriebnahme zu gewährleisten«, erklärte Volker Dierks, AGCS-Experte für Schiffsversicherungen. Die Schiffseigner sollten bei der Ausarbeitung solcher Pläne die von den Klassifikationsgesellschaften und P&I-Clubs zur Verfügung gestellten Leitfäden und Checklisten beachten.Auch die Seeleute stehen im Fokus der Untersuchung. In der Vergangenheit waren Brände auf Schiffen zum Teil auch durch Fehler in der Handhabung oder Nachlässigkeit verursacht worden: »Da die Covid-19-Pandemie die Ablösung der Besatzungen erschwert, drohen Überlastung und Erschöpfung der Seeleute – eine Hauptursache für menschliches Versagen an Bord.« Die Wartung der Hauptmaschinen, der nautischen Ausrüstung und der Feuerlöschvorkehrungen sowie die Verfügbarkeit von Schleppern im Notfall sollten ebenfalls zu den Schwerpunktbereichen eines Aufliegeplans gehören.

Routinearbeiten verschieben

Angesichts der Reisebeschränkungen kann die Wartung kritischer Ausrüstung auf einigen Schiffen möglicherweise nicht in den geplanten Intervallen stattfinden, da Servicetechniker nicht verfügbar sind. Weniger Arbeitskräfte und die Umsetzung von Kontaktbeschränkungen in den Werften führen ebenfalls zu Verzögerungen, auch die Zahl der Inspektionen der Hafenbehörden werden zurückgehen. »Durch ausbleibende In­spektionen könnten Risiken unentdeckt bleiben. Gerade für die Notfallausrüstung wie Feuerlöscher empfehlen wir zusätzliche Kontrollmaßnahmen«, sagte Anastasios Leonburg, Senior Risk Consultant Marine bei AGCS CEE. Passende Werkzeuge und Spezialzubehör müssten möglicherweise vor Ort gekauft werden, um dem Schiffspersonal die Durchführung von Kontrollen zu ermöglichen. Gleiches gilt für Messungen zur Aufrechterhaltung der Zuverlässigkeit der Ausrüstung. Möglicherweise sei es darüber hinaus ratsam, Routinearbeiten mit einem gewissen Brandrisiko »im Interesse der Sicherheit« zeitlich zu verschieben.