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Bei zwei Mehrzweckschiffen für den Bund betritt die Werft Abeking & Rasmussen Neuland. Es gilt nicht nur, die LNG-Antriebstechnologie mit einem wirksamen Gasschutz zu verbinden. Erstmals werden Paneele aus der 3D-Schweißanlage verbaut

Der Auftrag zum Bau des Forschungsschiffes »Atair« war an die Fassmer-Werft gegangen, bei zwei weiteren Schiffen des Bundes kommt[ds_preview] jetzt die benachbarte Werft Abeking & Rasmussen (A&R) zum Zug. Sie hatte sich in einem mehrstufigen Vergabeverfahren durchgesetzt und den lukrativen Auftrag Ende vergangene Jahres an Land gezogen. Mit der Planung, Konzeption, Ausschreibung und der Bauabwicklung wurde die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) beauftragt. Die beiden baugleichen Neubauten sollen ihre in die Jahre gekommenen Vorgänger »Scharhörn« (Baujahr 1974) und »Mellum« (1984) ersetzen und 2023 und 2024 in Dienst gehen.

Die im Auftrag enthaltene Option für ein drittes Schiff als Ersatz für die »Neuwerk« (1998) wird vermutlich dank dem Corona-Krisenprogramm demnächst gezogen. Im Einsatzfall sollen die neuen, mehr als 15kn schnellen Mehrzweckschiffe spätestens innerhalb von zwei Stunden am Unfallort sein. Ausgestattet mit Notschleppeinrichtungen mit einem Pfahlzug von 145t, Chemikalientanks mit einem Volumen von ca. 1.000m3, einem explosionsgeschützten Sicherheits- und Containerladeraum sowie Ölaufnahmegeräten wie Skimmer, Ölsammeltanks und ein Separationsraum sind sie für verschiedene Szenarien gewappnet. Hinzu kommt ein großes Hubschrauberlandedeck auf dem Vorschiff. Die eigentlichen Herausforderungen für die Werft aber stecken unter Deck.

Schutz für Schiff und Crew

Vorgesehen ist ein gas-elektrisches Antriebssystem mit jeweils vier 3.600 kW starken, mittelschnell laufenden Bergen-Motoren. Von Rolls-Royce stammt ein speziell entwickeltes Schutzsystem. Damit sollen die Motoren selbst betriebsfähig sein, wenn die Umgebungsluft entzündliche oder brennbare Gase enthält. Vergleichbare gasgeschützte Motoren sind bereits in Seenotrettungskreuzern, Schadstoffunfall-Bekämpfungsschiffen und zuletzt im Nordsee-Notschlepper »Nordic« im Einsatz.Doch nicht nur die Motoren, sondern das gesamte Schiff und vor allem die Besatzung wird geschützt unterwegs sein. Es entsteht eine Überdruck-Zitadelle, in die saubere Luft gepumpt wird.

Auf den neuen Mehrzweckschiffen ist Platz für eine 16-köpfige Besatzung, bei Bedarf können Spezialkräfte wie etwa ein Brandbekämpfungsteam im Falle einer Havarie an Bord genommen werden.Auch im Schiffbau geht Abeking & Rasmussen neue Wege. Ende vergangenen Jahres wurde in Berlin mit dem Entwicklungspartner Photon AG eine 3D-Laserschweißanlage in Betrieb genommen. Damit lassen sich dreidimensional verformte Schiffsstrukturen fertigen – eine absolute Innovation im europäischen Schiffbau. Mit dem neuen Verfahren will die Werft künftig bei geringerem Materialverbrauch hochwertigere Konstruktionen abliefern. Bei den Mehrzweckschiffen kommen die Außenpaneele des doppelwandigen, wassergekühlten Rumpfes aus der hochmodernen Roboteranlage. Ende dieses Jahres soll der Bau der beiden neuen Schiffe in Lemwerder beginnen. Unter Umständen ist dann auch schon der Auftrag für Schwesterschiff Nr. 3 erteilt.