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Noch in diesem Jahr soll die Flotte Hamburg weiter wachsen: Zwei multifunktional einsetzbare Neubauten stoßen hinzu, die auch mit Batterien betrieben werden können. Die Einheiten sind jüngst vom Stapel gelaufen.

Mitte April kam es im Hamburger Stadtteil Moorfleet zu einem Feuer in einem Bootslager. Wegen der Tide musste allerdings ein[ds_preview] Feuerlöschboot auf der Elbe seinen Einsatz abbrechen. Das soll künftig nicht mehr vorkommen, denn die Flotte Hamburg, eine 100-prozentige Tochter der Hamburg Port Authority (HPA), hat zwei Feuerlöschschiffe in Auftrag gegeben, die auch für Arbeiten in flachen Gewässern geeignet sein sollen. Im Sommer 2017 hatte das Unternehmen, das für das Flottenmanagement aller Behördenschiffe im Hafen zuständig ist, die Arbeit aufgenommen.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde der bisher größte Neubau übernommen – das Feuerlöschschiff »Branddirektor Westphal«. Gebaut wurde es bei der Fr. Fassmer Werft in Berne an der Unterweser. Das Konzept sah jedoch von Anfang an den Erwerb zweier weiterer Schiffe vor, die auch, aber nicht ausschließlich zur Brandbekämpfung genutzt werden können und die das Feuerlöschschiff ergänzen. Dieser Auftrag ging in die Niederlande an die Concordia Damen Werft. Noch im selben Monat wurden die beiden baugleichen Einheiten auf Kiel gelegt. »Uns war wichtig, dass die Schiffe multifunktional eingesetzt werden können«, sagt Karsten Schönewald, Geschäftsführer der Flotte Hamburg.

Dies sei gewährleistet, auch weil sie mit 35m Länge, 8m Breite und einem Tiefgang von 1,50m kleiner als die »Branddirektor Westphal« seien. Deshalb könnten sie auch in engeren und flacheren Hafenbereichen eingesetzt werden. Damit würden sich die drei Einheiten bestens ergänzen, denn so könne der gesamte Hafen abgedeckt werden.Die nach Hamburgs Partnerstädten Dresden und Prag benannten Neubauten sind jüngst bei Damen Shipyards Kozle im Süden von Polen vom Stapel gelaufen, sie können künftig sowohl als Löschboot für die Feuerwehr Hamburg als auch für Aufgaben der HPA verwendet werden, unter anderem bei der Prüfung von Brücken – das sind dann auch die Charterer der Schiffe. Die Ablieferung ist Ende dieses Jahres vorgesehen, die Inbetriebnahme 2021 geplant.

Der Vorteil der Multifunktionalität sei ein beliebiger Austausch, etwa bei einem Werftaufenthalt eines der Schiffe, sagt Schönewald. Umgekehrt könne sich die Feuerwehr bei einem Einsatz melden und das Schiff anfragen. Die Besatzung würde die Einheit in einem solchen Fall dann verlassen und für die Crew der Feuerwehr frei machen. Deshalb seien die Hubvorrichtungen sowohl mit einem Personenkorb als auch mit Löschmonitoren versehen. Die spezielle Ausrüstung werde in wechselbaren Containern aufbewahrt und erlaube somit jederzeit auch spontane Einsätze, so die Hamburger. Dadurch werde ein Schiff eingespart, unterstreicht Schönewald.

Im Gegensatz zur »Branddirektor Westphal« erhalten die »Prag« und »Dresden« das dunkelblaue Design der Flotte Hamburg. Die beiden Neubauten haben eine Löschleistung von je 30.000 l pro Minute und eine Wurfweite von 110m. Damit reichen sie zwar nicht an die Leistung des großen Feuerlöschschiffes heran, liegen aber dennoch deutlich über den vorhandenen Schiffen der 20m-Klasse. Sowohl die beiden Löschmonitore als auch die Pumpen mit Löschschaum und die Wasserspay-Pumpen stammen vom norwegischen Unternehmen FFS. Der deutsche Hersteller Dräger lieferte die Gaswarnanlage, Flir aus den USA die Wärmebildkamera. Zur Ausstattung gehört auch ein bordeigener Kran.

Antriebssystem und Steuerung

Die beiden Neubauten bieten Platz für je 16 Einsatzkräfte der Feuerwehr und werden mit einer zweiköpfigen Besatzung betrieben. Die Flottenzugänge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 12kn. Ausgestattet sind sie mit modernen Plug-In-Hybridantrieben. Er erfolgt wahlweise über Dieselaggregate mit Katalysator und Partikelfilter, oder bis zu 120 Minuten vollelektrisch über Batterien. Diese könnten sowohl über die bordeigenen Dieselaggregate als auch über Landstrom geladen werden, heißt es. »Die beiden neuen Multifunktionsboote setzen sowohl in puncto Umweltfreundlichkeit als auch bei der Sicherheit im Hamburger Hafen neue Maßstäbe«, sagt Schönewald. Die Antriebstechnik stelle den nächsten Evolutionsschritt hin zur umweltfreundlichen Flotte dar.

GTL als Kraftstoff der Wahl

Zu den Plänen gehört auch die Nutzung des Kraftstoffs GTL, den die Flotte Hamburg bereits wenige Monate nach ihrer Gründung auf ihren Schiffen eingeführt hatte. Entwickler und Lieferant ist der Mineralölkonzern Shell. Mit diesem biologisch abbaubaren, farblosen und nahezu geruchsneutralen Produkt wollen die Hanseaten einen Beitrag zur Umweltschonung leisten. Gerade für den Einsatz in stadtnahen Gebieten sowie auf Personenschiffen gilt er als beliebt, da dadurch auch die Rußwolken aus dem Schornstein nahezu verschwinden. Ein weiterer Vorteil: GTL lässt sich in jedem Mischverhältnis verwenden. Der Tank muss vor der Nutzung also nicht aufwendig gereinigt werden.

Thomas Wägener