Dekarbonisierung
Foto: MAN Energy Solutions
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Aus 4.000 werden 2.600: Der Motorenbauer MAN streicht weniger Stellen als geplant. Der heute vorgelegte konkrete Restrukturierungsplan könnte zudem dazu führen, dass der Mutterkonzern VW seine Verkaufspläne vorläufig ad acta legt.

[ds_preview]Nach der Ankündigung der harten Einschnitte vor knapp zwei Wochen haben sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter von MAN Energy Solutions auf ein gemeinsames Eckpunkte-Papier zur Restrukturierung geeinigt. Darin werden Umfang und Art der Maßnahmen festgelegt, die »zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit« des Unternehmens umgesetzt werden sollen. Die Parteien haben sich offenbar deutlich aufeinander zubewegt.

Anders als ursprünglich geplant sollen nun nicht mehr 4.000, sondern 2.600 Arbeitsplätze getrichen werden. Im Gegenzug werden Zugeständnisse bei den Personalkosten vereinbart, so dass die Restrukturierungsziele erreicht werden können, heißt es in einem Statement heute.

Standorte Berlin und Hamburg werden erhalten

Der Standort Berlin wird in der Größe reduziert und auf die Fertigung von Komponenten fokussiert. Ebenfalls erhalten bleibt das Servicegeschäft in Hamburg. Die ebenfalls dort angesiedelte Dampfturbinenfertigung wird allerdings eingestellt. Für die Standorte Augsburg und Oberhausen ist eine Umstrukturierung vereinbart und auch die Organisationen in Dänemark, Frankreich, England und der Schweiz werden nach offizieller Lesart »gestrafft«.

1.650 der 2.600 zu streichenden Arbeitsplätzen entfallen auf Deutschland. »Der notwendige Personalabbau soll sozialverträglich erfolgen, betriebsbedingte Kündigungen können aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden«, schreibt der Konzern.

Zugeständnisse

Um die angestrebten Kostensenkungen in Höhe von 450 Mio. € zu erreichen, werden die Tarifvertragsparteien Verhandlungen mit dem Ziel von Personalkostensenkungen in Höhe von jährlich insgesamt rund 40 Mio. € für den Zeitraum 2021 bis 2023 aufnehmen.

»Ein Verlust von Arbeitsplätzen ist leider unvermeidlich, und ich bedauere das sehr. Die Umsetzung der im Eckpunkte-Papier vereinbarten Maßnahmen hat auf der Basis kompensierender Maßnahmen einen geringeren Abbau zur Folge, als ursprünglich geplant. Zugleich halten wir an unserer Zielsetzung fest: Wir schaffen Spielräume, um externe Effekte künftig wirkungsvoller abfedern zu können. Wir straffen und fokussieren unsere Strukturen, und wir verbessern unsere Ergebnisqualität nachhaltig durch Kostensenkungen.«

Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender MAN Energy Solutions

Kein Verkauf durch Volkswagen?

Der Mutterkonzern Volkswagen unterstützt den Angaben zufolge die im Eckpunkte-Papier getroffenen Vereinbarungen »in der Erwartung, dass die notwendigen Voraussetzungen auf Grundlage des Eckpunkte-Papiers bis Ende 2020 erfolgreich getroffen werden«. Wenn dies erfolgt, werde man die Pläne zum Verkauf von MAN Energy Solutions für den Zeitraum der Umsetzung der umfassenden Restrukturierung, die einen Arbeitsplatzabbau, Einsparungen bei Personalkosten und Produktverlagerungen an Auslandsstandorte vorsieht, stoppen. Dies gilt mindestens bis zum Ende des Jahres 2024.

Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions und Vorsitzender VDMA Motoren und Systeme

VW geht sogar noch weiter: Wenn das Renditeziel von 9% Ebit bis zu diesem Zeitpunkt »nachhaltig erreicht« wird, sichere man darüber hinaus den Verbleib im Konzern bis mindestens Ende 2026 zu.

»Volkswagen hat von Management und Belegschaft bei MAN Energy Solutions ein Konzept erwartet, mit dem es möglich ist, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und wirtschaftlich unabhängig zu machen«, so Uwe Lauber. »Die Grundlage für dieses Konzept haben wir mit dem Eckpunkte-Papier geschaffen. Volkswagen gibt uns nun Gelegenheit, die vereinbarten Maßnahmen als Teil des Konzerns umzusetzen.«