Peter Sand - Chief Shipping Analyst - BIMCO
Peter Sand, Chief Shipping Analyst, BIMCO (Foto: BIMCO)
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Der Index für die chinesische Industrieproduktion steigt wieder. Damit die Containerschifffahrt profitieren kann, müssen sich aber auch andere Regionen von der Pandemie erholen, wonach es derzeit aber nicht aussieht.

[ds_preview]Während der PMI-Subindex für neue Exportaufträge Chinas im Juli ein Sechsmonats-Hoch erreichte, ist eine nachhaltige Erholung der globalen Containerschifffahrtsindustrie erst dann in Sicht, wenn die COVID-19-Pandemie in Europa und Nordamerika unter Kontrolle ist.

Chinas New Export Orders Index stieg im Juli bei 48,4, aber die verarbeitende Industrie des Landes braucht noch viel mehr, um die Lücke zu schließen, und es werden mehr neue Exportaufträge benötigt, um eine nachhaltige Erholung der weltweiten Containerschifffahrtsindustrie in Gang zu setzen. Das Sechsmonats-Hoch von 48,4 kann  jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Index im siebten Monat in Folge unter der 50,0-Schwelle (= keine Veränderung) blieb, was auf eine Kontraktion hindeutet.

»Kein gutes Szenario für eine Industrie, die von der Globalisierung lebt«

»Neue Exportaufträge der verarbeitenden Industrie aus China haben seit Dezember 2019 kein Wachstum mehr erfahren. Das ist kein gutes Szenario für eine internationale Industrie, die von der Globalisierung lebt und ständig wachsende Mengen über große Entfernungen verschifft«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst von BIMCO.

Der Index der Auftragseingänge im Inland (New Domestic Orders Index), der sich eng an den Leitindex PMI anlehnt, spiegelt auch die anhaltende langsame und allmähliche Erholung der Inlandsnachfrage nach Industriegütern wider. Damit der innerasiatische Containerschifffahrtsmarkt wieder florieren kann, ist eine Nachfrage aus Übersee dringend erforderlich. Die innerasiatische Containernachfrage fiel in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 um 7,3%.

Welthandel im zweiten Quartal um 18,5 %

Damit die Nachfrage wieder steigt, ist es nach Sands Aussage erforderlich, dass die COVID-19-Pandemie in Europa und Nordamerika unter Kontrolle gebracht wird. Während die Pandemie in Europa immer wieder aufflammt, reiten die USA noch immer auf der ersten Welle des Ausbruchs. Immerhin konnte zum ersten Mal seit Februar eine Verbesserung der Produktionsbedingungen erreicht werden, als der US-PMI im Juli 50,9 erreichte. Währenddessen setzen in Hongkong, Australien und Japan die Eindämmungsmaßnahmen wieder ein.

Welthandel um 18,5 % eingebrochen

In Indien und Russland waren die PMIs im Juli niedriger als im Juni, wobei keines von beiden Ländern die »No-Change«-Marke von 50,0 überschritt. In Südkorea erreichte der PMI für das verarbeitende Gewerbe im Juli 46,9, gegenüber 43,4 im Juni.

Die WTO hat geschätzt, dass der Welthandel im zweiten Quartal um 18,5 % zurückgegangen ist (im Vergleich zum 2. Quartal des letzten Jahres). »Wenn man bedenkt, dass der Welthandel mit Waren bereits 2019 leicht zurückgegangen ist (-0,1%), ist eine Rückkehr der Nachfrage aus der Zeit vor der Pandemie nirgends in Sicht. Eine Erholung der Nachfrage wird lange dauern«, sagt Sand.