Installation of a Scrubber
Foto: Langh Tech
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Anfang Juli überstieg der Anteil der Containerschiffsflotte mit installierten Abgasreinigungssystemen den der Rohöltankerflotte. Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt 5,3 Mio. TEU sind jetzt mit einem Scrubber ausgestattet.

[ds_preview]»Um den Ausstoß von Schwefeloxiden zu senken, haben Schiffseigner, die es sich leisten können, einen Scrubber zu kaufen, dies in erheblichem Umfang getan, wobei die Investitionen vorwiegend auf Schiffstypen mit hohem Verbrauch ausgerichtet waren«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst bei BIMCO.

»Die Wahl der Wäscheroption zur Einhaltung der Schwefelverordnung wurde heftig diskutiert, je näher der 1. Januar 2020 kam. Aber selbst mit der niedrigen Bunkerkraftstoff-Preisdifferenz zwischen schwefelreichen und sehr schwefelarmen Treibstoffen auf dem aktuellen Markt kann man mit Sicherheit sagen, dass die Investitionen wirtschaftlich vernünftig sind«, so Sand weiter.

Die Amortisationsdauer der Investition verlängere sich jedoch bei einer Preisdifferenz von 67 $ pro t, verglichen mit einer erwarteten normalisierten Preisspanne im Bereich von 100 bis 200 $ pro t.

Scrubber Flotte Anteil an Gesamtkapazitaet BIMCO

Während die mit Scrubbern ausgerüstete Flotte der wichtigsten Frachtschifftypen inzwischen 2.600 Schiffe zählt, fährt der größte Teil der Flotte – 20.000 Schiffe – ohne Wäscher. Je größer das Schiff, desto mehr Treibstoff verbraucht es. Dies erklärt, warum der Einsatz von SOx-Wäschern bei VLCCs, Capesizes und ultragroßen Containerschiffen beliebter ist als bei ihren viel kleineren Kollegen wie Aframax, Handymax/Handysize und Feedern.

Im VLCC und Capesize-Sektor beträgt der Anteil der mit Wäschern ausgerüsteten Schiffe an der Flotte (gemessen in DWT) derzeit 30 %. Bis zum Jahresende wird der Anteil nach Schätzung von BIMCO vermutlich auf 35 % gestiegen sein. Bei Post-Panamax-Schiffen (15.000+ TEU) hat der Anteil bereits 40 % überschritten und wird bis Ende 2020 den Prognosen zufolge 50 % erreichen.

Anstehende Nachrüstungen von 429 Schiffen

56,3 % des derzeitigen Auftragsbestands an Neubauten in der Containerschifffahrt (1,2 Mio. TEU) werden bei der Ablieferung einen Scrubber an Bord haben. Zudem werden die anstehenden Nachrüstungen von Schiffen mit insgesamt 1,5 Mio. TEU die Gesamtzahl der installierten Systeme in die Höhe treiben.

Rechnet man die laufenden und anstehenden Nachrüstungen zu den Installationen an Bord von Neubauten hinzu, erhöht sich die Gesamtkapazität der mit Abgaswäschern ausgestatteten Containerschiffe auf 8 Mio. TEU (31,6 % der Flotte), 141 Mio. DWT für Rohöltanker (30,9 % der Flotte) und 226 Mio. DWT für Bulker (23,5 % der Flotte).

Nachrüstung von Containerschiffen am zeitaufwändigsten

Seit Beginn des Jahres 2019 haben die Werften in den meisten Fällen Trockenmassengutfrachter und Containerschiffe nachgerüstet, während Rohöltanker den Löwenanteil der Abgasreinigungsanlagen an Bord von Neubauten aufweisen.

Allein im Jahr 2020 betrug die Anzahl der Tage, die für die Nachrüstung eines Containerschiffes aufgewendet wurden, durchschnittlich 68, wobei die Spanne zwischen 56 Tagen im Februar und 79 Tagen im Juli lag. Im Vergleich dazu betrug nach Daten von Clarksons die durchschnittliche Anzahl der Tage, die im Jahr 2020 auf einem Massengutschiff für die Installation benötigt wurden, 46 Tage und 41 Tage auf einem Rohöltanker.

Die Bunkerpreisdifferenz hatte am Silvesterabend 2019 mit 353 $ pro t ihren Höchststand erreicht. Derzeit liegt sie bei nur 67 $ pro t, wenn der Kraftstoff in Singapur, dem größten Bunkerhafen der Welt, gekauft wird. Aufgrund der lokalen Marktbedingungen lag die vergleichbare Spanne in anderen bedeutenden Bunkerdrehscheiben wie Rotterdam und Fujairah am 11. August 2020 bei 46 $ bzw. 74 $ pro t.

Singapur Bunkerpreise 2019 2020 BIMCO

Die Verringerung der Preisdifferenz zwischen schwefelarmen und schwefelreichen Brennstoffen bedeutet, dass die Differenz der Spotmarktgewinne (d.h. Bunkerkosteneinsparungen) für einen Capesize-Bulker am 3. Januar im Vergleich zum 7. August dieses Jahres von 7.626 $ pro Tag auf 1.095 $ pro Tag gesunken ist.

Unsicherheit hat sich schnell verflüchtigt

Die Entscheidung, die neue Schwefelverordnung ohne Abgasentschwefelungsanlage zu erfüllen, setzt voraus, dass ein Schiff mit einem schwefelarmen Heizöl betrieben wird. Seit dem 1. Januar 2020 beliefert die Raffinerieindustrie den Schifffahrtssektor hauptsächlich mit schwefelarmem Heizöl, wobei das teurere Destillat, Schiffsgasöl, an zweiter Stelle steht. In den ersten sechs Monaten des Jahres betrug der Anteil am gesamten Kraftstoffabsatz in Singapur 18 % für schweres Heizöl (HFO), 71 % für schwefelarmes Heizöl (LSFO) und 11 % für Schiffsgasöl (MGO).

»Die Debatte über die Wirtschaftlichkeit von Wäschern ist so gut wie beendet, da das Jahr 2020 in vollem Gange ist und sich der Schwerpunkt auf COVID-19 und die Auswirkungen auf das Geschäft verlagert hat. Was bleibt, sind die wirtschaftlichen Realitäten und technischen Hindernisse, mit denen die Industrie täglich zu tun hat«, sagt Sand und fügt hinzu: »Kosteneinsparungen sind für alle von wesentlicher Bedeutung, aber trotz einem beträchtlichen Anteil der Flotten, die jetzt mit Wäschern ausgerüstet werden, fährt der größte Teil der Flotte nach wie vor ohne Scrubber.«