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Das deutsche Forschungsschiff »Polarstern« hat gegen Ende einer groß angelegten Expedition in kürzester Zeit den Nordpol erreicht – und eine bedeutende Entdeckung gemacht.

[ds_preview]Das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven bestätigte jetzt, dass der der deutsche Forschungseisbrecher im Rahmen der »Mosaic«-Expedition den Nordpol überquert hat. Dabei hatte das Schiff eine Route nördlich Grönlands genommen – durch ein Seegebiet, das in der Vergangenheit von dichter Bedeckung mit teilweise mehrjährigem Eis geprägt war. Die Reise von der nördlichen Framstraße bis zum Pol hat lediglich sechs Tage gedauert.

Die Expedition

Während der Expedition erforschen Wissenschaftler aus 20 Nationen die Arktis im Jahresverlauf. Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 driftet der deutsche Eisbrecher »Polarstern« dazu eingefroren im Eis durch das Nordpolarmeer. Über 80 Institute arbeiten in einem Forschungskonsortium zusammen. Das Budget der Expedition beträgt über 140 Mio. € Euro.

In diesem Jahr zeigten Satellitenaufnahmen, dass die Eisbedeckung bis jenseits von 87 °Nord überraschend locker war. So entschieden Expeditionsleiter Markus Rex und »Polarstern«-Kapitän Thomas Wunderlich, von der Position der letzten Versorgung in der nördlichen Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen direkt nach Norden zu fahren. »Wir sind größtenteils im offenen Wasser bis 87 ° 30 ’Nord gelangt, oft mit Wasserflächen bis zum Horizont«, beschreibt Rex die Situation.

»Wir waren uns aufgrund der Satellitenbilder zunächst nicht sicher, ob die lockere Eisbedeckung auf Winde und Strömungen zurückzuführen ist und hatten die Befürchtung, ein Wetterwechsel könnte das Eis wieder zusammenschieben. Das hätte bedeutet, dass wir wie in einer zugeschnappten Mausefalle im Eis eingeschlossen gewesen wären«, berichtet der Expeditionsleiter, der den Nordpol bereits im Jahr 2000 schon einmal mit einem Forschungsflugzeug erreicht hatte.

Vor Ort stellte sich jedoch heraus, dass das Meereis tatsächlich großflächig geschmolzen ist, und nicht nur von Wind auseinandergeschoben wurde. Dies sei ein weiteres besonderes Phänomen, dass während Mosaic beobachtet und erforscht werden konnte, nach dem im Juli schon stark beschleunigte Eisschmelzraten im sibirischen Sektor auftraten, so das AWI

»Ich bin sehr erstaunt, wie weich und leicht durchfahrbar das Eis dieses Jahr bis 88 °Nord angetaut ist und dementsprechend weich und löchrig«, sagt Kapitän Wunderlich. »Sogar nördlich von 88 °Nord sind wir meist mit 5-7 Knoten unterwegs, das habe ich soweit im Norden noch nicht erlebt«. „Die Situation sei für diese Region historisch. »Normalerweise hält man sich aus der Region nördlich von Grönland besser fern, weil hier das dickere und ältere Eis liegt und kaum ein Durchkommen ist. Jetzt finden wir hier erstmals ausgedehnte Flächen offenen Wassers fast bis zum Pol vor«, so der Seemann weiter.