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Die Branche der Offshore-Windenergie fordert von der Bundesregierung weitere Maßnahmen zur Sicherung von Wertschöpfung und Beschäftigung. Kurzfristige Impulse seien nötig.

[ds_preview]Berlin solle vor den geplanten Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG und des Windenergie-auf-See-Gesetzes »WindSeeG« einen Plan vorlegen, wie die Klimaziele für das Jahr 2030 sowie die neu formulierten langfristigen Ausbauziele für Offshore-Wind und »grünen« Wasserstoff erreichbar werden, heißt es in einem aktuellen Statement vom Branchenverband WAB. Um auch Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland zu halten und auszubauen, »benötigt die Windindustrie dringend kurzfristige Impulse.«

Die jüngste Initiative wurde kurz vor einem wichtigen Branchenevent gestartet: Über die Umsetzung der Ausbauziele werden Anfang September in Bremerhaven bis zu 250 Experten auf der Konferenz »Windforce 2020« diskutieren.

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Heike Winkler (Foto: WAB)

»Das Ausbauziel der Bundesregierung für Erneuerbare Energien für 2030 – ein Anteil am Stromverbrauch von 65% – basiert derzeit auf der Annahme, dass sich dieser Verbrauch in etwa auf dem aktuellen Niveau halten wird. Das ist zunehmend unrealistisch. Zur Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wird erneuerbar erzeugter Strom speziell im Hinblick auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff in erheblich höherem Umfang benötigt, zum Beispiel in der Chemie-, Stahl- und Zementindustrie sowie für den Mobilitätssektor«, heißt es weiter.

Hier solle sich die Bundesregierung rechtzeitig darauf einstellen, dass die Potenziale für die Windkraft besser ausgeschöpft werden. »Die Bundesregierung muss nicht nur realistische Ausbauziele formulieren, sondern auch die Rahmenbedingungen so gestalten, dass diese Ziele auch tatsächlich erreicht werden und wir nicht ab 2025 überwiegend auf Importe angewiesen sein werden«, sagt WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. So hinke der Ausbau der Windenergie an Land seit Jahren dem erforderlichen Tempo und der auf See dem möglichen Potenzial hinterher. Die Hindernisse für die Windenergie an Land und der zu Beginn der 2020er Jahre ausgebremste Ausbau der Windkraft in Nord- und Ostsee hätten zu einer herausfordernden Situation für die gesamte Windindustrie und bereits zum Verlust zehntausender Arbeitsplätze geführt.

»Die Bundesregierung sollte ihr Koalitionsvertrags-Versprechen einlösen und eine Ausschreibung für das Küstenmeer und für freie Netzkapazitäten starten, die sonst über mehrere Jahre ungenutzt blieben. Der 18-Punkte-Plan des Bundeswirtschaftsministeriums für die Windenergie an Land wartet ebenfalls auf seine Umsetzung.«

Heike Winkler

Um auch Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland zu halten und auszubauen, benötigt die Windindustrie nach Ansicht des Verbands dringend kurzfristige Impulse: »Die Bundesregierung sollte ihr Koalitionsvertrags-Versprechen einlösen und eine Ausschreibung für das Küstenmeer und für freie Netzkapazitäten starten, die sonst über mehrere Jahre ungenutzt blieben. Der 18-Punkte-Plan des Bundeswirtschaftsministeriums für die Windenergie an Land wartet ebenfalls auf seine Umsetzung«, sagt Heike Winkler.

»Fatal für Deutschland«

Es ist absehbar, dass eine große Anzahl der Windenergieanlagen an Land bei aktueller Genehmigungslage nach dem Auslaufen des 20-jährigen Einspeisetarifs nicht ersetzt werden und so auch keine neue Wertschöpfung ermöglicht wird. Auch deren Weiternutzung für die Erzeugung von »grünem« Wasserstoff sei mit dem aktuellen regulatorischen Rahmen nicht rentabel. Dies ist fatal für Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland. Zudem soll der Großteil der neuen Offshore-Windparks dieses Jahrzehnts erst in mehreren Jahren gebaut werden. Offshore-Wind kann in Deutschland wieder für mehr Beschäftigung sorgen, wenn kleine und mittlere Unternehmen in diesem politisch regulierten Markt bis dahin eine faire Chance erhalten“, fügte Winkler hinzu.

Hoffen auf die EU

EU Flagge

Hoffnung machen der Branche die Pläne der Europäischen Kommission für einen »European Green Deal«, demzufolge die europäische Wirtschaft sich auf den Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2050 machen soll. Auch dieser Plan geht mit strengeren Klimazielen für das Jahr 2030 einher. Auch hier könnten die vorhandenen Potenziale für eine effizientere Nutzung geplant werden, meint man beim WAB. Offshore-Windkraft werde in jedem Fall eine entscheidende Rolle spielen – dies biete für Deutschland ein Exportpotenzial, welches bei »grünen« Wasserstoff erst noch aufzubauen ist. »Auch nachdem die Bundesregierung eine nationale Wasserstoffstrategie vorgelegt hat, bleibt weitgehend unklar, wie die konkreten Elektrolysekapazitäts-Ausbaupläne bis 2030 und darüber hinaus umgesetzt werden sollen und ‚grüner‘ Wasserstoff marktwirtschaftlich gesehen bei aktuellen Rahmenbedingungen an Bedeutung gewinnen soll«, so die Geschäftsführerin.