HCOB, Ermisch
Stefan Ermisch, Vorstandschef der Hamburg Commercial Bank HCOB (© HCOB)
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Die Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) hat zum Halbjahr ein Vorsteuer-Ergebnis von 71 Mio. € vorgelegt. Shipping gewinnt wieder an Bedeutung.

Das Halbjahresergebnis bleibt [ds_preview]zwar hinter dem Vorjahreswert (96 Mio. €) zurück, sei aber trotz Corona »bärenstark«, sagt Vorstandschef Stefan Ermisch. Die Bank habe sich rechtzeitig auf eine absehbare Rezession eingestellt, das sei ihr in Corona-Zeiten zugute gekommen. Im Zuge der Risikominimierung seien die Bilanzsumme weiter reduziert und das Neugeschäft auf margenträchtige Abschlüsse fokussiert worden.

CFO Gatzke sagt Servus 

Der bisherige Finanzchef Oliver Gatzke scheidet zu Ende der Woche bei der HCOB aus. Er wolle sich neuen Aufgaben stellen, so Gatzke. Als Gründe für seinen Schritt nannte er neben persönlichen Gründen eine gewollte Verkleinerung des Bankvorstands.

Für das verbleibende Jahr bleibt die HCOB vorsichtig. »Wir werden noch selektiver bei unseren Finanzierungen sein und unsere Risikopositionen und Kosten weiter reduzieren«, so Ermisch. Am grundsätzlichen Ziel, die vor zwei Jahren privatisierte Landesbank als profitablen und kapitalstarken Spezialfinanzierer am deutschen Bankenmarkt zu platzieren, werde aber festgehalten. »Wir haben jetzt  Halbzeit in unserem Restrukturierungsprozess und kommen gut voran«, sagt der Vorstandschef.

Die Schifffahrt als einstiges Sorgenkind spielt dabei eine wichtige Rolle. Nachdem sich die Bank im Zuge des Verkaufs an ein Konsortium von Finanzinvestoren um Cerberus und J.C. Flowers ihrer Altlasten entledigt hatte, hält sie jetzt ein relativ stabiles Portfolio an Schiffskrediten, das »gut strukturiert und gesund ist«, betont Ermisch. 4,9 Mrd. € stehen derzeit in den Büchern gegenüber 5,2 Mrd. € zu Ende 2019.

Shipping-Portfolio stabil und »robust«

Das Portfolio habe sich während der Krise als sehr robust erwiesen und operativ solide entwickelt. Belastend hätten zum Fair Value-kategorisierte Kredite gewirkt, so dass das Ergebnis vor Steuern und Risikovorsorge »mit einer schwarzen Null« ausgewiesen wird (Vorjahr: 12 Mio. €). 

Die Bedeutung dieses Segments in der Bank soll künftig noch wachsen. Die Transformation zu einer regionalen Privatbank sieht zwar einen deutlichen Abbau der Kosten, der Risiken und der Bilanzsumme von heute 42 Mrd. € auf rund 30 Mrd. € bis 2022 vor. Gleichzeitig soll aber der Anteil des Shipping-Portfolios von derzeit 11% auf 15% wachsen.

Auch die Risikobewertung fällt heute eher positiv aus. Zwar hat die HCOB mit Blick auf die Corona-Pandemie 94 Mio. € an Vorsorge bilden müssen, der Bereich Schifffahrt ist daran allerdings nicht beteiligt, sondern konnte sogar Reserven von rund 66 Mio. € auflösen. Von Januar bis Juni wurden zudem neue Kredite mit einem Volumen von 0,5 Mrd. € neu vergeben, während die Bank insgesamt ihr Neugeschäft von 3,6 Mrd. € im Vorjahreszeitraum auf 1,4 Mrd. € deutlich zurückgefahren hat.

Die NPE-Quote der Bank liegt wegen einer verbleibenden Altlast in London derzeit bei 3,2 % und soll bis Jahresende auf die angepeilten 2% sinken. Die Deckungsquote wird mit 58% angegeben. Die CET1-Quote steigt auf 21,7% (Ende 2019: 18,5%), die Leverage Ratio konnte auf 9,9% (8,2%) gesteigert werden. Die Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserte sich auf 47,6% (2019: 69,3%) in Folge der Kostenprogramme und gestiegener Erträge.

2022 soll der Umbau der Bank abgeschlossen werden. Um eine Rendite von +9% zu erreichen, greifen weitere Kostenmaßnahmen. Vor allem beim Personal soll gespart werden. Die derzeit noch knapp 1.250 Stellen sollen weiter auf rund 720 Arbeitsplätze reduziert werden und die Ausgaben von heute 218 Mio. € auf 116 Mio. € sinken.