Conti-Stockholm-Crew-Streik-08-2020
Die Crew der »Conti Stockholm« verweigert Dienst über den Vertrag hinaus (Foto: ITF)
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Die Corona-Krise führt zu deutlichen Belastungen für Seefahrer, wenn Besatzungswechsel nicht durchgeführt werden können. Um die Schiffe »Conti Stockholm« und »Ben Rinnes« gab es nun Streit in Westaustralien und Victoria. Die Crew protestierte laut der Gewerkschaft ITF gegen Australiens Corona-Politik, die ihnen einen Crew Change nicht ermöglichte. Die Schifffahrtsgruppe NSB widerspricht der Gewerkschaft. Mittlerweile wurde eine Lösung gefunden.

[ds_preview]Die International Transport Workers Federation (ITF) sieht in Australien die Anfänge eines »wirtschaftlichen Gemetzels durch verstopfte Häfen infolge der sich rapide zuspitzenden Krise beim Besatzungswechsel an seinen Küsten«.

Die »Conti Stockholm« und die »Ben Rinnes« seien nur die aktuellsten Fälle von Schiffen, die Liegeplätze blockieren, weil die Besatzungen sich weigern, über die Laufzeit ihrer Arbeitsverträge hinaus weiterzufahren, hieß es in einem Statement. »Sie schlossen sich mit ihrem Protest dem Aluminiumoxid-Bulker »Unison Jasper« an, der in Newcastle, New South Wales, aufgehalten wurde.q

Das Containerschiff »Conti Stockholm« lag im Hafen von Fremantle, Perth. Das unter liberianischer Flagge fahrende Schiff wird von der deutschen Unternehmen NSB Group gemanagt. Die rumänischen, chinesischen, srilankischen, philippinischen und polnischen Besatzungsmitglieder weigerten sich den Angaben zufolge, das Schiff zu steuern und verlangten nach vielen Monaten auf See die Heimreise. Diese Seeleute hätten nach dem Seearbeitsübereinkommen das Recht, nach Ablauf ihrer Verträge die Arbeit einzustellen und auf Kosten des Arbeitgebers nach Hause zurückgeschickt zu werden, so die ITF.

Mittlerweile ist Schiff wieder unterwegs, die NSB Group bestätigt, dass eine Lösung gefunden wurde und widersprach der ITF: »Die Crew hat sich nicht geweigert zu arbeiten. Drei Seefahrer hatten die Vertragslaufzeit überschritten. Sieben neue Männer standen in Fremantle bereit und wären an Bord gegangen, wenn die lokale Gesetzgebung dies nicht verhindert hätte.« Man sei sich der schwierigen Situation bewusst und habe nun eine Lösung für einen Besatzungswechsel gefunden, der bei einem der nächsten Hafenanläufe durchgeführt werden soll.

Mehr als 17 Monate an Bord

Die Gewerkschaftsorganisation ITF ist der Ansicht, dass das Versäumnis der Regierung, ein wirksames System für Besatzungswechsel einzuführen, unmittelbar dazu geführt hat, »dass mehr Seeleute über einen Vertrag hinaus beschäftigt sind und die Dinge selbst in die Hand nehmen, um nach Hause zurückzukehren«.

Das zweite Schiff ist die unter der Flagge der Marshall-Inseln fahrende »Ben Rinnes«, die gechartert wurde, um Sojaprodukte für Cargill zu transportieren. Das in griechischem Besitz befindliche Massengutschiff lag im Hafen von Geelong, Victoria, nachdem zunächst vier, dann fünf Besatzungsmitglieder der ITF mitgeteilt hatten, dass sie nach Ablauf ihrer Verträge repatriiert werden wollten.

Alle Besatzungsmitglieder der Ben Rinnes, die nach Hause wollen, seien schon länger an Bord, als es die gesetzliche Höchstgrenze zulasse, mit Ausnahme von nur einem, der aber innerhalb der nächsten 30 Tage die Grenze von elf Monaten überschreiten werde, so die ITF.